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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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hielt sich gerade und aufrecht,
sein Schritt war fest, aber jedem Beobachter war klar, daß er seine gesamte
Kraft aufbieten mußte, um sich auf den Beinen zu halten. Der Hund trabte
hinter ihm drein, den kummervollen Blick auf seinen Herrn geheftet.
    Die Zurückgebliebenen schüttelten die Köpfe und
gaben ihrer Besorgnis Ausdruck. Marit verzog abfällig den Mund. Sie sah ihn
sich entfernen, zu Fuß, durch die offene Hallentür, ganz wie ein gewöhnlicher
Nichtiger.
    Sie erwog, ihm zu folgen, verwarf den Gedanken
aber sofort wieder. Getrennt von der Menge, würde er ihre Anwesenheit sofort
bemerken. Sie hatte ohnehin alles erfahren, was sie wissen wollte. Nur weil die
Nichtigen sich über Haplo unterhielten, blieb sie noch stehen.
    »Er ist ein weiser Mann«, sagte Prinz Rees’ahn.
»Die Kenkari sind von ihm sehr beeindruckt. Sie baten mich, ihn zu fragen, ob
er gewillt ist, in dieser Zeit des Umbruchs als unser Interimsregent zu
fungieren.«
    »Keine schlechte Idee«, gab Stephen nachdenklich
zu. »Die rebellischen Barone wären möglicherweise bereit, in den
Streitigkeiten, die sich unzweifelhaft zwischen unseren Völkern ergeben
werden, den Schiedsspruch eines neutralen Schlichters zu akzeptieren. Besonders,
weil er aussieht wie ein Mensch, wenn man diese kuriosen Bilder auf seiner Haut
außer acht läßt. Was meint Ihr, Meister Chefmechaniker?«
    Marit wartete die Antwort des Zwergs nicht ab.
Wozu? Haplo würde also über Arianus herrschen. Nicht nur hatte er seinen
Fürsten verraten, er war an seine Stelle getreten!
    Weit entfernt von den Nichtigen, in einem der
abgelegensten Winkel der Farbick, kehrte Marit durch den Kreis ihrer Magie an
Bord des Schiffes zurück.
    Hätte sie noch einen Moment gewartet, wäre ihr
folgendes zu Ohren gekommen:
    »Er wird es nicht tun«, sagte Limbeck halblaut,
den Blick noch auf die Tür gerichtet, durch die Haplo hinausgegangen war. »Ich
habe ihn schon gebeten, hierzubleiben und meinem Volk zu helfen. Wir müssen
viel lernen, wenn wir unseren Platz unter euch einnehmen wollen. Er hat
abgelehnt. Er sagt, er muß in seine Welt zurückkehren, wo immer das sein mag.
    Ein Kind ist dort gefangen, das er retten will.«
    »Ein Kind.« Stephens Züge wurden weicher, er
griff nach der Hand seiner Frau. »Dann wollen wir nicht in ihn dringen. Die
Rettung dieses Kindes ist vielleicht eine Art Wiedergutmachung für Grams
trauriges Schicksal.«
    Aber Marit hörte nichts davon. Es hätte
möglicherweise auch nichts geändert. Zurück an Bord, während tosende Stürme
das Schiff hin und her warfen, deckte sie die Hand über das Mal auf ihrer Stirn
und schloß die Augen.
    Ein Bild von Xar entstand in ihrem Bewußtsein.
    »Mein Gemahl« – sie sprach laut – »was die
Drachenschlange behauptet, ist wahr. Haplo ist ein Verräter. Er hat das
Sartanbuch den Nichtigen gegeben. Er will den Nichtigen helfen, diese Maschine
in Gang zu setzen. Und die Nichtigen tragen ihm die Herrschaft über Arianus
an.«
    »Dann muß Haplo sterben«, erfolgte umgehend Xars
Gedankenantwort.
    »Ja, mein Gemahl.«
    »Und, Frau, du mußt mir seinen Leichnam bringen.
Nach Pryan.«
    »Sang-drax hat Euch also doch überredet, dorthin
zu gehen«, sagte Marit, nicht unbedingt erfreut.
    »Niemand überredet mich, etwas zu tun oder nicht
zu tun, Frau.«
    »Vergebt mir, mein Gemahl.« Marits Wangen brannten.
»Ihr wißt es natürlich am besten.«
    »Sang-drax sowie ein Kontingent unserer Truppen
werden mich begleiten. Während meines Aufenthalts hoffe ich in der Lage zu
sein, mir die Tytanen dienstbar zu machen. Außerdem habe ich noch anderweitige
Interessen auf Pryan. Dinge, bei denen Haplo mir behilflich sein kann.«
    »Aber Haplo wird tot sein…« begann Marit, um
dann entsetzt zu verstummen.
    »Allerdings wird er tot sein. Du wirst mir
Haplos Leichnam bringen, Frau.«
    Marits Blut wurde zu Eis. So mußte es kommen,
sie hatte geahnt, aber nicht wahrhaben wollen, daß Xar ein solches Ansinnen
stellen würde. Natürlich wollte ihr Gemahl Haplo befragen; herausfinden, was er
wußte, was er getan hatte. Um wieviel leichter, seinen Leichnam zu befragen
als den lebendigen Mann. Das Gesicht des Lazars tauchte vor ihr auf, sie sah
seine Augen, die tot waren und doch von grausigem Leben erfüllt…
    »Frau?« Xars Gedankenstimme enthielt einen sanft
mahnenden Unterton. »Du wirst tun, was ich dir auftrage?«
    »Ja, mein Gemahl«, antwortete Marit. »Ich werde
tun, was Ihr mir

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