Irrwege
zog den Todesdolch und stellte
sich vor Haplo. Sang-drax lachte. Also erst dieser Nichtige, dann Haplo.
Doch plötzlich sah er sich einem Tytanen
gegenüber, der einen jungen Baum als Keule schwang. Sang-drax duckte sich und
wich aus. Seine Gefährten schleuderten Speere und Magie auf den aus dem Nichts
aufgetauchten Gegner. Aber weder das eine noch das andere vermochte etwas
gegen den Todesdolch auszurichten.
»Zurück!« rief Sang-drax. Er schenkte Haplo ein
tückisches Grinsen. »Ein schlauer Plan. Aber was tut ihr jetzt? Kommt,
Freunde. Überlassen wir es dem Tytanen, ihnen den Garaus zu machen.«
Die Drachenschlangen verschwanden.
»Hugh, halte ihn auf!« schrie Haplo.
Aber der Todesdolch war geschaffen worden, um Patryn
zu töten. Der Tytane wütete durch das Verlies, schmetterte die Keule gegen die
Wände, drehte witternd den augenlosen Kopf in alle Richtungen.
Runen brannten in der Luft, doch wieder
erloschen sie wirkungslos.
»Das habe ich befürchtet.« Vasu ballte
enttäuscht die Fäuste. »Die Schlangen haben diesen Raum mit einem Gegenzauber
belegt. Ich bin machtlos.«
Das Gesicht des Tytanen folgte dem Klang von
Vasus Stimme.
»Nicht angreifen!« Haplo hielt Marit zurück, die
sich anschickte, ihren Speer zu werfen. »Wenn er sich nicht bedroht fühlt,
verschont er uns möglicherweise.«
»Ich denke, solange noch irgendein Patryn am
Leben ist, wird er sich bedroht fühlen«, bemerkte Hugh grimmig.
Der Tytane kam näher, Mordhand sprang auf ihn
zu, brüllte und schwenkte die Arme, um ihn abzulenken. Haplo schnappte sich
Alfred den Ohnmächtigen und zerrte ihn aus der Gefahrenzone, damit er nicht von
den Füßen des Riesen zertreten wurde.
Vasu und Marit versuchten, in den Rücken des
Tytanen zu kommen, um ihn von hinten zu attackieren. Er ahnte ihr Manöver,
wirbelte herum und schlug zu. Die gewaltige Keule fuhr pfeifend durch die Luft
und traf mit ungeheurer Gewalt die Wand hinter Marit. Hätte sie sich nicht
flach auf den Boden geworfen, hätte der Schlag ihr den Kopf zermalmt.
Haplo schlug Alfred links und rechts ins
Gesicht. »Wach auf! Verflucht, wach auf! Ich brauche dich!«
Der Hund war ihm behilflich, indem er Alfred die
Wangen abschleckte.
Inzwischen erschütterten die stampfenden
Schritte des Tytanen die Höhle. Hugh Mordhand stand schützend vor Haplo. Vasu
versuchte erneut, seine Magie zu gebrauchen – wieder ohne Erfolg.
»Alfred!« Haplo schüttelte den Sartan, bis ihm
die Zähne aufeinanderklapperten.
Alfred öffnete die Augen, warf einen entsetzten
Blick auf den wutschnaubenden Tytanen, stieß einen leisen Seufzer aus und
schloß die Augen wieder.
»Untersteh dich!« Haplo packte den Sartan am Kragen
und zwang ihn, sich hinzusetzen. »Das ist kein wirklicher Tytane, sondern
dieser verfluchte Sartandolch! Es muß irgendeine Art von Magie geben, mit der
du ihn aufhalten kannst! Denk nach! Oder er bringt uns alle um!«
»Magie!« wiederholte Alfred, als wäre das eine
ganz neue und originelle Idee. »Sartanmagie. Du hast recht. Ich glaube, ich
weiß etwas.«
Er kam wackelig auf die Beine. Der Tytane
beachtete ihn nicht, sein augenloses Gesicht war den Patryn zugewendet. Eine
riesige Hand wischte Hugh Mordhand zur Seite. Der Riese hatte es auf Haplo
abgesehen.
Alfred trat ihm in den Weg. Eine komische Figur
in seiner schäbigen Kammerdienerlivree und mit dem schütteren Haarkranz um den
kahlen Schädel, hob er feierlich eine zitternde Hand und sagte mit schwankender
Stimme: »Halt!«
Der Tytane verschwand.
Auf dem Höhlenboden vor Hughs Füßen lag der Todesdolch.
Er vibrierte noch vor unheiliger Lebendigkeit, die Runen auf seiner Klinge
leuchteten, aber dann war ein letztes Rackern zu sehen, und der magische Glanz
erlosch.
»Ist er jetzt sicher?« fragte Haplo. Er ließ die
Waffe nicht aus den Augen, als wäre sie eine Schlange, die jeden Augenblick
wieder zustoßen konnte.
»Ja«, nickte Alfred. »Solange keine Gefahr
auftaucht, die Sir Hugh bedroht.«
Haplo wandte sich von dem Dolch ab und dem
Sartan zu, der unter seinem flammenden Blick immer kleiner wurde. »Gehe ich
recht in der Annahme, du hättest das schon die ganze Zeit tun können? Dich
einfach hinstellen und auf Sartan Halt sagen?«
»Ich – ich glaube, ja. Aber der Gedanke ist mir
erst gekommen, als du davon gesprochen hast. Und ich war nicht ganz sicher, ob
es funktioniert. Doch als ich darüber nachdachte, erschien es mir logisch, daß
der
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