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Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Titel: Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikka Bender
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Auf der Jagd nach miesen Hotels
    I n einem griechischen Salat in Wipperfürth befinden sich üblicherweise Tomaten aus Holland, Gurken aus Holland, Paprika aus Ungarn, Zwiebeln aus Polen, Schafskäse aus Dänemark, Haare aus Deutschland, Olivenöl aus Spanien und Oliven – o Wunder – aus Griechenland. Es macht also doch Sinn, einen griechischen Salat tatsächlich in Griechenland zu essen, da kommen zumindest die Haare mit größter Sicherheit auch aus Griechenland.
    Mein Reiseziel war Kreta, die größte griechische Insel, und dort habe ich täglich griechischen Salat gegessen, vierzehn Tage lang, zu Hause habe ich weitergemacht. Doch durch den Schafskäse aus Dänemark ist mein Cholesterinspiegel erhöht, und ich muss eine Entwöhnungs- und Entgiftungskur machen. Aus diesem Grund befindet sich mein Körper immer noch in einem schrecklichen Zustand. Er schreit geradezu nach griechischem Salat. Aber jetzt muss Schluss damit sein. Ich kann nur jedem Griechenlandurlauber raten: Trinken Sie Ouzo, Raki oder Retsina so viel Sie können, aber lassen Sie die Finger von griechischem Salat. Es sei denn, Sie laufen Stavros in die Arme, im Norden von Kreta, im Hafen am Rand der Altstadt von Rethymnon. Sie werden ihn erkennen, weil nur er seine Gäste rund ums Jahr mit «Happy New Year and Merry Christmas» begrüßt. Das macht er seit Ewigkeiten so, es ist sein Markenzeichen. Als ich es das erste Mal hörte, war ich irritiert, beim zweiten Mal erheitert, und danach war an ein Abendessen ohne «Happy New Year and Merry Christmas» nicht mehr zu denken. Gefragt habe ich mich allerdings, wie der gute Stavros seine Gäste an Weihnachten und Neujahr begrüßt. Wahrscheinlich hat da sein Lokal geschlossen. Wie auch immer: Bei ihm und seiner Schwester Maria können Sie ruhigen Gewissens den Salat essen. Er schmeckt perfekt. Der Käse und auch der Rest kommen aus Kreta, und die Mutter von Stavros und Maria hat immer ein Kopftuch umgebunden, wenn sie den Salat zusammenwirft.
    Ich kam nach Rethymnon, weil ich dort beruflich zu tun hatte. Ich sollte für eine Fernsehsendung Hotels auf Kreta testen, und meine kleinen Auszeiten verbrachte ich gern bei Stavros und seiner Schwester Maria. Stavros war der Typ griechischer Hallodri in den besten Jahren: Bauchansatz, wuscheliger, grauer Haarschopf, schlecht rasiert und immer ein Grinsen im faltigen Gesicht. Maria, seine ernste, schwarzhaarige und adrette Schwester, musste sich nicht nur um ihre Kinder, sondern auch um Stavros kümmern – und um das Restaurant.
    Nun, Hotels testen, das hört sich einfach an, ist es aber nicht. Es sei denn, Sie testen ein sehr gutes Hotel, dessen Manager weiß, dass es ein sehr gutes Hotel ist, und Sie deshalb gern testen lässt. Sie stufen dann das Hotel als «sehr gut» ein, Sie essen im Hotel auch sehr gut, und alle Beteiligten sind sehr zufrieden. So problemlos war meine Situation aber nicht. Ich wollte den Finger in die Wunden klassischer Mittelklassehotels legen, Matratzen untersuchen, Kakerlaken jagen, Schimmel und Dreck aus Badezimmerfugen kratzen und jahrzehntealten Staub von Ablagen wischen. Die Geschäftsführer solcher Hotels wissen sehr genau, dass ihre Absteigen eine Zumutung sind, aber sie bedeuten auch eine hervorragende Geldeinnahmequelle. Und deswegen finden sie Fernsehjournalisten, die ihre Unterkünfte unter die Lupe nehmen wollen, geradezu verabscheuungswürdig. Das beruht natürlich auf Gegenseitigkeit.
    Meine Recherchen führten mich nun auch nach Bali. Nun hat Bali auf Kreta mit Bali in Indonesien wenig gemein. Bali in Indonesien ist eine üppige Tropeninsel mit saftig-grünen Reisterrassen, einer bunten hinduistischen Götterwelt und schönen Menschen. Bali auf Kreta ist weder grün noch bunt, und ob die Menschen hier als schön zu bezeichnen sind – das sei jetzt mal dahingestellt. Es liegt unterhalb eines steinigen und düsteren Berghangs, der dem Dorfstrand die Sonne nimmt. Bali ist einfach keine Reise wert, also das kretische Bali. Aber ich war ja auch nicht zum Spaß da, ich wollte mir dort mit meinem Kamerateam ein Hotel anschauen, das im Internet eine Bewertung erhalten hatte, die da lautete: «Schlimmer geht’s nimmer.»
    Nun kann man in ein Hotel nicht so einfach hineinspazieren, schon gar nicht in so eines, «Guten Morgen» sagen oder «Kalimera» , wie es auf Griechisch heißt, anschließend die Fernsehkamera schultern und auf Schimmelsuche und Kakerlakenfang gehen. Doch hier in Bali wäre es fast gegangen. Ganz

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