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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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geborgen.
    Eine Hand schloß sich um ihren Arm. Marit hatte
den Dolch gezückt, bevor sie erkannte, wer sie festhielt.
    Ein anderer Patryn. Sie ließ den Dolch sinken,
behielt ihn aber in der Hand. Das Gesicht des Mannes war verdeckt von seinem
langen Haar, das ihm zottig über die Augen hing. Das warnende Prickeln auf
ihrer Haut hatte nicht aufgehört, im Gegenteil, es wurde stärker.
    Marit wich vor dem fremden Patryn zurück, dabei
fiel ihr auf, daß seine Magie nicht auf die Nähe von Gefahr reagierte, die
Tätowierungen an seinen Armen leuchteten nicht. Konnten nicht leuchten,
es waren keine echten Sigel, nur Nachahmungen.
    Sie verschwendete keine Zeit mit Reden oder Nachdenken,
mit wem oder was sie es zu tun hatte. Wer viele Fragen stellte, lebte meistens
nicht lange genug, um die Antwort zu hören.
    Manche Lebewesen im Labyrinth, wie zum Beispiel
der Boggelboe, hatten die Gabe, ihre Gestalt zu verändern. Marit umklammerte
den Dolchgriff fester und stürzte sich auf den Betrüger.
    Ihre Waffe verschwand, zu Rauch geworden, der
harmlos im Wind zerflatterte.
    »Ah, du erkennst mich«, sagte eine vertraute
Stimme. »Ich dachte es mir.«
    Nein, sie hatte ihn nicht erkannt. Sie wußte, er
war kein Patryn, aber sie erkannte ihn erst, als er das wirre Haar aus dem
Gesicht strich und das einzelne rote Auge zum Vorschein kam.
    »Sang-drax«, sagte sie verdrießlich. Während sie
von Rechts wegen hätte erfreut sein sollen, einen Verbündeten zu sehen, wuchs
ihr Unbehagen. »Was willst du?«
    »Hat Fürst Xar dich nicht über mein Kommen informiert?«
Das rote Auge glühte.
    »Mein Gebieter hat mich über sein Kommen
informiert«, entgegnete Marit frostig. Die Erinnerung an den gräßlichen
Anblick der Drachenschlangen von Chelestra drängte sich ihr auf. Sie fühlte
sich unwohl in Sangdrax’ Gegenwart und suchte nach einem Vorwand, ihn
stehenzulassen. »Ist Xar hier? Dann will ich zu ihm…«
    »Der Fürst ist unglücklicherweise aufgehalten
worden«, fiel Sang-drax ihr ins Wort. »Ich komme in seinem Auftrag, um Haplo
zu holen.«
    »Mein Gebieter hat ausdrücklich erklärt, er käme«,
beharrte Marit. Die Situation behagte ihr nicht; sie fragte sich, was das
alles bedeuten sollte. »Er hätte mich über eine Änderung seiner Pläne
unterrichtet.«
    »Fürst Xar hat zur Zeit einige Schwierigkeiten,
was die Kommunikation betrifft«, erwiderte Sang-drax, und trotz des
respektvollen Tonfalls glaubte Marit, heimlichen Spott in seiner Stimme zu
hören.
    »Wenn du den Auftrag hast, Haplo zu holen,
solltest du dich auf den Weg machen«, sagte sie kühl. »Was willst du von mir?«
    »Nun, zu Haplo zu gelangen stellt für mich ein
gewisses Problem dar.« Sang-drax rieb sich verlegen die Hände. »Es ist mir
gelungen, ihn gefangennehmen zu lassen, aber ich…«
    »Du warst es! Du wußtest von dem Dolch!«
    »Ohne respektlos sein zu wollen, aber Obmann
Vasu ist ein hirnloser Narr. Er wäre imstande gewesen, Haplo und seine
Spießgesellen ungehindert in der Stadt herumspazieren zu lassen – sehr zum
Mißfallen des Fürsten. Ich sah, daß du keine Anstalten machtest, etwas
zu unternehmen« – Sang-drax’ rotes Auge funkelte – »also war meine Wenigkeit
gezwungen zu improvisieren.
    Wie schon gesagt, mein Ziel war es, Haplo in
einen Kerker sperren zu lassen, wo er hilflos ist – sowohl er als auch sein
Kumpan, dieser Sartan. Das ermöglicht mir, mich seiner zu bemächtigen, ohne
Mühe, ohne Kampf, ohne deine Landsleute zu gefährden.« Die Drachenschlange
neigte den Kopf zur Schulter, das rote Auge verschwand hinter dem gesenkten
Lid.
    »Aber jetzt kannst du nicht zu ihm«, vermutete
Marit.
    »Leider wahr.« Sang-drax lächelte und zuckte mit
entwaffnender Offenheit die Schultern. »Die Wachen würden mich augenblicklich
als Betrüger entlarven. Aber wenn du mich begleitest…«
    Marit biß die Zähne zusammen. Es kostete sie
ungeheure Überwindung, so dicht bei der Kreatur auszuharren. Ihr Instinkt
drängte sie, zu töten oder die Flucht zu ergreifen.
    »Wir sollten uns beeilen«, drängte Sang-drax,
der ihr Zögern bemerkte. »Die anfängliche Verwirrung ausnutzen.«
    »Ich muß erst mit meinem Gebieter sprechen. Was
du sagst, steht im Widerspruch zu meinen früheren Anweisungen. Ich muß mich
vergewissern, daß du nach dem Willen des Fürsten handelst.«
    Sang-drax machte keinen erfreuten Eindruck. »Es
dürfte dir schwerfallen, mit ihm Verbindung aufzunehmen. Er ist, wie

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