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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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wenig zur Seite und winkte ab. „Laß sie ihre Spielchen machen, Aamunkoitta. Wir sind jetzt aus der Sache ’raus.“
    „Huh!“ Doch sie kroch zu ihm hinüber und setzte sich vor der Wand nieder, im Augenblick damit zufrieden, zuzusehen.
    Aleytys ließ die Finger über den Stoff ihres Bademantels gleiten. „Ich kann selbst mit den geringsten Lebensformen dieser Welt Verbindung aufnehmen.“
    „Das kann jeder Dresseur. Es gibt einen Mann in meiner Sippe …“
    „Nein. Nicht, wie ich es kann. Dort oben. Ein Nachtfalke reitet auf den Winden.“
    Er starrte forschend zum Himmel hinauf. „Entweder träumst du, oder deine Augen sind besser als die meinen.“
    „Keines von beiden. Ich gebrauche keine Augen, Nakivas. Ich spüre den wilden Geist in meiner Seele, deshalb weiß ich, daß er da ist.“ Sie lächelte mit tiefen Behagen an der Überraschung, die sie ihm bereiten würde. „Hier ist ein Trick, mit dem es keiner von den Deinen aufnehmen kann. Paß auf.“
    Sie glitt in den Körper des Falken, denn die alten Fähigkeiten kehrten mit zunehmender Leichtigkeit wieder, und brachte ihn im Sturzflug herunter. Der Vogel kurvte in einem engen Kreis über ihren Köpfen, dann ließ er sich neben Nakivas’ Knien auf die Erde nieder. „Was soll er für dich tun?“ Belustigung zitterte in ihrer Stimme.
    Nakivas beäugte den Falken ziemlich nervös, obwohl er seinen Argwohn hinter einem schwachen, amüsierten Lächeln verbarg. Der große Vogel war ein todbringender Kämpfer mit einem mächtigen, gekrümmten Schnabel und kräftigen, rasiermesserscharfen Klauen. „Mein Messer. Laß es ihn mir bringen.“
    „Gehend oder im Flug?“
    „In seinem Schnabel. Gehend.“
    „Gemacht.“ Augenblicke später schwankte der Falke unbeholfen zu ihnen zurück; das Messer trug er im Schnabel.
    Nakivas nahm es an sich, er führte seine Finger nicht zu dicht an den Schnabel heran, war gleichzeitig aber auch nicht bereit, furchtsam zu erscheinen.
    Der Falke erhob sich in die Luft, als Aleytys ihn freiließ, kreischte seine Freude über seine Freiheit hinaus.
    „Interessant“, sagte er kühl. „Aber welchen Nutzen hat das für mich?“
    Aleytys hob die Brauen. „Meinen Verstand ebenso wie meine Fähigkeiten anzuzapfen? Schande, Nakivas, wenn man versucht, zwei Dinge zum Preis von einem zu bekommen.“
    Er rieb sich die Nase und schaute nachdenklich zum Himmel hinauf. „Ich sehe wenig Nutzen für diese zugegebenermaßen ungewöhnliche Gabe.“ Er schwieg eine kleine Weile. „Die Sippen werden nächsten Monat hierher kommen. Unter Waffenstillstand. Der Sklavenmarkt.“
    „Interessant“, murmelte sie. „Und wenn sie weggehen? Wohin gehen sie?“
    „Hierhin und dorthin.“
    „Hm. Ich habe Tauteassa, die Gabe, Gefühle lesen zu können.“
    „Ah.“ Er musterte sie eindringlich, seine Blicke fuhren ihre Gestalt durch das locker sitzende Gewand hindurch, das sie um sich gezogen hatte, nach. „Eine nützliche Gabe. Ich sehe, daß ich einen kühlen Kopf bewahren muß. Du kannst eine Lüge von der Wahrheit unterscheiden?“
    „Ja.“
    „Schattierungen der Wahrheit von voller Wahrheit?“
    „Schwieriger, aber möglich.“
    „Angenommen, ein Gefangener würde verhört werden. Könntest du über Lüge und Wahrheit hinaus noch andere Spuren ausschnüffeln? Sagen wir, die schwachen Punkte in einer Abwehr? Oder …“ Er zuckte mit den Schultern.
    „Emotionen sind selten einfache Dinge. Ein Mensch kann sich aus vielen Gründen fürchten, oder zuversichtlich sein. Aber .,. Wenn ich genug Zeit habe, genug Fragen stellen kann: ja. Richtig angewandt, können eine ganze Menge Informationen gesammelt werden. Fehlerlose Informationen.“ Sie faltete die Hände und sah ihn an.
    „Und wenn jemand versucht zu handeln?“ Er gluckste. Ein stilles Vergnügen erfüllte ihn, gepaart mit einem starken Verlangen nach der Macht, die sie darstellte. Er wußte, was er abstrahlte, kämpfte kurz dagegen an, schüttelte dann ein plötzliches Gefühl des Unbehagens ab, ein Unwohlsein, das dem dahintreibenden Selbstvertrauen, das ihn für gewöhnlich im Griff hatte, fremd war.
    „Ja.“ Aleytys lächelte strahlend. „Einige weitere Faktoren vorausgesetzt, kann es ein unschlagbarer Vorteil beim Handeln sein.“
    „Ah.“ Er starrte auf seine Hände hinunter, öffnete und schloß sie auf den Knien. „Der Hyon …“ Er brach ab. „Jener dort. Er will zu seiner Geburtssippe zurückkehren?“
    „Es könnte sein.“ Sie ließ Burash ein Lächeln

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