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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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verdienen und stellten Hugh mehr Fragen, seine Erfahrung
betreffend, als der Offizier, der ihn angeheuert hatte. Mordhand antwortete
kurz und knapp. Er schwor hoch und heilig, genauso schwer zu arbeiten wie jeder
von ihnen und bat sich dann unmißverständlich aus, in Ruhe gelassen zu werden.
    Die anderen kehrten zu ihren Runenstein- und Würfelspielen
zurück; den Bonus würden sie sich gegenseitig hundertmal abluchsen, bevor die
Münzen in ihrer Tasche klimperten. Hugh überzeugte sich, daß das ›Unglücksmesser‹,
wie er es getauft hatte, sicher in seinem Mantelsack verstaut war, dann legte
er sich auf seinem Platz hin und gab vor zu schlafen.
    Mit dem Bonus wurde es nichts. Im Gegenteil, es
gab auf der Reise ein paar Momente, da glaubte Hugh, daß Trian bedauerte, nicht
eine größere Summe geboten zu haben, nur um heil auf Drevlin abgeliefert zu
werden. Jedenfalls hätte er sich keine Sorgen zu machen brauchen, daß
Trian unter Deck auftauchte und ihn trotz allem erkannte, denn Trian ließ sich
nicht einmal blicken, bis das Schiff endlich eine mehr schlechte als rechte
Landung bewerkstelligte.
    Die Hebenauffer 20 ragten in das Auge des Mahlstroms, der Drevlin die unablässigen Stürme
bescherte. Nur dort gab es eine Öffnung in der düsteren Wolkendecke und
erreichten gelegentlich die Strahlen von Solarus die steinige Oberfläche der
unwirtlichen Insel. Elfenschiffe hatten gelernt, solche Kalmen abzuwarten, um
zu landen – dann war die Gefahr am geringsten. Auch Hughs Schiff setzte in
einer Phase relativer Windstille auf (der nächste Sturm braute sich bereits am
Horizont zusammen) und ließ schnell die Passagiere von Bord gehen.
    Trian erschien an Deck. Sein Gesicht war halb
verhüllt, aber was man davon sehen konnte, war eindeutig grün.
    Auf den Arm einer hübschen jungen Frau gestützt,
wankte er die Gangway hinunter. Entweder hatte der Magus kein Mittel gegen
Luftkrankheit in seinem Repertoire, oder er spekulierte auf die Sympathie
seiner feschen Begleiterin. So oder so, er schaute nicht rechts noch links,
sondern erweckte ganz den Eindruck, als könnte er dem Schiff nicht schnell
genug den Rücken kehren. Auf festem Boden angelangt, wurde er von einer
Abordnung Menschen und Zwerge in Empfang genommen, die sich, vom nahenden
Unwetter genötigt, auf ungewohnt knappe Begrüßungsfloskeln beschränkten, bevor
sie mit ihrem Gast a tempo zu einem trockenen, sicheren Ort entschwanden. 21
     
    Hugh vermochte Trian sein Elend nachzufühlen.
Jeder einzelne Muskel im Körper des Assassinen schmerzte. Seine Hände bluteten,
sein Kiefer war blau und geschwollen – einer der Riemen an den Schwingen war
während des Sturms gerissen und hatte ihn wie eine Peitschenschnur quer übers
Gesicht getroffen. Noch geraume Zeit nach der Landung lag Hugh auf den Planken
und wunderte sich, daß sie alle noch am Leben waren.
    Doch er hatte keine Zeit, seine Blessuren zu
zählen. Und was das geschwollene Gesicht anging, hätte er für Geld keine
bessere Vervollständigung seiner Tarnung haben können. Mit etwas Glück ließen
die Schmerzen im Kopf und das Klingeln in den Ohren irgendwann nach. Er gestand
sich eine Erholungspause zu, um auf die nächste Kalme zu warten und die
folgenden Schritte zu überdenken.
    Kaum anzunehmen, daß die Besatzung Landurlaub
bekam. Ganz zu schweigen davon, daß wohl kaum einer Lust verspürte, sich nach
den eben überstandenen Strapazen wieder den Unbilden des Wetters auszusetzen.
Die meisten waren erschöpft zusammengebrochen; einer – von einem geborstenen
Balken am Kopf getroffen – war bewußtlos.
    Früher, vor der Allianz, hätten die Elfen die
Galeerensklaven nach der Landung angekettet – trotz des Sturms. Menschen
standen in dem Ruf, tollkühn, leichtsinnig und unvernünftig zu sein. Hugh wäre
nicht überrascht gewesen, ungeachtet der neuen Verhältnisse, eine Wache den
Niedergang herunterkommen zu sehen – alte Gewohnheiten lassen sich nicht so
schnell ablegen. Er wartete gespannt, aber niemand kam.
     
    Hugh dachte nach und glaubte schließlich, den
Standpunkt des Kapitäns zu verstehen. Warum Leute bewachen lassen, die dich
pro Tag einen Bari kosten (zahlbar am Ende der Reise)? Wenn einer sich zu
absentieren wünschte, ohne seine Heuer zu kassieren – schön. Jeder Kapitän
hatte Ersatzleute an Bord, da die Sterblichkeit hoch war.
    Und ob der Kapitän sich bemüßigt fühlte, Zeter
und Mordio zu schreien, wenn entdeckt wurde,

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