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Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Titel: Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikka Bender
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es unsere Absicht, die Filmkassette herauszurücken, auch hatten wir nicht die geringste Lust, den Rest des Tages mit einem Hotel- und einem Polizeichef zu verbringen – das hätte die Aussichten auf unseren griechischen Salat reduziert. Doch einfach so verschwinden konnten wir auch nicht. Was tun?, dachten wir. Das dachte aber auch das Double von Danny DeVito: «Es ist jetzt ein Uhr, da isst mein Freund, der Polizeichef, zu Mittag. Da können wir auch essen. Ich lade Sie ein, zu Grillfleisch und griechischem Salat.»
    Mir fiel keine passende Ausrede ein, schon gar nicht so schnell. Also folgten wir der Bohnenstange und dem kleinen Dicken. In einem abgedunkelten Raum mit Resopalmöbeln, riesigen Plastikblumenbouquets und kitschigen Wandmalereien waren wir die einzigen Gäste. Wir mussten uns setzen, das ungleiche Ehepaar blieb nah an der Tür stehen. Sie trauten uns nicht. Keinesfalls durften wir ihnen entwischen.
    Nach einer Weile erschien der Bulgare und mit ihm ein griechischer Salat, an dem nur Holland und Dänemark ihren Anteil hatten. Dazu servierte er kaltes Fleisch.
    «Was ist das für Fleisch?» Ich wollte es wissen. In diesem Hotel musste man mit allem rechnen.
    «Lamm, von gestern Abend», erwiderte der Bulgare.
    «Sind Sie sicher? Das riecht nach altem Hammel.»
    «Das ist doch egal, Lamm oder Hammel, jung oder alt, Hauptsache: frisch geschlachtet.»
    «Beim Schlachten haben Sie zugeschaut, oder?»
    «Nein, aber der beste Freund von meinem Chef ist Metzger, und wenn der sagt, ist frisch, dann ist es frisch.»
    Anstandshalber haben wir alle einen Bissen genommen. Aber auch nicht mehr. Zum Essen hatten sich auch der Hotelchef und seine Frau zu uns an den Tisch gesetzt. Aber weil dieses recht schnell vorüber war, fragte ich: «Wo bleibt Ihr bester Freund? Wenn der jetzt einen Mittagsschlaf macht, schlage ich Folgendes vor: Wir holen heute Abend die Kassette aus der Kamera – das ist sehr kompliziert –, und morgen bringen wir sie Ihnen vorbei.»
    Anscheinend hatte ihn der Hammel seines Metzgerfreundes etwas milder gestimmt, seine Bohnenstange bestimmt nicht: «Wenn morgen nicht Schluss, dann mit dir am Flughafen Schluss. Alle verhaften, und dann Schluss mit allen.»
    Nach dieser klaren Ansage verließen wir zügig das Hotel in Bali. Der Bulgare und Danny DeVito – vielleicht sah er gar nicht so wie der Schauspieler aus, vielleicht war er es sogar leibhaftig, so nett, wie er nun war – winkten uns hinterher. Die Chefin nicht. Sie war überzeugt davon, dass wir nichts Gutes im Schilde führten. Und recht sollte sie haben.

    Ein Abendessen bei Maria und Stavros hatten wir uns an diesem Tag wirklich verdient. Nationaler griechischer Salat, dazu Kokoretsi und phantastischer Hauswein. Kokoretsi sind Lamminnereien auf Holzspießen mit Dünndarm umwickelt. Ich gebe zu, das hört sich unappetitlich an. Stavros hat aber auch Fisch.
    In den nächsten Tagen testeten wir noch mehrere Mittelklassehotels. Wir machten uns weitere Freunde, die alle sehr gern die eine oder andere Kassette von uns gehabt hätten. Daran erinnerten wir uns, als auf der Fahrt zum Flughafen zu unserer linken Seite das schöne Bali auftauchte. Aber es war uns nicht möglich, Gastgeschenke zu machen, das gedrehte Material gehörte unserem Produzenten in Deutschland.
    Der Flughafen Heraklion, der offiziell Nikos Kazantzakis heißt und nach einem griechischen Philosophen benannt ist, gehört glücklicherweise zu den Flughäfen, die selbst im Indien von gestern keine große Existenzberechtigung gehabt hätten. Das Chaos bei gleichzeitiger Ankunft und Abflug mehrerer Charterflugzeuge, man könnte es fast schon zum Weltkulturerbe erklären. Das konnte aber unsere Chance sein. Im allgemeinen Wirrwarr untergehen, unerkannt bleiben, sich aus dem Staub machen, das war unsere perfekt durchdachte James-Bond-Strategie. Mein Kameramann verstaute die Kassetten in einer unauffälligen Jägermeisterplastiktüte. Danach blickten wir nur einfältig in die Gegend, und das konnten wir extrem gut.
    Ich kann nicht verhehlen, ein leichter Verfolgungswahn überkam mich schon. Auch in Bali hatten wir uns schon einmal sicher gefühlt, und dann war – wie aus dem Nichts – der Hotelchef aufgetaucht. Wenn das jetzt wieder passieren würde? Mit einem oder gar mehreren Polizisten im Schlepptau? Unsere mühsam erworbenen Arbeitsergebnisse wären wir losgeworden. Und mit uns selbst wäre Schluss gewesen!
    Handgepäckkontrolle. Es sah düster für uns aus. Wir wurden

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