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Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Titel: Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikka Bender
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das!»
    «Und warum ist das Hotel dann in so einem furchtbaren Zustand?»
    «Weil wir jetzt Herbst haben, und im Herbst werden die Putzfrauen nach Hause geschickt. Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt.»
    «Aber Sie haben noch Gäste. Die haben doch ein Recht auf Service, ob nun Nebensaison ist oder nicht.»
    «Die haben kein Recht auf Service, die haben Pech. Der Chef sagt: ‹Im Herbst lohnt das Putzen nicht mehr. Nach dem Herbst kommt der Winter, da können wir dann in Ruhe putzen.›»
    Die Antwort des Bulgaren fand ich dann doch ziemlich dreist, und so fuhr ich ihn, mein Mitleid vergessend, an: «Das Hotel sieht nicht so aus, als ob im letzten Winter ordentlich sauber gemacht wurde. Das Hotel ist kein Hotel, es ist eine verkommene Absteige, die dringend einer Abrissbirne bedarf.»
    «Absteige» und «Abrissbirne», diese Worte hat er vermutlich nicht so gut verstanden, aber den Rest schon, denn er sagte: «Das stimmt, im letzten Winter war der Chef krank, und ich musste in Bulgarien an meinem Haus arbeiten. Aber diesen Winter machen wir hier wieder alles schön.» Er schaute mich flehend an, eben wie das Tier auf dem Rücken. Er ahnte, dass er sich um Kopf und Kragen reden müsste, wenn ich kein Einsehen mit ihm hätte.
    Aber ich konnte mein anfängliches Mitgefühl weiterhin noch ein wenig bändigen. «Ihr Chef will Geld verdienen, ohne auch nur einen Euro zu investieren. Er beutet Sie aus und betrügt Touristen.»
    Das sah mein Gegenüber kaum anders: «Genau, und wenn die sich bei ihm beschweren, brüllt er sie so lange an, bis die Frauen weinen und die Männer hilflos danebenstehen. Mein Chef ist ein böser Mann, aber er gibt mir Arbeit. Und das sage ich Ihnen: Seine Frau ist noch böser.»
    Wir hatten unsere Bilder, unsere Geschichte und damit unsere Anklage. Die wendete sich mal wieder auch gegen deutsche Reiseveranstalter, die solche abgewrackten Kaschemmen als Drei-Sterne-Hotels anpriesen. Bei Protest redeten sie sich dann mit dem Hinweis auf den günstigen Reisepreis heraus. Und dem gebetsmühlenartig vorgetragenen Satz: «Sie können sich jederzeit bei Ihrer Reiseleitung beschweren.» Aber dafür musste erst einmal jemand gefunden werden, der für die Beschwerde zuständig war, sie auch verstand und zudem noch willens war, sich um das Anliegen zu kümmern.
    Der Bulgare schaute uns traurig nach. Jetzt hatte ich doch wieder Mitleid mit ihm.

    Sicher verstauten wir die schwere Kamera in unserem Teamwagen. Bali würde bald aus unseren Köpfen sein, in Rethymnon wartete der griechische Salat. Sicher, in Bali hätte es auch einen gegeben, aber nur die internationale Version, nicht die landestypische. Als wir gerade ins Auto einsteigen wollten, wurden wir plötzlich aus unseren Salatträumen gerissen. Der Hotelmanager und seine Ehefrau fuhren vor, im strahlend weißen Mercedes der E-Klasse, selbstverständlich ein Coupé. Das Hemd des Mannes am Steuer war genauso weiß wie das Auto, die Hose schwarz und die Schuhe schwarz glänzend. Letzteres war erkennbar, als er anhielt und ausstieg. Dabei fiel auch noch etwas anderes ins Auge: Er hätte der Zwillingsbruder von Danny DeVito sein können. Seine Frau war genau das Gegenteil, Typ Bohnenstange, mit viel Gold an Hals und Armen. Beide, der Manager und seine Gemahlin, waren von der Spezies Zähne fletschen und zubeißen. Das war jetzt dumm.
    «Ich hole Polizei, und dann ist Schluss mit Ihnen», brüllte er. Er hatte mit einem Blick erkannt, im Gegensatz zu seinem bulgarischen Allroundtalent, dass wir Hoteltester waren. Instinkt eben.
    «Wann mit mir Schluss ist, entscheiden glücklicherweise nicht Sie. Aber die Polizei können Sie natürlich rufen. Aber was kann die machen?» Als Mann vor der Kamera hatte ich vorzutreten.
    «Die machen Schluss mit Ihnen, und Kamera weg.»
    Okay, die griechische Polizei konnte, wenn es hart auf hart kam, tatsächlich mit mir Schluss machen. Das sah ich ein. Demnach war jetzt gut zureden angesagt. Immerhin hatten wir in seinem Hotel ohne Genehmigung gedreht, und das war nicht so ganz rechtens. Ihn hätten wir vielleicht sogar noch besänftigen können, aber nicht seine Frau. Auf Griechisch gab sie ihm klare Anweisungen, wie er mit uns zu verfahren hatte. Der kleine Mann nickte mit dem Kopf, fuchtelte mit dem Handy herum und meinte erregt: «Mein bester Freund ist der Polizeichef von Bali, den rufe ich jetzt an. Der wird herausfinden, was Sie mit der Kamera aufgenommen haben.»
    Das war ausgesprochen unangenehm. Keineswegs war

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