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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Körper ausschlossen … Diese Empfindung war unheimlich vertraut … Sie weigerte sich, daran zu denken … Nein, sagte sie in Gedanken zu der Alten, leugnete sie, nein … und ihre Antwort war ein triumphierendes, schallendes Gelächter, das niemals enden wollte.
    Ohne zu denken, allein aus dem Instinkt heraus handelnd, griff sie nach dem Kraftfluß und tauchte ihren symbolischen Körper in die symbolischen Wasser, die Symbole stark wie … stärker als … sogenannte Realität, Bilder, die eine Realität darstellten, die weiter reichte, als das, was ein menschlicher Verstand begreifen konnte. Sie wand sich, kämpfte, hielt sich im Strom der Kraft, obwohl auch die Alte kämpfte, darum kämpfte, sie aus dem Fluß herauszuzerren. Wie ein Zweikampf zweier Ringer, die in einem Bottich voller Schlamm kämpften und bei dem sich jeder Mühe gab, die Handlungen des anderen zu kontrollieren, zu versuchen … bei dem jeder den anderen prüfte, jede Stelle, um eine Schwäche zu finden … Langsam, langsam zwang sie die Alte, sich zurückzuziehen, denn das schwarze Wasser stärkte ihre Körper-Geist-Kraft, schälte die gummiartigen Fühler der Alten los, zwang sie zum Rückzug, lockerte ihren Halt an Nerv und Muskel … Zuerst den Kopf, das Zentrum des Bewußtseins, dann Arme, Beine, die Peripherie ihrer körperlichen Existenz; nach und nach zogen sich die Flimmerhärchen zurück, als sei es ihnen zu unbequem gemacht worden, sich an ihren Haltepunkten festzukrallen. Wie Angelschnüre rollte die Alte sie ein, bis Aleytys’ Körper von ihnen befreit war und sie sich in die Hauptmasse in Aleytys’ Mutterschoß zurückgezogen hatten.
    Eine steigende Flut von Triumph brannte wild in ihrem Blut, und ihr Körper verkrampfte sich unter der ersten Geburtswehe. Schmerz durchjagte sie, aber sie lachte ihren Triumph in die Nachtdunkelheit des Schlafzimmers hinaus. Die Alte zerrte an ihr, zerfleischte ihre Organe, aber das schwarze Wasser strömte herein und heilte die Wunden so schnell, wie sie geschlagen wurden. Langsam, langsam, trotz ihrer Bemühungen, ihres verzweifelten Kampfes, in dem gebärenden Körper zu bleiben, wurde die Alte aus dem Schoß gedrängt: Sie versprühte Wut und Haß. Die Wehen kamen schneller, wurden heftiger, stärker.
    Der Nayid-Embryo kratzte und kämpfte, kreischte stumm in Entsetzen und blindem Zorn – und wurde in die kalte Nachtluft ausgestoßen. In Blut gehüllt, von den gelatineartigen Flimmerhärchen umwickelt, zappelte das Ding, tobte, starb.
    Und die schwarzen Wasser stürmten durch Aleytys’ zerschlagenen, erschöpften Körper.
    Eine Weile … Ihre Dauer unbekannt … Aleytys öffnete die Augen, fühlte sich leicht und frei, fast glücklich … da war noch immer diese Sache, die sie vergessen hatte. Sie quälte sie immer wieder, doch sie ignorierte die Stöße. Sie setzte sich auf und schaute sich um. Aamunkoitta, in den Falten des Vorhangs versteckt, starrte sie an, mit offenem Mund, Entsetzen stand in den schlaffen Muskeln ihres Gesichts geschrieben. Aleytys bewegte sich ungeduldig, fühlte einen kalten, schleimigen Klumpen zwischen den Beinen. Sie schaute hinunter.
    Im schwachen Mondlicht, das durch den schmalen Schlitz in dem Wand-Fenster-Gobelin sickerte, sah sie den mißgestaltigen Klumpen die bleichen Laken beflecken, eine graue, widerliche, stinkende Schweinerei. Sie rutschte aus dem Bett, darauf bedacht, sie nicht noch einmal zu berühren.
    „Was ist das?“ Aamunkoitta sprach langsam, zögernd, gab sich vorübergehend ihrer Neugier hin. „Es ist kein …“
    „Kein Kind von mir. Das ist das widergeborene Fleisch der alten Königin. Sie ist endlich tot, endgültig absolut tot.“ Aleytys blickte mit stiller Befriedigung zurück, auf das Ding auf dem Bett, wandte sich dann entschlossen ab. „Ich brauche ein Bad.“
    „Jetzt?“ Aamunkoittas Stimme klang eindringlich mißbilligend.
    „Nein.“ Aleytys kicherte, ein seltsamer Ton in dem kalten, stillen Raum. „Nackt kam ich auf diese Welt, nackt scheine ich sie auch wieder zu verlassen.“
    „Was?“
    „Nichts, Kätzchen.“ Sie zog den Gobelin beiseite und schaltete das Licht im Badezimmer an. Sie ließ Aamunkoitta ungeduldig zurück, die Hiiri hüpfte von einem Fuß auf den anderen; Aleytys trat in das Badezimmer.
    Später – die luxuriöse Wärme des Badewassers hüllte sie noch ein – schwebte Aleytys schläfrig aus dem Badezimmer. „Kätzchen?“
    „Hier, Kunniakas.“ Die Hiiri kauerte fast unsichtbar im Schatten neben dem

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