Irrwege
leidgeprüft.
»Entschuldigt mich bitte.« Er wandte sich an den alten Mann, der interessiert
zur Decke blickte. »Es tut mir leid, Sir, aber Ihr könnt heute nicht Mr. Bond
sein.«
Der Alte begann eine Melodie zu summen. »Dum
di-del-um dum-dum, dum, dum. Dum didel-um dum – dum, dum, dum. Bomp-de-um.«
»Sir.« Des imposanten Herrn Stimme bekam eine gewisse
Schärfe. »Ich muß darauf bestehen.«
Sein betagter Schützling schien in sich
zusammenzusinken. Er nahm den Hut ab und drehte ihn zwischen den Händen, dabei
warf er von unten herauf scheue Blicke auf den Herrn in Schwarz.
»Bitte«, flehte er.
»Nein, Sir.«
»Nur heute?«
»Völlig ausgeschlossen, Sir.«
Der alte Mann stieß einen abgrundtiefen Seufzer
aus. »Und wer darf ich sein?«
»Ihr seid Zifnab, Sir.« Der Herr in Schwarz
verbeugte sich leicht.
»Der senile Trottel!« Der alte Mann war empört.
»Wenn Ihr meint, Sir.«
Der Alte kochte und schäumte und zerknautschte
seinen Hut zu einem formlosen Etwas. Plötzlich schrie er auf. »Haha! Ich kann
gar nicht Zifnab sein! Er ist tot!« Er zeigte mit einem knochigen Finger auf
Paithan und Roland. »Frag sie! Bei Odin, ich habe Zeugen!«
»Deus ex machina, Sir. Ihr seid aus der
Versenkung aufgetaucht.«
»Zum Teufel damit!« heulte Zifnab erbittert.
»Ja, Sir«, sagte der Herr in Schwarz ernsthaft.
»Und jetzt, Sir, wenn Ihr mir erlauben wollt, Euch zu erinnern. Der Fürst des
Nexus wartet im Hof…«
»Der Hof… Heilige Mutter! Der Drache!« Paithan
beugte sich gefährlich weit aus dem Fenster. Er klammerte sich an der Brüstung
fest und blinzelte verdutzt. »Er ist weg.«
»Nicht unbedingt, Sir«, bemerkte der Herr in
Schwarz mit einer weiteren leichten Verbeugung. »Wenn ich recht vermute, ist
von mir die Rede. Ich bin der Drache.« Er wandte sich wieder an Zifnab. »Auch
ich habe im Hof zu tun, Sir.«
Der alte Mann machte ein erschrecktes Gesicht.
»Wird es einen Kampf geben?«
»Ich hoffe nicht, Sir«, antwortete der Drache.
Dann wurde seine Stimme weicher. »Aber ich fürchte, ich werde für einige Zeit
abwesend sein, Sir. Doch ich weiß, daß ich Euch in guter Gesellschaft
zurücklasse.«
Zifnab streckte eine zitternde Hand aus. »Du
wirst auf dich achtgeben, nicht wahr, alter Knabe?«
»Ja, Sir. Und Ihr denkt abends an Euren
Schlummertrunk? Der Gesundheit…«
»Ja, selbstverständlich. Schlummertrunk.« Zifnab
wurde rot und warf einen schrägen Blick auf Paithan und Roland.
»Und Ihr werdet den Fürsten des Nexus im Auge behalten?
Dafür sorgen, daß er nichts herausfindet über – Ihr wißt schon.«
»Weiß ich?« fragte Zifnab verwirrt.
»Ja, Sir, das tut Ihr.«
»Na, wenn du es sagst«, meinte Zifnab resigniert.
Der Drache schien darüber nicht sonderlich
erfreut zu sein, aber der alte Mann hatte sich den Hut aufgesetzt und flitzte
den Gang hinunter.
»Meine Herren.« Der Drache verneigte sich ein
letztesmal vor Paithan und Roland. Dann war er verschwunden.
»Ich lasse in Zukunft die Finger von den harten
Sachen.« Roland wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»He, ihr zwei!« Zifnab bremste und schaute sich
nach ihnen um. »Ein bißchen fix!« Mit großartiger Gebärde zeigte er die Treppe
hinunter. »Ihr habt einen Gast! Der Fürst des Nexus ist eingetroffen.«
»Wer immer das schon wieder sein mag«, brummte
Paithan.
Der Elf und der Mensch, verdattert, ratlos, in
der vagen Hoffnung, eventuell doch noch zu erfahren, was eigentlich los war,
trotteten langsam hinter dem alten Mann her.
Als sie an der Tür des Sternendoms vorbeikamen,
fing drinnen die Maschine wieder an zu summen.
----
Kapitel 25
Die Zitadelle,
Pryan
Xar befand sich in übelster Laune. Er war
gezwungen gewesen, vor einer Horde blinder Behemoths davonzulaufen, um dann
vor einem verschlossenen Tor zu stehen, zu dem selbst ein Nichtiger den
Schlüssel besaß. Schließlich und endlich schuldete er, wenn nicht sein Leben,
so doch seine Würde und körperliche Unversehrtheit einem Drachen. Daran hatte
er zu schlucken. Dazu kam das Wissen, daß Haplo fähig gewesen war, in die
Zitadelle hineinzugehen, und er, der Fürst des Nexus, konnte es nicht.
»Falls Haplo die Wahrheit gesagt hat«, murmelte
Sang-drax an seinem Ohr.
Sie standen gleich hinter dem Tor auf einem
freien Platz, dümmlich begafft von den Nichtigen – zwei Frauen und ein Mann –,
genau wie Xar es von ihresgleichen erwartet hatte.
»Haplo hat die Wahrheit gesagt«, wies er seinen
Weitere Kostenlose Bücher