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Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Titel: Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikka Bender
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eher ein Partygänger? Das wäre schon wichtig zu wissen, denn es gibt ja nur den einen Gott, und den können wir nicht mal schnell austauschen wie einen Fußballtrainer, wenn wir mit ihm nicht klarkommen.
    Da haben die Hindus es viel besser. Sie können tauschen! Sie haben unzählige Götter, sogar lebende, wie die in Kathmandu residierende Kindgöttin Kumari. Manchmal kann man sie sehen, wenn sie aus dem Fenster ihres kleinen Palasts schaut und winkt und lacht. Entsprechend lässig und unverkrampft gehen Hindus mit Andersgläubigen um, die ihre Tempel besuchen wollen. Ganz wichtig, wenn Sie das vorhaben: Ziehen Sie Ihre Schuhe aus, bedecken Sie Ihre Schultern, und tragen Sie keine Shorts oder kurze Hosen. Befolgen Sie diesen Rat, dann stehen Ihnen für die vielen Gottheiten viele Tempel offen. Alle Götter haben nämlich ihre Fans – ob «unser» Gott das gern sieht? Seine Fankurve hat ja viele leere Plätze.
    Während in unseren Kirchen nur Messwein und Weihwasser fließen, kann in hinduistischen Tempeln auch mal Blut vergossen werden, und das nicht zu knapp. Die Göttin Kali will Blut sehen – Hühner, Hähne und Ziegen sollten in diesem Fall möglichst das Weite suchen. Und wenn es für die Tiere kein Entkommen gibt, dann halten Sie Abstand. Besonders wenn Wasserbüffel zur Opferbank geführt werden, muss mit einem großflächigen Blutvergießen gerechnet werden. Ganz wichtig: Selbst wenn das Frühstück im Hotel mager war – Opfergaben sind für die Götter bestimmt und nicht für Touristen. Wenn also ein hartgekochtes Ei mit Blüten und Reiskörnern am Wegesrand liegt, dann ist das eine Opfergabe und kein Lunchpaket.
    Mit etwas Glück kann es Ihnen gelingen, dass der Tempelpriester Sie persönlich weiht und die Götter gnädig stimmt. Und mit noch etwas mehr Glück kann es Ihnen sogar passieren, dass er auch Ihr Auto und Ihr Fahrrad weiht. Nennen Sie ihm dafür die Marke Ihres Gefährts.
    Wundern Sie sich nicht, wenn Sie an hinduistischen Tempeln Holzfiguren entdecken, die in abenteuerlichsten Stellungen Sex haben. Lassen Sie sich inspirieren, aber glauben Sie nicht, dass so ein Tempel ein Freudenhaus oder Swingerclub ist. Es sind erotische Darstellungen des Kamasutra. Wenn Sie Gefallen daran finden, besuchen Sie die Tempelanlage von Khajuraho in Nordindien, da können Sie Ihre Augen schweifen lassen.
    Buddhisten sind Fremden gegenüber in ihren heiligen Stätten ebenfalls wohlgesonnen. Aber auch in einem buddhistischen Kloster gilt eine angemessene Kleidung. Besonders eindrucksvoll ist ein Klosterbesuch in Tibet oder Ladakh, wenn Sie rechtzeitig zu einer Puja vor Ort sind und sich dezent in den Hintergrund setzen. In der Versammlungshalle des Klosters treffen sich alle Mönche, die jungen und alten, die kleinen und großen. Es werden Mantras rezitiert, heilige Sätze. Mal sprechend, mal singend, mal flüsternd. Die kleinen Mönche spielen heutzutage dabei gern mit einem Gameboy oder schlafen ein. Dann tritt ein großer Mönch in Erscheinung und schlägt ihnen liebevoll in den Nacken. Eine Puja ist eine Andacht oder eine Gebetszeremonie, die oftmals von einem Spender in Auftrag gegeben wurde. Zur Spende gehört, dass alle Mönche eine kleine Stärkung erhalten, in Form eines Buttertees und einer Banane. Die Versammlungshalle ist immer reichgeschmückt mit Buddha-Statuen, Gebetsfahnen, Opfergaben und den berühmten Thankas, den Meditationshilfen und Rollbildern des tantrischen Buddhismus, auf denen oft die einzelnen Lebenszyklen dargestellt sind.
    Sobald die Puja beendet ist, stürmen die jungen Mönche aus der Halle, prügeln sich, spielen Fußball oder ziehen ihre rote Robe aus und waschen sich gegenseitig die Köpfe. Besonders heilig wirkt das Klosterleben nicht, dafür umso kurzweiliger und kreativer. Bleiben Sie nie zu lange in einem buddhistischen Kloster, Sie könnten sonst nicht mehr fort wollen. Das Dasein in der wilden Hochgebirgswelt des Himalaya ist zwar karg und entbehrungsreich, aber das herzerfrischende Lachen der Mönche, ihre Güte und ihr Charme sind extrem ansteckend.
    Charmant und gutgelaunt wirken die Muslime, die Anhänger des Islam, wenn sie zur Moschee schreiten, nicht – zumindest nicht auf den ersten Blick, und schon gar nicht während des Fastenmonats Ramadan. «Ungläubige» haben in einer Moschee nichts zu suchen, es sei denn, es ist Tag der offenen Tür. An so einem Tag kann man sehen, dass Moscheen im Innern oft recht kärglich eingerichtet sind. Richtig schön sind nur

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