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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Hoheit.« Sang-drax
schien seine Fassung wiedergewonnen zu haben, auch wenn sein Blick immer noch
an der Schuppe zwischen Xars Daumen und Zeigefinger hing. »Was könnte ein Drachen
– einer meiner Vettern, zum Beispiel – mit diesem verrückten alten Mann zu tun
haben? Ich werde gehen und den Wachen Bescheid sagen.«
    »Ich gebe die Befehle…« wollte Xar ihn
zurechtweisen, aber er sprach in die Luft hinein. Sang-drax war nicht mehr da.
    Der Fürst schaute sich in der leeren Zelle um,
ein beklemmendes, für ihn neues Gefühl des Unbehagens breitete sich in ihm
aus.
    »Was geht hier vor?« war er gezwungen, sich zu
fragen, und allein die Tatsache, daß er diese Frage stellen mußte, bewies dem
Fürsten des Nexus, daß er die Übersicht verloren hatte.
    Xar hatte oft in seinem Leben Angst gehabt. Sie
war sein treuer Begleiter, wann immer er das Labyrinth betrat. Doch sie lahmte
ihn nicht; er war fähig, mit seiner Angst zu ringen und sich ihre Energien
nutzbar zu machen, weil er wußte, er hielt die Fäden in der Hand. Zwar wußte
er nicht, welchen Feind das Labyrinth gegen ihn aufbieten würde, doch er
kannte alle Gegner, kannte ihre Stärken, ihre Schwächen.
    Doch jetzt türmten sich Fragen über Fragen. Wie
war es dem einfältigen alten Mann gelungen zu entkommen? Noch wichtiger, wovor
hatte Sang-drax solche Angst? Was verschwieg er?
    »Haplo hat den Drachenschlangen nicht getraut«,
sagte der Fürst vor sich hin und betrachtete die Schuppe auf seinem
Handteller. »Er hat mich vor ihnen gewarnt. Genau wie der Narr da hinten in
seiner Zelle. Nicht…« Xar runzelte die Stirn »… daß ich einem von ihnen Glauben
schenken würde, weder Haplo noch Samah. Doch ich begreife langsam, daß diese
Schlangen ihre eigenen Ziele verfolgen, die sich nicht unbedingt mit meinen
Interessen decken.
    Ja, Haplo hat mich vor ihnen gewarnt. Aber wenn
er das nur getan hätte, damit ich nicht auf den Gedanken komme, er könnte mit
ihnen verbündet sein? Schließlich haben sie ihn einmal ›Meister‹ genannt. 5 Er hat es mir gestanden. Und Kleitus spricht mit ihnen. Vielleicht haben sich
alle gegen mich verschworen.«
    Xar schaute sich noch einmal um. Die Fackel
brannte nieder, die Schatten verdichteten sich, kreisten ihn ein. Der Fürst des
Nexus bedurfte keines künstlichen Lichts, die eintätowierten Runenzeichen auf
seiner Haut konnten das Dunkel erhellen, wenn er es wünschte. Er warf die
nutzlose Fackel weg und vertrieb die Schatten kraft seiner Magie. Diese Welt,
Abarrach, war ein Ort, der ihm nicht gefiel. Ständig hatte er das Gefühl zu
ersticken. Die Luft war drückend schwer, und obwohl die Runen ihn vor dem Gift
schützten, vermochten sie nichts an dem beißenden Schwefelgestank oder dem
süßlichen Geruch nach Verwesung zu ändern.
    »Ich muß handeln, und das schnell«, sagte er.
    Und zuerst galt es, die Position des Siebenten
Tores herauszufinden.
    Xar verließ Zifnabs Zelle und machte sich eilig
auf den Rückweg. Der Lazar, der sich Jonathon nannte (wo hatte er den Namen
schon gehört? Von Haplo, unzweifelhaft, aber in welchem Zusammenhang?), stand
auf dem Gang, regungslos, doch sein Schemen huschte ruhelos umher, in einer
Art, die Xars Selbstbeherrschung auf die Probe stellte.
    »Du hast deinen Zweck erfüllt«, beschied er den
Untoten. »Ich brauche dich nicht mehr.«
    Der Lazar gab keine Antwort, erhob keine
Einwände. Er entfernte sich stumm.
    Xar wartete, bis man nur noch die Schritte
hörte, dann verbannte er den seltsamen Lazar aus seinen Gedanken, die
Drachenschuppe und Sang-drax ebenfalls und richtete seine Aufmerksamkeit auf das
wirklich Wichtige. Auf Samah.
    Der Leichnam lag auf der Steinbank, scheinbar in
friedlichem Schlummer. Xar ballte unwillkürlich die Fäuste.
    »Steh auf!« rief er. »Ich will mit dir reden.«
    Der Leichnam rührte sich nicht.
    Ein Gefühl der Panik ergriff von dem Fürsten
Besitz. Ihm fiel auf, daß Samahs Augen geschlossen waren. Kein Lazar, den er je
gesehen hatte, ging mit geschlossenen Augen umher, genausowenig wie ein
Lebender. Xar beugte sich über den Sartan und hob eines der schlaffen Lider.
    Die Augen waren leer. Kein unheiliger Funke irrlichterte
in ihren Tiefen. Das Schemen war verschwunden, fort.
    Samah war frei.
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Kapitel 4
Nekropolis,
Abarrach
    Marit brauchte nicht lange, um sich auf die Reise
vorzubereiten. In den Schränken und Truhen der in der Blutnacht getöteten
Sartan suchte sie nach etwas zum Anziehen und

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