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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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nur, daß auch Marit
von dieser Einmischung überrascht zu sein schien und nach dem Sprecher Ausschau
hielt.
    »Ich besaß eine solche Waffe.« Hugh Mordhand
nahm die Pfeife aus dem Mund. »Aber sie ging verloren, und das weiß sie ganz
genau!« Er deutete mit dem Pfeifenstiel auf Marit.
    Nur es war keine Pfeife.
    »Gesegneter Sartan!« schrie Alfred entsetzt auf.
    Der Assassine hielt den Todesdolch in der Hand,
die eiserne Klinge mit den eingravierten Sartanrunen des Todes.
    Hugh Mordhand warf voller Abscheu die
fluchbeladene Waffe von sich. Sie fiel zu Boden, wo sie sich wand und zuckte
wie etwas Lebendiges.
    Die Tätowierungen an Haplos Körper erwachten zum
Leben, wie auch die Tätowierungen von Vasu, Marit und jedem anderen Patryn in
der Nähe.
    »Hebt das Messer auf, Sir Hugh«, sagte Alfred
mit blassen, zitternden Lippen.
    »Nein!« Mordhand schüttelte nachdrücklich den
Kopf. »Ich fasse das verdammte Ding nicht an.«
    »Hebt es auf!« wiederholte Alfred mit erhobener
Stimme. »Es fühlt sich bedroht! Rasch!«
    »Tu’s!« sagte Haplo grimmig, während er den Hund
festhielt, der das komische Ding beschnüffeln wollte.
    Widerstrebend, als wäre er im Begriff, eine
giftige Schlange am Genick zu packen, bückte Hugh Mordhand sich und hob den
Dolch auf. Er betrachtete ihn mit gerunzelten Brauen.
    »Ich schwöre, ich wußte nicht, daß ich ihn
hatte. Meine Pfeife…«
    »Die Klinge trennt sich nicht von ihrem Herrn«,
warf Alfred ein. Er machte ein unglückliches Gesicht. »Ich wunderte mich
gleich, als ihr sagtet, sie wäre verlorengegangen. Sie suchte einen Weg, bei
ihm zu bleiben, und es gelang ihr, indem sie die Gestalt seines kostbarsten
Besitztums annahm…«
    »Ich will mir nicht anmaßen, hier Befehle zu
geben«, Haplo wandte den Blick nicht von dem Dolch, der immer noch glühte und
vibrierte. »Aber es wäre besser, wenn die Straße geräumt wird. Diese Waffe ist
eine große Gefahr.«
    »Und sie nimmt zu«, fügte Alfred leise hinzu und
errötete vor Scham. Soviel zu den Sünden der Väter. »Mit all den Leuten
ringsum…«
    »Ja, das kann ich spüren«, nickte Vasu grimmig.
»Ihr alle, geht in eure Häuser und nehmt die Kinder mit.«
    Nehmt die Kinder mit. Ein kleines Mädchen
schob sich ahnungslos in die vorderste Reihe, um auch etwas sehen zu können.
Ein ovales Gesichtchen, spitzes Kinn – fast wie Marits. Und im richtigen Alter…
    Ein Mann trat zu der Kleinen, legte ihr
schützend die Hand auf die Schulter und zog sie zurück. Sein Blick und Haplos
trafen sich für einen kurzen Moment. Haplo fühlte, wie sein Gesicht brannte.
Der Mann führte das Kind weg.
    Die Menge verlief sich rasch, man gehorchte der
Anweisung des Obmanns, ohne Fragen zu stellen. Doch Haplo sah Gesichter,
Augen, die ihn aus den Schatten beobachteten, mißtrauisch, feindselig. Er
ahnte, daß viele Hände an den Waffen lagen.
    Und wessen Stimme war das gewesen, die vorhin gesprochen
hatte? Und welche Macht veranlaßte den Dolch, seine wahre Gestalt anzunehmen?
    »Alfred.« Haplo rieb sich die Stirn. »Warum hat
der Dolch sich nicht verwandelt, als die Tigermänner uns angriffen?«
    Der Sartan schüttelte den Kopf. »Ich bin mir
nicht sicher. Aber Sir Hugh bekam einen Schlag auf den Kopf und war
bewußtlos.«
    Eine mögliche Erklärung. Oder vielleicht hatte
der Dolch die Tigermänner gerufen.
    »Nie zuvor in der Geschichte Abris hat einer der
Unseren eine solche Gefahr in unsere Mitte gebracht«, sagte Vasu. Die braunen
Augen blickten hart, streng, unversöhnlich.
    »Ihr müßt sie ins Gefängnis werfen, Obmann«,
drängte Marit. »Fürst Xar kommt. Er wird über sie richten.«
    Aha, dachte Haplo. Xar kommt. Wie lange weiß sie
das schon? In dem Licht betrachtet, ergab so manches einen Sinn…
    »Es widerstrebt mir, einen der Unseren
gefangenzunehmen. Wirst du, Haplo, in Abri darauf warten, daß Fürst Xar
eintrifft?« fragte Vasu. »Gibst du mir dein Ehrenwort, daß du nicht versuchen
wirst zu fliehen?«
    Haplo zögerte. Er sah sein eigenes Spiegelbild
in den klaren gütigen Augen des Obmanns, und in diesem Moment traf er seine
Entscheidung. Er erkannte sich selbst.
    »Nein, ich werde ein solches Versprechen nicht
geben, denn ich könnte es nicht halten. Fürst Xar ist nicht länger mein
Gebieter. Er ist dem Bösen anheimgefallen. Sein Streben ist nicht zu herrschen,
sondern zu unterdrücken. Ich habe gesehen, wohin solches Streben führt. Ich
werde ihm nicht länger folgen

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