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Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Titel: Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikka Bender
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losgehen».
    Heinz ist in eine Schockstarre gefallen. Er bewegt seinen Körper nicht mehr, er will ihn nicht mal mehr fühlen. Wäre er bloß ein indischer Yogi, dann könnte er über all das nur herzhaft lachen.
    Es ist inzwischen acht, zu Hause gäbe es jetzt Früchtetee aus Birgits Tasse und viele freundliche Gesichter, die alle nur das eine wollen: eine Plakette auf ihrem Nummernschild. Es macht schon Sinn, nur einmal im Jahr in Urlaub zu fliegen. Öfter würde er das gar nicht überleben. Wenigstens nicht, solange er kein Yogi ist. Birgit liest Frau im Spiegel , diese Zeitschrift hatte sie sich glücklicherweise von zu Hause mitgenommen. Sie ahnt nicht, dass ihr Heinz leidet und von ihrer Tasse träumt.
    Mit einfältigem Grinsen im Gesicht kommen irgendwann die beiden letzten Fluggäste in die Kabine, gleiche dicke Wangen, auch gleicher Pullover, nur unterschiedlichen Geschlechts. Aber das bekommt Heinz nicht mehr mit, er ist in einen ohnmächtigen Halbschlaf gefallen. Im Minutentakt schreckt er hoch, weil sein Kopf nach rechts hängt und sein Hals zu brechen droht. Schlafen im Ferienflieger kann tödlich enden, gut, dass Heinz das nicht weiß. Es drohen Thrombose, Genickbruch, sogar ein Schädel-Hirn-Trauma, wenn man Pech hat. Dann, wenn man außen sitzt, der Kopf zu weit in den Gang hängt und eine eher grobmotorisch veranlagte Stewardess mit ihrem Getränkewagen vorbeikommt. Schwere Verbrennungen am Oberkörper und im Genitalbereich müssen hier nicht aufgeführt werden, sie enden selten tödlich. Und auch das muss ehrlich gesagt werden: Der Kaffee in Ferienfliegern schmeckt zwar nicht nach Kaffee, sondern eher nach Muckefuck, aber er ist selten heiß. Also, Entwarnung vor Verbrennungen, zumindest vor denen dritten Grades.
    Oben in der Luft macht sich für die Airline so richtig bezahlt, dass die Fluggäste jegliche Anspruchshaltung aufgegeben haben. Demütig, bescheiden und schüchtern genießen sie den schönen Flug. Natürlich bleiben sie aus Sicherheitsgründen angeschnallt sitzen; lieber machen sie in die Hose, anstatt die Bordtoilette aufzusuchen. Natürlich bestellen sie – aus Schaden wird auch der Fluggast klug – keinerlei Extragetränke bei der blondierten Domina in ihrer passgenauen JVA-Uniform. Natürlich freuen sich alle über ihr Puten- oder Käsesandwich, das weder mit Pute noch mit Käse und schon gar nichts mit Sandwich zu tun hat. Und natürlich freuen sich alle auf ihren Urlaub, und natürlich klatschen die Wenigflieger nach der Landung. Heinz, der Vielflieger, ja nicht. Aber das ist diesmal nicht der Grund. Er will klatschen, aus lauter Dankbarkeit, dass der Horror ein Ende hat, aber es geht nicht. Er kann seine Arme nicht mehr bewegen, und seine Hände sind taub und gefühllos.
    «Herzlich willkommen auf Teneriffa, wir hoffen, der Flug hat Ihnen gefallen, trotz der kleinen Verspätung. Bitte bleiben Sie noch so lange angeschnallt sitzen, bis …» Heinz bleibt länger als nötig sitzen, Heinz muss sitzen bleiben. Zum Aufstehen gehört ein Rückgrat, das sich an Strecken und Aufrichten erinnern kann. Das kann das von Heinz nicht. Also Rollstuhl, Spritzen, Schmerzen, Pillen und Schattenliege.
    Und Albträume, dass nichts mehr so wird, wie es vor Teneriffa war.
    Und Angst. Angst vor dem Rückflug.

    Reisetipps
    Das ultimative und unbedingt zielführende Verhalten beim Essen in All-Inclusive-Hotels, in abgelegenen Landhotels und bei privaten Einladungen zum Dinner in exotischen Ländern
    All Inclusive ist en vogue, weltweit. All Inclusive (AI) heißt vor allem, dass Milch und Honig fließen, den ganzen Tag und die ganze Nacht. Das jedenfalls versprechen Reiseveranstalter mit ihren «Alles-ist-drin»-Angeboten. Wer dennoch Sorge hat, nicht satt zu werden, der kann auch ein Hotel mit All-Inclusive-Plus buchen oder Ultra-All-Inclusive – und herausfinden, ob AI tatsächlich noch getoppt werden kann.
    All Inclusive sieht jedenfalls in der Wirklichkeit so aus: Essen in Büfett-Form, wobei in turnhallenartigen Räumlichkeiten rund um die Uhr Berge von Speisen aufgetürmt und dann von Hand in Sekundenschnelle abgetragen werden. Besteck wird dabei selten verwendet. Um bei einem Abendessen in einem All-Inclusive-Hotel in vorderster Reihe mitzumischen, hier ein paar handfeste Tipps:
     
Im passenden Outfit rechtzeitig anstellen. Frauen sollten immer Stilettos tragen. So können sie nach erfolgreicher Tischsuche den eroberten Platz dauerhaft verteidigen, indem sie die Beine übereinanderschlagen

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