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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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der Berührung kleiner Hände, die an ihrer Schulter zerrten, wach. Einen endlosen Augenblick lang raste ihr Herz schneller, während Arme und Beine in vorübergehender Lähmung wie Baumstämme dalagen, dann, ein Augenzwinkern später, kapitulierte die Lähmung, und sie fuhr ruckartig hoch, zog sich von den Händen weg, stieß dabei gegen Burash und weckte ihn, während sie in die Dunkelheit starrte und die zu den Händen gehörende Gestalt zu sehen versuchte.
    „Kunniakas.“ Das Wort war ein winziger Klangfaden, kaum lauter als ihr eigenes Atmen. Aleytys krabbelte zum Rand des Bettes.
    Aamunkoitta kauerte dort, den Kopf auf einer Höhe mit der Matratze, beinahe vollkommen in den Falten des Bettvorhanges verborgen.
    „Wie …“ Aleytys beugte sich tiefer, damit sie das Gesicht der Hiiri sehen konnte. „Du bist verrückt, hierherzukommen, Kätzchen.“ Sie hielt ihre Stimme leise und blickte besorgt zu dem stillen Türdurchgang hinüber.
    „Helft mir.“ Die Hiiri heftete die Blicke ihrer dunklen Augen flehentlich auf Aleytys’ Gesicht. Dann keuchte sie auf und wäre beinahe gestürzt, als Burashs Kopf über Aleytys’ Schulter auftauchte. „Nein.“ Sie verhedderte sich in dem dämpfenden Vorhang, schluchzte unter ihren rasenden Bemühungen, zu entkommen.
    Aleytys packte eine der wild um sich schlagenden Hände. „Närrin“, zischte sie. „Er wird dir nichts tun. Hör auf damit.“
    Burash schmiegte eine Hand um ihre Schulter. „Leyta, bei allem, was sie weiß.“ Er schob sich um sie herum und aus dem Bett und gelangte schließlich auf den Knien neben die schluchzende, keuchende Hiiri. „Psst, Kleine.“ Er berührte ihre Schulter, zog dann seine Hand fort, als sie versuchte, ihn zu beißen. „Du brauchst mich nicht zu fürchten. Ich bin noch machtloser als du. Still, Kind.“ Er erwischte eine herumwedelnde Hand und hielt sie fest. „Sieh mich an. Wenn ich Ärger machen wollte, so brauchte ich nur die Wache zu rufen. Dort draußen.“ Ihre Anstrengungen ließen nach. „Ja, direkt dort draußen.“ Er ruckte mit dem Kopf in Richtung des Türbogens hinüber.
    Der Sinn seiner geflüsterten Worte sickerte durch ihr Entsetzen. Sie beruhigte sich, kniete sich neben dem Bett nieder. Langsam strömte Intelligenz in ihr Gesicht zurück. „Kunniakas“, hauchte sie. „Würde er Euch verraten?“
    „Nein. Nie.“ Aleytys rutschte aus dem Bett und stand neben den knienden Gestalten. „Kätzchen.“
    Sie berührte die Hiiri auf dem Kopf. „Was stimmt nicht? Es muß etwas Ernstes sein, um dich dazu zu bringen, dieses Risiko einzugehen.“ In der Dunkelheit konnte sie Aamunkoittas kleine Zähne gegen die dunkle Haut schimmern sehen; unentschlossen kaute sie an ihrer Unterlippe. Sie war verzweifelt darauf bedacht, es nicht deutlich werden zu lassen, aber ihre Seitenblicke auf Burash zeugten von ihrem immer noch vorhandenen Mißtrauen gegenüber dem Nayid.
    Dann sprang sie auf die Füße. „Kommt“, flüsterte sie.
    Leicht zitternd, da die Luft von draußen an ihrer Bettwärme vorbeikroch, folgten Aleytys und Burash Aamunkoitta in den Garten hinaus.
    Der Körper eines Mannes lag zusammengekauert im Schatten dicht an der Wand, nahe jener Stelle, wo der Bach den Garten durch ein schweres Gitter verließ, die groben, blutverkrusteten Verbände glänzten wie gesprenkelter Schnee im Mondlicht. Als sie näher kam, sah Aleytys, wie sich seine Brust in Anstrengungen zu atmen, hob und senkte, sie hörte die Luft in seiner Kehle schluchzen und krächzen. Seine Augen waren trübe, halb geschlossen, aber er klammerte sich an das Bewußtsein, hielt es mit einem eisernen Willen fest, der in den angespannten Muskeln seines Gesichts und Halses deutlich wurde.
    Aamunkoitta fiel neben ihm auf die Knie und blickte über die Schulter zu Aleytys auf; in ihrem Gesicht spiegelten sich Qual und Furcht. „Heilt ihn. Bitte. Bitte, Kunniakas.“ Ihre Blicke glitten von Aleytys weg und konzentrierten sich auf Burash. Sie begann wieder zu zittern. Aleytys spürte den Wirbelwind aus Wut, Besorgnis, Haß, Ehrfurcht und Angst aus der Hiiri hervortosen.
    „Ja, natürlich“, sagte sie beruhigend. Sie kniete neben dem zusammenzuckenden männlichen Hiiri nieder. Versuchsweise betastete sie die Wunden, aber die Kälte der Luft lenkte sie ab. „Burash.“
    Er berührte ihre Schulter. „Leyta?“
    „Mir ist kalt. Würdest du mir ein Kleid holen?“
    Er schaute an sich hinunter, kicherte. „Für diesen Anlaß sind wir beileibe nicht richtig

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