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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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auftragt.«
    »Dann ist es gut«, sagte Xar und war
verschwunden.
    Marit blieb allein in der von Blitzen
durchzuckten Dunkelheit zurück und lauschte gedankenverloren dem rhythmischen
Trommeln des Regens auf dem Schiffsdeck.
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Kapitel 12
Grevinor,
Volkaran Archipel,
Arianus
    »Und als was willst du anheuern?« Der Elfenmaat
hob kaum den Blick, als Hugh schlurfend vortrat.
    »Flügelmann, Sir.«
    Der Erste Offizier schaute auf die
Mannschaftsliste. »Erfahrung?«
    »Aye, Sir.«
    »Empfehlungen?«
    »Wollt Ihr die Striemen auf meinem Rücken sehen,
Sir?«
    Jetzt hob der Erste Offizier den Kopf. Ein
Stirnrunzeln verunzierte die ebenmäßigen Züge des Elfengesichts. »Unruhestifter
kann ich nicht brauchen.«
    »Ich wollte man nur ehrlich sein.« Hugh grinste
breit. »Außerdem, was für eine bessere Empfehlung könnt Ihr Euch wünschen?«
    Der Elf musterte Hughs kräftige Schultern, die
breite Brust und die schwieligen Hände – alles Merkmale jener, die ›im
Geschirr lebten‹, wie man zu sagen pflegte; Menschen, die in Gefangenschaft
geraten und gezwungen worden waren, als Galeerensklaven auf Elfen-schiffen zu
arbeiten. Der Elf war sichtlich beeindruckt, nicht allein von Hughs Statur,
sondern auch von seiner Offenheit.
    »Du scheinst alt zu sein für diese Arbeit«,
bemerkte er dennoch.
    »Spricht doch für mich«, entgegnete Hugh
gelassen. »Ich lebe noch.«
    Das war nach Meinung des Ersten Offiziers
offenbar ein stichhaltiges Argument. »Ja. Das spricht für dich.
    Nun gut, du bist… angeheuert.« Der Elf spitzte
die Lippen, als fiele es ihm schwer, das Wort auszusprechen. Zweifellos
gedachte er mit Bedauern der guten alten Zeit, als ein Flügelmann nichts weiter
bekam als sein Essen, Wasser und die Peitsche. »Ein Bari pro Tag, plus
Verpflegung. Und der Passagier zahlt einen Bonus für eine schnelle Reise hin
und zurück.«
    Hugh feilschte ein wenig, um glaubwürdiger zu erscheinen,
konnte aber keinen zweiten Bari herauskitzeln, nur eine zusätzliche
Wasserration. Schulterzuckend willigte er schließlich ein und malte sein X
unter den Vertrag.
    »Wir setzen Segel morgen früh, wenn die
Herrscher der Nacht in ihren Palast zurückkehren. Melde dich heute abend hier
an Bord, mit deinem Zeug. Du schläfst im Geschirr.«
    Hugh nickte und ging. Auf dem Rückweg zu der
schäbigen Taverne, in der er übernachtet hatte, seiner Rolle gemäß, begegnete
er ausgerechnet dem bonuszahlenden Passagier, der sich aus der Menschenmenge
löste, die am Pier zusammengeströmt war. Hugh Mordhand erkannte ihn sofort –
Trian, König Stephens Hofmagus.
    Scharen von Neugierigen hatten sich versammelt
und begafften das Elfenschiff, das in der Hafenstadt Grevinor vor Anker lag.
So einen Anblick hatte es nicht mehr gegeben seit den Tagen der Elfen als
Besatzungsmacht auf den Inseln. Kinder, zu jung, um sich daran zu erinnern,
rissen die Augen weit auf und zogen die widerstrebenden Eltern mit, um die
leuchtendbunten Uniformen der Elfenoffiziere anzustaunen und sich über ihre
flötengleichen Stimmen zu wundern.
    Die Mienen der Eltern waren finster. Sie
erinnerten sich nur allzu deutlich. Sie erinnerten sich an die Okkupation
ihrer Heimat und empfanden keine Liebe für die ehemaligen Unterdrücker. Aber
die Königliche Garde stand Wache um das Schiff, ihre Kampfdrachen kreisten am
Himmel. Was man zu sagen hatte, sagte man deshalb leise und so, daß des Königs
Magus es nicht hörte.
    Trian stand inmitten eines Schwarms von
Höflingen und Edelleuten, die ihn teils begleitet hatten, um ihm gute Reise zu
wünschen, oder versuchten, ihm noch in letzter Minute irgendwelche
Zugeständnisse abzuringen. Er gab sich liebenswürdig, leutselig, lieh jedem
sein Ohr, weckte Hoffnungen und versprach in Wirklichkeit überhaupt nichts.
Der junge Zauberer war ein Meister in der Kunst der Hofintrige. Man konnte ihn
mit den Runensteinspielern auf dem Jahrmarkt vergleichen, die beliebig viele
Spiele gleichzeitig in Gang halten, sich jeden Zug merken können und geschickt
jeden Gegner schlagen.
    Fast jeden Gegner… Hugh Mordhand ging dicht an
ihm vorbei. Trian sah ihn – ihm entging nichts –, schenkte dem zerlumpten
Matrosen aber keinen zweiten Blick.
    Hugh bahnte sich grimmig lächelnd einen Weg
durch die Menge. Er war das Risiko nicht aus Leichtsinn oder Verwegenheit
eingegangen. Hätte Trian in ihm den Assassinen erkannt, den er seinerzeit vor
dem Richtblock rettete, damit er für Geld ein Kind

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