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Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle

Titel: Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt: Urlaub in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikka Bender
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könnte die Hälfte davon gut ins neue Neuseeland umbuchen und dort einen ordentlichen Reiseboom auslösen.
    Zu Füßen des Nanga Parbat gelangte ich immer mit einer kleinen Schar Weltenbummler im Schlepptau. Dieses Mal waren es Rudolf und Gustav aus Rosenheim, Traudel und Rainer aus Heppenheim, Cordula und Anke aus Wolfenbüttel, Karl-Eberhard und Annemarie aus Oberammergau, Steffi und Hajo aus Göttingen und Otto und Gerlinde aus dem schönen Viersen. Wir trafen uns am Check-in-Schalter der Pakistan International Airlines in Frankfurt. Alle zwölf machten auf den ersten Blick einen robusten Eindruck. Alle trugen Trekkinghosen, Flanellhemden und feste Wanderschuhe. Vom Reiseveranstalter waren sie schriftlich genau darüber informiert worden, dass die Tour echten Expeditionscharakter besäße, die Route jederzeit geändert werden könnte, wir mit uralten Jeeps unterwegs sein würden, unser Essen fast immer auf offenen Feuerstellen in der freien Natur zubereitet werden müsste und wir die meisten Nächte in Zelten zu schlafen hätten.
    Zehn Stunden später wurden wir am Flughafen von Islamabad von unserer pakistanischen Expeditionsmannschaft begrüßt. Haroon sollte für die nächsten drei Wochen mit mir zusammen die Tour leiten. Ich hatte ihn einige Jahre zuvor in Salzburg getroffen, wo er Tourismus studierte. Er kam aus einer reichen Familie in Rawalpindi, einer Millionenstadt in der nördlichen Provinz Punjab. Altaf hieß unser Koch. Er war eine imposante Erscheinung, groß, stark und mit riesigen Händen. Die fünf Fahrer, Jussuf, Hussein, Mahmod, Arjun und Salim, standen stolz vor ihren uralten, aber auf Hochglanz polierten Willys Jeeps. Jeder von ihnen stammte aus den Bergen, kleine drahtige Männer mit wilden Bärten. Sie trugen ihre Kurta, ein knielanges Hemd aus Baumwolle mit Weste, darunter weite Hosen und auf dem Kopf ihren Pakol, eine runde Wollkappe. Arjun war offensichtlich der Chef der Fahrertruppe.
    Unsere Seesäcke wurden verladen, die Sitzplätze verteilt, die Küchenausrüstung und unsere Zelte im «Küchenjeep» festgezurrt. Ich besprach mich noch kurz mit Haroon, und dann wollten wir auch schon die laute Großstadt verlassen und uns auf den Weg ins Karakorum-Gebirge begeben.
    Erstes Highlight war der Babusar-Pass. Eine Jeepable-Road, bei der haargenau nur ein Jeep auf die Piste passte, zog sich bis auf über 4000 Meter Höhe. Über endlose windige Hochflächen, die nur spärlich bewachsen waren, ging es hinauf, bis irgendwann am Horizont die ersten Gletscher auftauchten. Pro Stunde kamen wir nur wenige Kilometer voran, zu Fuß waren wir schneller. Besonders Rudolf und Gustav machten sich einen Spaß daraus, den Jeeps davonzulaufen. Jedes freie Wochenende nutzten die beiden Oberbayern aber auch, um in den Bergen unterwegs zu sein. Für Anfang sechzig wirkten sie sehr gut durchtrainiert.
    Am Babusar-Pass gab es keine Dörfer mehr, hier oben lebten im Sommer nur noch Ziegenhirten, die sich nachts in kleinen Steinhütten verkrochen. Für ihre offenen Feuerstellen brauchten sie natürlich Holz. Aber woher nehmen, wenn weit und breit kein Baum oder Strauch stand. Angesichts dieser Notlage verfeuerten sie die Holzplanken der unzähligen kleinen Brücken, die über die wilden Gebirgsbäche führten. Als faire Sportsleute ließen sie aber immer so viele liegen, dass wir mit geschicktem Umlegen der verbliebenen Planken, sehr sensibler Fahrweise und großem Zeiteinsatz jede Brücke haarscharf überqueren konnten. Die Holzdiebe schauten uns bei unseren Manövern mit Hingabe zu – eine schöne Abwechslung in ihrem eintönigen Hirtendasein. Und richtig böse war auch niemand. Die Fahrer kannten die Not der Hirten – bevor sie Fahrer wurden, waren sie wahrscheinlich auch mal Hirten –, und die Touristen konnten spannende Expeditionsbilder schießen.
    Jeden Nachmittag begannen wir frühzeitig Ausschau nach einem geeigneten Lagerplatz zu halten. Hatten wir einen gefunden, wurden die Jeeps leergeräumt und die Zelte aufgebaut. Das mussten die Reiseteilnehmer übrigens selbst machen. Die Fahrer holten derweil Wasser am nächstgelegenen Bach zum Kochen und Waschen, dazu benutzten sie Plastikeimer. Altaf und Haroon kümmerten sich um die Inbetriebnahme der Küche. Während meine Leute dann versuchten, den Staub zumindest von Gesicht und Armen zu waschen, polierten und reparierten die Fahrer an ihren Jeeps herum. Die fünf Männer waren eine eingeschworene Gruppe. Sie hielten sich immer abseits, aßen alleine,

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