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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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geglaubt hatte, sie wären leer und verlassen, wimmelten plötzlich von Patryn.
Kein Wunder, daß sie sie nicht gesehen hatte. Sie waren alle vermummt, um die
warnend schimmernden Tätowierungen an ihren Körpern zu verbergen. Auf ein
Zeichen von Vasu verließen die Patryn ihre Posten und bewegten sich lautlos auf
den Höhleneingang zu.
    Vasu umfaßte mit der Rechten Marits Hand,
während er mit der Linken rasch eine Anzahl von Runen in die Luft zeichnete.
Die Sigel hüllten beide ein, loderten blau und rot, und dann fiel Dunkelheit
herab.
    Haplo lag auf einer niedrigen Pritsche und
starrte zur Decke hinauf. Wie die Wände der kleinen, annähernd quadratischen
Zelle war auch die Decke mit blau und rot schimmernden Runen bedeckt. Diese und
vier kleine, brennende Ölsteine in den Ecken spendeten die einzige Helligkeit.
    »Ganz ruhig, alter Junge«, sagte er zu dem Hund.
    Der Vierbeiner war aufgeregt und unglücklich.
Rastlos lief er in dem engen Gelaß hin und her, bis er Haplo mit seiner
Nervosität ansteckte. Auch als er sich schließlich hinlegte, hielt er den Kopf
erhoben und lauschte mit gespitzten Ohren auf Geräusche, die nur er hören konnte.
Manchmal stieg ein tiefes Grollen aus seiner Brust.
    Haplo besänftigte ihn, so gut er konnte,
tätschelte ihm den Kopf und sagte, alles wäre gut.
    Warum, verflucht, tätschelte ihm keiner den Kopf
und sagte, alles ist gut? Keiner seiner Leidensgenossen war ein großer Trost.
    Alfred war fasziniert von dem magischen Verlies,
von den Runen im Stein, von dem Zauber, der alle Möglichkeiten auf die einzige
Möglichkeit reduzierte. Er löcherte Haplo mit Fragen, erging sich in
Lobeshymnen darüber, wie brillant das alles war, bis Haplo sich sehnlichst nur
noch eine einzige Möglichkeit wünschte, und das war ein Fenster, aus dem er
Alfred werfen konnte.
    Zu guter Letzt schlief der Sartan ein und lag
leise schnarchend auf seiner Pritsche.
    Hugh Mordhand hatte noch kein einziges Wort gesprochen.
Er saß aufrecht auf seiner Bettstatt, so weit von der runenschimmernden Wand
entfernt wie möglich. Seine linke Hand schloß und öffnete sich unaufhörlich.
Ab und zu hob er sie zum Mund, als hielte sie die geliebte Pfeife. Dann fiel
ein Schatten über sein Gesicht, er runzelte die Stirn und ließ die Hand wieder
aufs Knie sinken, wo sie lag und sich schloß, öffnete, schloß, öffnete…
    »Du kannst die Pfeife ruhig nehmen«, erklärte
Haplo. »Es ist eine echte Pfeife, solange nichts dich bedroht.«
    Hugh Mordhand schüttelte verdrossen den Kopf.
»Unter keinen Umständen. Ich weiß, was es wirklich ist. Wenn ich sie in
den Mund nehme, schmecke ich das Blut daran. Verflucht sei der Tag, an dem ich
diesen Todesdolch zum erstenmal gesehen habe.«
    Haplo legte sich hin. Gestrandet in der Zeit,
war er zur Tatenlosigkeit verurteilt, aber seine Gedanken konnte er ungehindert
wandern lassen. Viel kam nicht dabei heraus. Sie drehten sich ständig im Kreis
– gingen nirgends hin, kehrten wieder zum Anfang zurück.
    Marit hatte ihn verraten. Sie wollte ihn Xar
ausliefern. Hatte er etwas anderes erwartet? Schließlich war sie geschickt
worden, um ihn zu töten. Gut, aber weshalb hatte sie es nicht getan, als sich
die Gelegenheit bot? Sie waren quitt. Sie hatte ihm das Leben gerettet. Dem
Gesetz war Genüge getan, falls sie sich je um das Gesetz geschert hatte. Oder
es war nur ein Vorwand gewesen. Warum der Sinneswandel? Und Xar kam, um ihn zu
holen. Warum? Und war das wichtig? Marit hatte ihn verraten…
    Er blickte auf und sah Marit vor sich stehen.
    »Haplo!« Sie stieß einen erleichterten Seufzer
aus. »Du lebst! Du lebst!«
    Haplo sprang auf und starrte sie an. Und
plötzlich lag sie in seinen Armen, und er lag in ihren Armen, keiner wußte, wie
das passiert war. Der Hund wollte auch mit dabei sein und drängte sich
schweifwedelnd zwischen sie.
    Er hielt Marit fest umschlungen. Die Fragen –
unwichtig. Nichts war mehr wichtig. Nicht der Verrat, nicht die Gefahr –
welche Gefahr? –, die sie hergeführt hatte. In diesem Augenblick war Haplo
alles willkommen. Wenn doch in diesem Augenblick die Zeit stehenbliebe, damit
er niemals endete.
    Die Sigel an den Wänden flackerten und
erloschen. Vasu stand mitten in der kleinen Zelle, der Bann war gebrochen.
    »Sang-drax«, sagte Marit, und mehr brauchte sie
gar nicht zu sagen. »Er ist hier. Er kommt, um dich zu töten.«
    »Wie? Was? Was ist los?« Alfred setzte sich auf
und blinzelte wie

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