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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Todesdolch ist jetzt völlig ungefährlich«,
versicherte ihm Alfred. »Und Sir Hugh weiß, wie er ihn kontrollieren kann.
Morgen allerdings, wenn es zum Kampf kommt…«
    Hugh Mordhand zwinkerte ihm zu. »Ich habe so meine
eigenen Vorstellungen. Keine Sorge.«
    Alfred seufzte und ließ betrübt den Blick über
die Stadt wandern.
    »Wir haben alles getan, was man tun kann«,
meinte Vasu und seufzte ebenfalls. »Ich für meinen Teil habe Hunger. Darf ich
Euch in mein Haus einladen? Ich bin sicher, auch Ihr seid hungrig und durstig.«
    Alfred war erfreut. »Es wäre mir eine Ehre.«
    Auf dem Weg durch die Straßen machte Alfred die
Beobachtung, daß – ganz gleich wie beschäftigt oder gedankenversunken – jeder
Patryn, dem sie begegneten, Vasu seinen Respekt erwies, wenn auch nur mit
einem leichten Kopfnicken oder einem rasch in die Luft gezeichneten rituellen
Sigel der Freundschaft. Und Vasu erwiderte unfehlbar den Gruß.
    Sein Haus unterschied sich in nichts von dem
irgendeines anderen Patryn, außer daß es älter zu sein schien als die meisten
und für sich stand. An den Berg gelehnt, glich es einem erfahrenen Kämpen, der
mit sicherer Rückendeckung den anstürmenden Feind erwartet.
    Vasu ging voraus. Alfred stolperte natürlich
über die Schwelle, war aber diesmal geistesgegenwärtig genug, sich zu fangen,
bevor er auf die Nase fiel. In den Räumen herrschte Ordnung und Sauberkeit;
wie in allen Patrynbehausungen gab es so gut wie keine Möbel.
    »Ihr seid nicht verhei… gebunden?« fragte
Alfred, während er sich unbeholfen auf dem Boden niederließ und versuchte,
seine langen Beine irgendwo unterzubringen.
    Vasu nahm Brot aus einem Korb unter der Decke.
    Reihen von Würsten, die ebenfalls von der Decke
hingen, weckten in Alfred liebevolle Erinnerungen an Haplos Hund.
    »Nein, zur Zeit lebe ich allein.« Vasu
vervollständigte die einfache Mahlzeit mit Früchten, die Alfred fremd waren.
»Ich bin noch nicht lange Obmann. Ich habe die Nachfolge meines Vaters
angetreten, der erst vor kurzem verstorben ist.«
    »Ich bedaure Euren Verlust«, sagte Alfred
förmlich.
    »Er hatte ein erfülltes Leben«, erklärte Vasu.
Er stellte die Speisen zwischen ihnen auf den Boden und nahm dann Alfred
gegenüber Platz. »Das Amt ist seit Generationen in der Familie. Natürlich hat
jeder Mann, jede Frau das Recht, uns herauszufordern, aber das ist nie
geschehen. Mein Vater bemühte sich sehr, gut zu regieren, und ich strebe nach
bestem Vermögen danach, seinem guten Beispiel zu folgen.«
    »Es scheint Euch zu gelingen.«
    »Ich hoffe es.« Vasus Blick ging zu dem kleinen
Fenster und in die Dunkelheit hinaus. »Nie hat mein Volk sich einer so großen
Herausforderung gegenübergesehen, einer so großen Gefahr.«
    »Was ist mit dem Letzten Tor?« fragte Alfred
schüchtern. Ihm war unbehaglich bewußt, daß es ihm nicht zustand, sich
einzumischen, und daß er von den Verhältnissen im Labyrinth beschämend wenig
Ahnung hatte. »Sollte man nicht einen Boten ausschicken, um die – die Leute
dort zu warnen?«
    Vasu seufzte verhalten. »Das Letzte Tor ist
weit, weit entfernt von hier. Unmöglich, daß ein Bote es rechtzeitig erreicht
– oder lebendig.«
    Alfred senkte den Blick auf das Essen, aber ihm
war der Appetit vergangen.
    »Doch genug von diesen trübseligen Gesprächen.«
Vasu wandte sich händereibend der Mahlzeit zu. »Essen hält Leib und Seele
zusammen, und wir brauchen unsere Kräfte. Wer weiß, ob dies nicht für lange
Zeit das letztemal ist, daß wir in Frieden beieinandersitzen können. Soll ich
den Segen sprechen? Oder wollt Ihr?«
    »Oh, übernehmt Ihr das!« sagte Alfred hastig und
wurde rot. Er hatte keine Ahnung, was ein Patryn für einen angemessenen Segen
halten mochte.
    Vasu breitete die Hände aus und begann zu
sprechen. Alfred fiel unbewußt mit ein, wiederholte die Worte, ohne zu denken –
bis ihm zu Bewußtsein kam, daß Vasu den Segen in Sartan sprach.
    Ihm entschlüpfte ein merkwürdig gepreßter Laut,
der die Aufmerksamkeit des Obmanns erregte. Vasu unterbrach sich und blickte
auf.
    »Fehlt Euch etwas?« fragte er besorgt.
    Alfred starrte verwirrt, mit großen Augen auf
Vasus leuchtende Tätowierungen. »Ihr seid nicht… Seid Ihr – seid Ihr ein – ein
Sartan…?«
    »Halb und halb«, antwortete Vasu gelassen. Er
hob die Arme und betrachtete die Tätowierungen voller Stolz. »Im Lauf der Zeit
hat unsere Familie sich angepaßt. Anfangs trugen wir die

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