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Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Titel: Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikka Bender
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in einen separaten Raum gebeten. Da erwartete uns zwar nicht der Hotelchef, aber ein anderer Chef, der vom griechischen Zoll. Und der hatte Kollegen an seiner Seite, die alle nicht freundlich dreinschauten. Jeder nahm sich einen von uns vor. Gesprochen wurde nicht, weil wir kein Griechisch konnten und die Herren vom Zoll kein Englisch. Die Stimmung war eisig. Tom und Jörg mussten die Ärmel hochkrempeln, bei ihnen suchten die Beamten nach Einstichstellen. Bei mir vermuteten sie revolutionäre Schriften, denn sie versuchten meine auf DIN-A4-Blättern ausgedruckten Hotellisten als Propagandamaterial zu enttarnen. Vergeblich. Wir entspannten uns zusehends. Doch dann kam unsere Jägermeistertüte auf den Tisch.
    «Was?», fragte der Oberzöllner plötzlich in einem perfekten Deutsch und zeigte auf den Inhalt der Tüte, ohne diesen herauszunehmen.
    «Das sind Kassetten», sagte ich leicht herablassend.
    «Was?», fragte er nach.
    «Kassetten!»
    «Was Kassetten?»
    «Kassetten sind Kassetten, und die hier sind in einer Tüte.» Ich versuchte es mit einem Ablenkungsmanöver.
    Der Oberzöllner leerte nun in aller Gemütsruhe die Tüte auf seinem Schreibtisch aus. Danach griff er in die linke Schublade und zauberte eine große Duty-Free-Tüte heraus. In die packte er die Kassetten. Unsere Plastiktüte steckte er in seine Schublade.
    Die Aktion lehrte mich: Reise niemals mit einer Jägermeistertüte nach Griechenland.

    Reisetipps
    Das ultimative und unbedingt zielführende Verhalten in einem großen Basar, in einem kleinen Basar und in einem ganz kleinen Basar
    Eine orientalische Stadt ohne einen Basar gibt es nicht. Der Suq ist ihr pulsierendes Herz, ihr kommerzielles, soziales und politisches Zentrum. In dieser Hinsicht unterscheidet sich ein Basar massiv von einem Einkaufszentrum. Ein Einkaufszentrum hat kein Herz, auch nicht in Dubai, es ist per se herzlos, sinnlos, geschmacklos, freudlos und lieblos. Und genau deswegen gehen wir Deutsche im Urlaub so gern auf einen Basar. Die pfiffigen Händler haben sich auf uns Touristen eingestellt. Sie kennen unsere Vorlieben, vor allem aber unsere Schwächen. Und da auf einem großen Basar andere Regeln herrschen als auf einem ganz kleinen Basar und es daher auch nicht lohnt, zunächst auf einem ganz kleinen Basar das richtige Verhalten für den Besuch auf einem großen Basar zu üben, folgen hier zuerst die wichtigsten Regeln für den erfolgreichen Besuch auf einem großen Basar.
    Marrakesch hat zum Beispiel einen großen Basar. Wenn Sie dort vom zentralen Platz Djamaa el-Fna starten, sollten Sie absolut Herr/Frau Ihrer Sinne sein. Auch sollten Sie über einen Orientierungssinn verfügen, der durch das Leben mit einem Navi-Gerät noch keinen Schaden erlitten hat. Nach fünfzig Metern sieht nämlich alles gleich aus, die Läden, die Waren und die Menschen. In vielen großen Basaren ist es so, dass es zwar unterschiedliche Viertel gibt, in denen aber immer die gleichen Produkte angeboten werden. In Marrakesch existieren das Textilviertel, das Teppichviertel, das Wollfärberviertel, das Kupferschmiedeviertel, das Töpferviertel, das Holzschnitzerviertel, das Eisenschmiedeviertel, das Lederviertel, das Schmuckviertel, das Gewürzviertel, das Quacksalberviertel und nicht zu vergessen: das Korbflechterviertel. Um nicht die Orientierung zu verlieren, ist es möglicherweise hilfreich, wenn Sie an jeder Ecke ein Foto mit Ihrem Handy machen. Allerdings nur, wenn Sie ausschließlich Orientierungsbilder knipsen, dann können Sie sich auf dem Rückweg von Foto zu Foto hangeln und so dem Basargewirr unbeschadet entkommen. Mischen Sie Erinnerungsaufnahmen darunter, funktioniert das System nicht mehr. Mit dieser Strategie im Kopf können Sie sich ins Gedränge stürzen. Aber wissen Sie eigentlich, was Sie dort wollen?
     
Nur bummeln und vielleicht ein Schnäppchen machen? Vergessen Sie es. Ein großer Basar ist nicht zum Bummeln da, und als Neuling auf diesem Gebiet ein Schnäppchen machen zu wollen würde bedeuten, dass die Händler ihren Job nicht verstehen. Und ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Sie verstehen ihn!
Nur handeln, aber nichts kaufen? Das klingt schon besser. Doch dies wird auch nicht gelingen, es sei denn, Sie haben selbst einen passenden Migrationshintergrund – sind also im Idealfall Marokkaner(in) oder zumindest Halb-Marokkaner(in) – und werden von den Basaris ernst genommen.
Nur kaufen, aber jegliches Handeln kategorisch ablehnen, weil Sie das kindisch und wenig

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