Irrwege
den Eindruck von gesprochenen Worten erweckten.
Beinahe, beinahe konnte er sie verstehen, aber nicht ganz. Und das war
das Aufreizende an dem Summen. Um so mehr Grund, die Zitadelle zu erforschen.
Er machte sich auf den Weg. Das dichte Unterholz
stellte für ihn kein Hindernis dar, seine Magie bahnte ihm einen Pfad. Doch er
behielt die Tytanen im Auge, um nicht von einem Angriff überrascht zu werden.
Die Tytanen beachteten ihn nicht. Ihre
augenlosen Köpfe schauten in die Richtung der Zitadelle, als käme ihnen von
dort das Heil.
Xar hatte sich erst ein kurzes Stück vom Schiff
entfernt, als Sang-drax plötzlich neben ihm auftauchte.
»Das Licht aus der Zitadelle könnte bedeuten,
daß die Sartan ihre Stadt wieder in Besitz genommen haben«, warnte er.
»Haplo berichtete, daß die Zitadelle unbewohnt
ist…«
»Haplo ist ein Verräter und ein Lügner!« zischte
die Drachenschlange.
Xar sah keinen Grund, sich dazu zu äußern.
Während er weiterhin die Tytanen beobachtete, entfernte er sich weiter und
weiter von seinem Schiff. Keiner der Riesen nahm ihn überhaupt zur Kenntnis.
»Ich würde eher sagen, das Licht hat etwas mit
der Inbetriebnahme des Allüberall, zu tun«, meinte er kühl.
»Oder beides trifft zu«, meinte Sang-drax. Und
fügte leise hinzu: »Oder Schlimmeres.«
Xar streifte ihn mit einem geringschätzigen
Blick. »Wie und was auch immer, ich werde es herausfinden. Vielen Dank für
deine Sorge. Du hast meine Erlaubnis, zum Schiff zurückzukehren.«
»Ich habe mich entschlossen. Euch zu begleiten,
Fürst.«
»Tatsächlich? Und was ist mit dieser ›bösen
Macht‹, die dich so in Angst und Schrecken versetzt hat?«
»Es war keine Angst«, erwiderte Sang-drax aufgebracht.
»Ich respektiere einen starken Feind, wie Ihr es auch tun sollt. Man hat mich
gebeten, Nachforschungen anzustellen, deshalb komme ich mit.«
»Wer hat dich gebeten? Ich habe keinen
derartigen Befehl gegeben.«
»Meine Brüder, Fürst. Mit Eurem Einverständnis?«
Xar entdeckte einen Unterton von Sarkasmus in
der einschmeichelnden Stimme, der ihm mißfiel. »Es gibt keinen größeren Feind
als die Sartan, keine stärkere Macht als die ihre – und unsere – im Universum.
Es stünde dir gut an, das zu bedenken. Dir und deinen Brüdern.«
»Selbstverständlich, mein Fürst.« Sang-drax war
ganz der ergebene Diener. »Ich wollte nicht anmaßend sein. Meine Brüder haben
mich gebeten festzustellen, ob ein Zusammenhang zwischen dem Allüberall auf
Arianus und der Zitadelle auf Pryan bestehen könnte.«
Nach Xars Ansicht wies nichts auf eine solche
Verbindung hin. Er dachte nicht weiter darüber nach und trat von der Lichtung
in den Wald. Seine Magie ließ Zweige sich heben, Dornenhecken taten sich auf,
um ihn passieren zu lassen. Er blickte zum Schiff zurück, wo seine Leute
aufgereiht an Deck standen, bereit, ihm beizustehen, sollte sich eine Gefahr
zeigen. Mit einem Wink gab er zu verstehen, daß er die Absicht hatte, seinen
Weg fortzusetzen. Sie sollten beim Schiff bleiben und es bewachen.
Xar umrundete den Stamm eines Baumes und stand
plötzlich vor einem Tytanen, genauer gesagt, vor dessen Schienenbein. Der
Riese grunzte und machte eine unvermutete Bewegung. Sofort traf der Fürst des
Nexus Anstalten, sich zu verteidigen. Aber der Tytane hatte ihn offenbar gar
nicht bemerkt. Er tat einen zögernden, unsicheren Schritt nach vorn.
Xar, der an dem baumhohen Giganten
hinaufblickte, sah auf dem blinden Gesicht einen Ausdruck vollkommenen Glücks.
Auf einmal konnte er die Worte in dem Summen unterscheiden.
Kehrt zurück… Kehrt zurück zu…
Doch gerade als er glaubte, auch den Rest
verstehen zu können, brach das Summen ab. Der Regenbogenschimmer erlosch. Und
obwohl Pryans vier Sonnen unverändert vom Himmel strahlten, schien es plötzlich
dunkler geworden zu sein.
Der Tytane drehte den Kopf. Das augenlose
Gesicht senkte sich zu Xar hinab. Auf den plumpen Zügen malte sich statt
Glückseligkeit zornige Verwirrung.
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Kapitel 24
Die Zitadelle,
Pryan
»Stell die Maschine ab!« brüllte Roland.
»Ich kann nicht!« brüllte Paithan zurück.
»Sie ruft die Tytanen!«
»Vielleicht ja, vielleicht auch nicht. Wer weiß?
Außerdem, sieh dir die Gesellen an; sie benehmen sich, als wären sie
betrunken…«
»Betrunken, meiner Seel’! Du willst einfach
deine kostbare Maschine nicht abwürgen. Das verdammte Ding ist dir wichtiger
als wir!«
»O Roland, das ist nicht
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