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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Tränen aus dem
Gesicht.
    »Du wirst den anderen nichts verraten?«
    »Nein, selbstverständlich nicht. Weshalb sollte
ich?« Aleatha rümpfte hochmütig die Nase. »Sie haben Geheimnisse vor mir –
Paithan und Rega. Ich weiß es. Dies wird unser Geheimnis sein – deins und meins.«
Sie streckte die Hand aus.
    Bei dem einen Zwerg, er liebte sie! Seine
eigene Hand war klein, aber ihre – zart und fein – fügte sich gut in seinen
Griff. Er führte sie den Pfad entlang, bis er zu schmal wurde, um nebeneinander
zu gehen. Er ließ sie los mit der Ermahnung, dicht hinter ihm zu bleiben, um
ihn im Gewirr der Pfade und Hecken nicht unvermutet aus den Augen zu verlieren.
    Seine Ermahnung war unnötig. Die Hecken waren
hoch und bildeten an vielen Stellen regelrechte Tunnel, die jede Orientierung
unmöglich machten. Drinnen herrschte ein grünes Zwielicht, es war kühl und
sehr, sehr still.
    Zu Anfang versuchte Aleatha, sich den Weg
einzuprägen – zweimal rechts, einmal links, wieder rechts, wieder links, noch
zweimal links, um die Plastik eines Fisches herum. Aber danach war es aus. Sie
kam durcheinander und hatte keine Ahnung mehr, wo sie sich befand. Folglich
blieb sie ihrem Führer so dicht auf den Fersen, daß sie ihn beinahe zu Fall
brachte; ihr langer Rock geriet ihm unter die Füße, und ständig zupfte sie ihn
am Ärmel.
    »Woher weißt du, wo es langgeht?« erkundigte sie
sich nervös.
    Er zuckte mit den Schultern. »Mein Volk lebt
seit undenklichen Zeiten in unterirdischen Gängen. Im Gegensatz zu euch
finden wir uns auch zurecht, ohne die Sonne oder den Himmel zu sehen. Außerdem,
die Wege folgen einem bestimmten Muster. Es beruht auf Mathematik. Ich kann es
erklären«, erbot er sich.
    »Lieber nicht. Ich kann nicht einmal bis zehn
zählen, ohne die Finger zur Hilfe zu nehmen. Ist es noch weit?« Aleatha hatte
nie viel für körperliche Anstrengungen übrig gehabt.
    »Nicht mehr weit. Und es gibt einen Platz zum
Ausruhen, wenn wir da sind.«
    Aleatha seufzte. Die ersten zehn Minuten war es
richtig spannend gewesen. Herrlich gruselig zwischen den Hecken und spaßig,
sich auszumalen, man hätte sich verlaufen, in der beruhigenden Gewißheit, daß
gar nichts passieren konnte. Doch allmählich wurde ihr langweilig. Ihre Füße in
den zierlichen Schuhen taten weh.
    Und sie mußten den ganzen Weg wieder
zurückgehen.
    Müde und übellaunig beäugte sie Drugar mit neu
erwachtem Mißtrauen. Er hatte immerhin einmal versucht, sie alle umzubringen.
Wenn er sie nun in irgendeiner finsteren Absicht hierhergelockt hatte? Weit
weg von den anderen, würde niemand ihre Schreie hören. Sie blieb stehen, sah
über die Schulter und spielte mit dem Gedanken, einfach umzukehren.
    Ihr Herz sank. Sie hatte keine Ahnung, welche
Richtung sie einschlagen mußte. Nach rechts? Oder vielleicht waren sie gar
nicht abgebogen, sondern hatten den mittleren Weg genommen?
    Drugar blieb so abrupt stehen, daß Aleatha, den
Blick immer noch nach hinten gewendet, gegen ihn stolperte.
    »Ver-Verzeihung«, stammelte sie, hielt sich an
seinen Schultern fest und zog hastig die Hände zurück, als hätte sie sich verbrannt.
    Er blickte zu ihr auf, seine Miene verdüsterte
sich.
    »Hab keine Angst«, sagte er, weil er den
erschreckten Unterton in ihrer Stimme gehört hatte. »Wir sind da.« Er deutete
mit der Hand nach vorn. »Dies ist, was ich dir zeigen wollte.«
    Aleatha blickte sich um. Sie waren aus dem
Labyrinth herausgetreten. Ein Rund terrassenförmig aufsteigender
Marmorsitzreihen umschloß einen freien Platz. Das Pflaster war ein Mosaik aus
unterschiedlich gefärbten Steinen, die einen Strahlenkranz bildeten. In der
Mitte gab es mehrere von den merkwürdigen Zeichen wie auf dem Anhänger, den der
Zwerg um den Hals trug. Über ihnen spannte sich der offene Himmel, und von
ihrem Platz aus sah Aleatha die Spitze des höchsten Turms der Zitadelle. Sie
stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Wenigstens hatte sie jetzt eine
Vorstellung davon, wo sie sich befand – das Amphitheater. Nur, das half ihr
auch nicht, den Rückweg zu finden.
    »Sehr hübsch«, meinte sie zu dem Strahlenkranz
aus farbigen Ziegeln, um Drugar eine Freude zu machen.
    Sie hätte gerne etwas gerastet; an dem Ort
herrschte eine ruhige, friedvolle Atmosphäre, die zum Verweilen einlud.
    Aber die Stille machte sie nervös – das und der
Zwerg, der sie aus seinen unergründlichen schwarzen Augen ansah.
    »Nun, das war ein

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