Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle
sicher. Du musst los, bitte!» Sie sah mich an und flüsterte: «Ich habe Angst, Karls Vater die Wahrheit zu sagen. Er wird das nicht überleben.»
Ich blieb am Feuer zurück, und Herr Parenrengi und ich stellten die Brenner hoch. Es war mehr als makaber, aber wir mussten den Leichnam schneller verbrennen. Was für ein abnormer Wettlauf mit der Zeit! Um Viertel vor zwei verlor ich die Nerven, als wir die Brenner stoppten und die Urne mit heißer Asche füllten. Der Schweiß lief uns in Strömen übers Gesicht, Hemd und Hose waren klatschnass. Wir schütteten ein wenig Wasser in die Urne, dann verschlossen wir sie. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, fuhr ich mit einem zweiten – natürlich vorher bestellten – Taxi zum Flughafen.
Ich wurde schon erwartet. Ein Mann von der Fluggesellschaft lotste mich ohne jede Kontrolle bis zum Gate. Dort saß Susanne. Alle anderen Fluggäste waren schon an Bord. Ich übergab ihr eine Plastiktüte, in der sich die Urne befand. Sie umarmte mich, sagte Danke, dann bestieg sie in Begleitung einer Stewardess das Flugzeug. Man hatte ihr ein Upgrade in die Business Class verschafft, so konnte Susanne zumindest etwas komfortabler ihren traurigen Rückflug antreten.
Zurück im Hotel, setzte ich mich an den Pool, trank Bintang-Bier und rauchte einheimische Kretek-Zigaretten. Ich hatte in Rekordzeit eine Leichenverbrennung organisiert – und war jetzt selbst restlos ausgebrannt.
Am nächsten Morgen traf ich die Gruppe. Wir flogen am Nachmittag weiter nach Balikpapan auf Kalimantan und machten eine viertägige Flussfahrt auf dem Mahakam. Unser Ziel waren die seltenen und berühmten schwarzen Orchideen bei Melak und der dort lebende Stamm der Dajak. Über Karl und Susanne wurde auf der Reise nicht mehr gesprochen. Ich tat meinen Job, so gut es ging. Nach knapp zwei Wochen war ich wieder zu Hause. Im Briefkasten lag die Todesanzeige von Karl und seinem Vater. Susanne hatte recht behalten.
Reisetipps
Das ultimative und unbedingt zielführende Verhalten in einer katholischen Kirche, einem buddhistischen Kloster, einem hinduistischen Tempel und einer islamischen Moschee
In einer katholischen Kirche kennen wir uns aus, zumindest in einer hier bei uns in Koblenz, Kaufbeuren oder Kitzbühel. Ich könnte mich kurz fassen, wenn es nicht auch noch Katholiken in der Karibik gäbe.
Also, bei uns gilt: Wenn Sie den Kirchenraum vor einer katholischen Messe betreten, nehmen Sie als Mann die Mütze oder die Baseballkappe vom Kopf, das gehört sich so. Das Wasserbecken zur Rechten oder Linken ist nicht für eine Ganzkörperwäsche da, die Gläubigen benetzen mit dem Weihwasser ihre Finger und machen danach das Kreuzzeichen.
Während einer Messe wechseln sich drei Körperhaltungen ab: Sitzen, Stehen und Knien. Wann welche Körperposition angesagt ist, bekommen Sie mit, wenn Sie die Gläubigen in der Kirche wachsam im Auge behalten. Sollten Sie alleine einer Messe beiwohnen – und das passiert heutzutage ziemlich oft –, bleiben Sie die ganze Zeit knien, so sind Sie auf der sicheren Seite. Wenn Sie die Kirchenlieder laut mitsingen, vermeiden Sie, dass Sie während der Predigt einschlafen und aus der Bank kippen. Zur Kommunion sollten Sie nur gehen, wenn Sie etwas zum Nachspülen dabeihaben, die Hostie ist nämlich staubtrocken. Nicht umsonst nimmt der Priester ständig rituelle Mundspülungen mit Messwein vor.
In der Karibik ist dagegen vieles anders. Da sind die Kirchen schlichte, manchmal farbig angemalte Bretterbuden mit einem kleinen Türmchen, und immer sind sie brechend voll. Die Kirchgänger, vor allem die Kirchgängerinnen, machen sich zurecht, als ob sie zum Pferderennen nach Ascot gehen würden. Je schriller, bunter und auffälliger, desto gottgefälliger. Bei uns würden die Hüte der karibischen Frauen schon gar nicht durch das Eingangsportal passen, das übrige Outfit würde unsere Geistlichen vor Pein und Scham unter den Altar treiben.
In der Karibik heißt Gottesdienst: extrem laut singen, lachen, musizieren und wieder extrem laut singen, lachen und musizieren, bis Gott sagt: «Gut gedient, aber jetzt ist Schluss mit lustig, geht nach Hause.»
Bei uns heißt Gottesdienst: lateinische Texte murmeln, Lieder summen, Fürbitten herunterleiern und wieder lateinische Texte murmeln, Lieder summen und Fürbitten herunterleiern, bis Gott sagt: «Gut gedient, aber ich bin bedient, geht nach Hause.»
Ich wüsste zu gern, welche Kirche Gott besser gefällt. Ist Gott ein Langweiler oder
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