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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Hiiri lag hartnackig still. Swardheld riß an dem festgehaltenen Arm, was dem Mann ein schmerzerfülltes Knurren entrang.
    Er drehte den Kopf und spuckte Gras aus dem zerschlagenen Mund. „Ich verstehe dich“, sagte er widerwillig.
    „Denk daran, was ich dir gesagt habe. Ich kenne mehr Tricks, als ein Holzkopf wie du in einem ganzen Leben lernt. Also spiel dich nicht vor mir auf, Kleiner.“
    „Kleiner!“
    „Wenn du dich wie ein Mann benimmst, werde ich dich auch als solchen akzeptieren.“ Swardheld ließ den Arm los und sprang zurück, stand aufrecht und breitbeinig unmittelbar außerhalb seiner Reichweite.
    Der Hiiri kam unter Schmerzen auf die Füße. Er beugte die Arme und tastete sorgfältig nach den Rippen, dann verzog sich sein Mund zu einem kurzen, jämmerlichen Lächeln, als er Aleytys’ schlanke Gestalt betrachtete. „Du siehst nicht danach aus, Frau.“
    Swardheld knurrte, dann löste er sich von Aleytys’ Körper; für einen Sekundenbruchteil taumelte sie. In ihrem Schädel war ein Glucksen zu hören, Swardheld kauerte sich nieder. Guter Kampf. Danke, Freyka. Läßt mich meine Talente üben. Aber behalte ihn im Auge. Ein durchtriebener Schurke. Besteht nicht nur aus Muskeln. Hat auch etwas im Kopf.
    Aleytys sandte ihm warmen Dank, blinzelte dann dem Hiiri zu. „Ich werde gleich nach deinen Wunden sehen.“ Sie eilte zu Burash. Er starrte auf seinen Arm hinunter, die Hand vergeblich auf die pochende Wunde gepreßt, während reichlich Blut zwischen den Fingern hervorpumpte. Sein Gesicht war weiß und schockiert.
    Unter ihren sanften Händen sank er zu Boden und legte den Arm auf sein Knie. Aleytys kanalisierte die Kraft in den Arm hinein, und Sekunden später war die Wunde geschlossen, und die blasse, weiße Linie, die ihren ehemaligen Verlauf bezeichnete, verschwand wie ein Bleistiftstrich unter einem Radiergummi. Er lächelte sie an und versuchte, sich zu erheben.
    „Nein, nein“, sagte sie hastig. „Warte noch ein paar Sekunden.“ Sie ließ die Hände auf seinem Arm ruhen, den Kraftstrom jetzt darauf konzentriert, das Blut zu ersetzen, das er verloren hatte.
    Sie öffnete die Augen. „Alles in Ordnung mit dir?“ fragte sie besorgt, während sie forschend sein Gesicht ansah und mit ihrem Geist dem Durcheinander von Emotionen in ihm lauschte. Da waren ein schwindender Hauch von Angst, ein stilles Mitleid ohne Zorn für den Hiiri und eine wachsende Ehrfurcht vor ihr. Sie schmiegte sich an seine Brust, so heftig, daß sie ihn fast umstieß, schlang die Arme um seinen Hals. „Nein. Weiche nicht vor mir zurück. Ich brauche dich.“ Tränen füllten ihre Augen, und sie zitterte am ganzen Leib, bis sie fühlte, wie sich seine Arme um sie legten, und dann fühlte sie sich warm und wieder ganz.
    Burash war ruhig. Sie konnte es fühlen. Solange sie ihn brauchte, war er offensichtlich zufrieden. Wieder staunte sie über die Schönheit seines Geistes, in solch einer Hölle aufgezogen, wieder schämte sie sich nebulös ihrer eigenen Ichbezogenheit. Sie seufzte und wandte sich den Hiiris zu, ließ den Rücken an Burashs Brust ruhen. „Wir sollten miteinander reden“, sagte sie langsam, müde.
    Der männliche Hiiri zuckte mit den Schultern und blickte argwöhnisch zum Mahazh hinüber.
    „Alles ist ruhig. Zum Glück. Aber hier stehen wir wie Statuen im Mondenschein. Kommt.“ Aleytys löste sich von Burash und wollte zum Bambushain hinüber gehen.
    Burash sah es und ergriff ihren Arm. „Nicht dorthin.“
    Sie sah ihn verwundert an.
    „Ist es dir so gleichgültig? Dieser Ort gehört uns allein. Wenn du sie dorthin …“
    Jetzt verstand sie, ihrer Blindheit wegen ärgerlich auf sich selbst. „Ich habe nicht nachgedacht.“ Sie berührte mit zitternden Fingern seine Wange, eine stumme Bitte um Vergebung. „Wohin sollen wir gehen?“
    „Dorthin.“ Er zeigte hin. „In den Schatten der Büsche dort dicht an der Wand des Mahazh. Keine Fenster überschauen diesen Abschnitt.“
    Als sie sich im Schatten eines dickblättrigen Busches niedergelassen hatten, legte Aleytys die Hände auf die Schenkel und sah von Aamunkoitta zu dem fremden Mann. „Nun, Kätzchen, wirst du mich vorstellen?“
    Aamunkoitta nickte. Die junge Hiiri hatte ihre Furcht und ihren Zweifel an Burash verloren. Sie sah jetzt den Fremden an, das Kinn vorgereckt; das kleine Gesicht blickte finster drein. „Nakivas“, sagte sie forsch. „Paamies. Diese dort.“ Sie bewegte ihre dreifingrige Hand in einer anmutigen Geste, die Aleytys

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