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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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bedeckte die Augen mit
der Hand.
    »Rega! Lauf weg!« schrie Roland.
    Aber der Drache wälzte sich an ihnen vorbei, ohne
sie zu beachten, geradewegs auf das Tor zu. Die Sartanrunen glühten blau und
rot, doch unbeeindruckt durchbrach das Ungetüm wie ein Rammbock sowohl die magische
Barriere als auch das Tor aus Metall.
    Auf dem Plateau vor den Mauern bäumte er sich
auf, zu einer unfaßlichen Höhe, der Schädel ragte fast so hoch empor wie die
Spitze des Turms. Die Tytanen machten kehrt und ergriffen die Flucht; ihre ungeschlachten
Körper bewegten sich mit einer verwunderlichen, geschmeidigen Anmut.
    »Er hat uns gerettet!« rief Paithan.
    »Reiner Futterneid«, meinte Roland düster.
    »Unsinn!« sagte eine Stimme hinter ihnen.
    Paithan fuhr zusammen und schlug sich den Kopf
an der Laibung an. Roland wirbelte herum, verlor das Gleichgewicht und wäre
beinahe rücklings aus dem Fenster gefallen, hätte Paithan nicht gleichzeitig
das dringende Bedürfnis verspürt, irgendwo Halt zu suchen, und dabei Roland
erwischt. Beide standen da und sahen aus, als wäre das alles ein bißchen viel
für sie.
    Ein alter Mann mit strähnigem weißen Bart, mausgrauen
Gewändern und einem unansehnlichen Hut kam auf sie zugestelzt, schwenkte die
Arme und verbreitete eine Aura immenser Selbstzufriedenheit.
    »Ich habe das gute Tier völlig unter Kontrolle.
Ohne mich wärt ihr zwei beiden jetzt Guavengelee. Ich bin, mit Verlaub, wohl
genau im rechten Moment gekommen. Moses mag ihn ja, könnte man sagen.«
    Der wunderliche Kauz pflanzte sich triumphierend
vor dem Elfen und dem Menschen auf, verschränkte die Arme vor der Brust und
wippte auf den Zehenspitzen.
    »Wer ist Moses?« fragte Paithan schwach.
    »Moses mag ihn ja«, wiederholte der alte
Mann stirnrunzelnd. »Mit den großen Ohren sollte man meinen, könntest du
besser hören. Ich komme zu eurer Rettung herbeigeeilt, genau im richtigen
Moment. Moses mag ihn ja. Das ist Latein«, erklärte er wichtig. »Und
bedeutet… Na, es bedeutet – also, es heißt – ja, daß ich genau im richtigen
Moment zu eurer Rettung herbeigeeilt bin. Genau!«
    »Ich verstehe gar nichts.« Paithan schluckte.
    Roland hatte es die Sprache verschlagen.
    »Natürlich verstehst du das nicht«, sagte der
Alte. »Man muß ein großer und bedeutender Zauberer sein, um das zu verstehen.
Du bist nicht zufällig ein großer und bedeutender Zauberer, oder?« Er wartete
einigermaßen besorgt auf die Antwort.
    »N-nein.« Paithan schüttelte den Kopf.
    »Na siehst du?« Der alte Mann zwinkerte
gönnerhaft.
    Roland holte tief und stockend Atem. »Bist du
nicht – bist du nicht Zifnab?«
    »Bin ich? Warte!« Der Alte schloß die Augen,
streckte die Hände aus. »Sag’s nicht. Laß mich raten. Zifnab. Nein. Das ist es
nicht. Glaube ich.«
    »Wer zum Henker bist du dann?« verlangte Roland
zu wissen.
    Der Alte richtete sich auf, wölbte die Brust und
strich über sein bärtiges Kinn. »Mein Name ist Bond. James Bond.«
    »Nein, Sir«, ließ eine Grabesstimme vom Ende des
Ganges verlauten. »Heute nicht, Sir. Bedaure.«
    Der alte Mann zog den Kopf ein und schob sich
näher an Paithan und Roland heran. »Hört gar nicht hin. Das ist wahrscheinlich
bloß Moneypenny. Die hat’s auf mich abgesehen.«
    »Wir sahen dich sterben!« stieß Paithan hervor.
    »Der Drache hat dich gefressen!« gurgelte
Roland.
    »Ach, sie versuchen immer, mich abzuservieren,
aber fünf Minuten vor Schluß tauche ich wieder aus der Versenkung auf. Ihr
habt nicht zufällig einen trockenen Martini zur Hand?«
    Gemessene Schritte hallten zwischen den Wänden.
Je näher sie kamen, desto nervöser erschien der alte Mann, auch wenn er sich
Mühe gab, das ominöse Geräusch zu ignorieren.
    Ein sehr großer, imposanter Herr tauchte auf,
vielleicht aus dem Halbdunkel im Hintergrund, vielleicht aus dem Nichts. Er
war ganz in düsteres Schwarz gekleidet – schwarzer Rock, schwarze Weste,
schwarze Kniehosen mit schwarzen Schnüren, schwarze Strümpfe und Schuhe mit
silbernen Schnallen. Sein langes Haar war schlohweiß und im Nacken
zusammengebunden, aber sein Gesicht wirkte jung, mit einem gebieterischen Zug
um den Mund. Der Neuankömmling verneigte sich.
    »Master Quindiniar. Master Redleaf. Es freut
mich. Euch wiederzusehen. Bei guter Gesundheit, hoffe ich?«
    »Zifnab ist tot!« beharrte Paithan. »Wir haben
es gesehen!«
    »Man kann nicht alles haben,
bedauerlicherweise.«
    Der Herr in Schwarz seufzte

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