Isabellas Unterwerfung
das Büro an und war nicht sonderlich überrascht, dass Simon ihm folgte. Er ließ sich in einen Sessel fallen und starrte vor sich hin. Simon nahm ihm gegenüber Platz, ließ ihn nicht aus den Augen und wartete darauf, dass Lucian zu reden begann.
„Vielleicht habe ich mich getäuscht. Das hier ist nicht ihre Welt. Es wäre besser, wir wären uns nie begegnet.“
„Du weißt, dass das Schwachsinn ist, was du da sagst.“
„Sie hat das Vertrauen verloren.“
„Dann bau es wieder auf.“
„Sie will mich nicht mehr sehen.“
„Hat sie das gesagt?“
Lucian antwortete nicht.
„Isabella ist eine intelligente Frau. Nicht du warst es, der Jesse verletzt hat. Sie wird das begreifen. Gib ihr Zeit.“
„Ha! Das hat sie auch gesagt. Du weißt, worauf das hinausläuft. Nein, es ist besser, sie gehen zu lassen.“
Simon erhob sich und ging zur Tür. Die Hand auf der Klinke, wandte er sich noch einmal um. „Wenn du glaubst, dass du das kannst, wünsche ich dir noch eine schöne Nacht.“
Kapitel 14
Die Nacht wurde nicht schön, sondern lang. Erst nach acht Uhr konnte Lucian den Club verlassen. Ziellos fuhr er durch die Stadt, bis er schließlich vor der Galerie anhielt. Eine Stunde saß er im Wagen und konnte sich nicht entschließen auszusteigen. Er wollte sie nicht bedrängen. Die paar Stunden waren mit Sicherheit nicht genug, damit Isabella sich ihrer Gefühle sicher war. Gerade wollte er seinen Wagen starten, als die Haustür geöffnet wurde. Clarence stand in der Tür und sah zu ihm hinüber. Lucian stieg aus, ging zu ihm und sah schweigend in die alten, wissenden Augen.
„Ms. Isabella war sehr traurig, als sie heute Nacht nach Hause gekommen ist. Ich hatte Ihnen gesagt, Sie sollen ihr nicht wehtun.“
Lucian antwortete nicht. Der alte Mann hatte recht, er hatte versagt, auf der ganzen Linie versagt.
Er wollte sich schon abwenden und gehen, da griff Clarence nach seinem Arm und zog ihn in die angenehm warme Lobby. „Ich habe das Gefühl, du brauchst was zur Stärkung, mein Junge.“
Lucian musste bei den Worten mein Junge schmunzeln. Er fühlte sich schon lange nicht mehr wie ein Junge. Manchmal glaubte er, alle Unschuld unwiderruflich verloren zu haben, vor allem in Isabellas Gegenwart.
Er folgte Clarence in ein kleines, gemütliches Büro neben der Eingangstür. Ein Monitor zeigte das Innere des Fahrstuhls, und Lucian bekam rote Ohren. Clarence goss ihnen zwei Gläser ein und deutete mit einem der Gläser auf den Sessel ihm gegenüber. Lucian ließ sich erschöpft seufzend in den Sessel fallen. „Mir ist aufgefallen, dass Sie immer nur nachts hier sind“, stellte Lucian schwach lächelnd fest. „Warum sind Sie in ihrem Alter für die Nachtschicht zuständig?“
Clarence seufzte, und seine Stimme zitterte etwas. „Die Tage ohne Daphne sind halbwegs zu ertragen, aber die Nächte sind die Hölle. In ihrem Haus zu sein, gibt mir das Gefühl, in ihrer Nähe zu sein.“
„Sie sprechen von Isabellas Großmutter?“
„Wir waren über zwanzig Jahre zusammen. Ich war bei ihrem letzten Atemzug dabei, und jetzt ist das Leben leer und öde für mich. Hier zu sein, bedeutet für mich, bei ihr zu sein, und so kann ich mich noch ein bisschen um Isabella kümmern. Sie ist so einsam und zerbrechlich.“ Clarence lächelte. „Sie ist genauso schön wie Daphne.“
„Wieso wohnen Sie nicht hier, wenn Sie zwanzig Jahre zusammen waren? Das Haus gehörte doch Isabellas Großmutter?“
„Weil es keiner wusste. Daphne war in den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren eine große Schauspielerin. Was glauben Sie, was es für einen Skandal gegeben hätte, wenn herausgekommen wäre, dass sie auf ihre alten Tage einen abgewrackten Pförtner liebte.“ Clarence schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Das hätte ich nicht gewollt. Es war schwer genug, ihre Neigungen geheim zu halten.“
Lucian biss sich auf die Zunge. Sie wussten beide, wovon sie sprachen.
„Weshalb war Isabella verzweifelt, als sie nach Haus gekommen ist? Sie wollte nicht mit mir reden.“ Clarences Stimme war fest. Sein Beschützerinstinkt war erwacht.
„Isabella hat im Club etwas gesehen, was sie nicht verarbeiten konnte, und ich hatte kein Verständnis für sie. Es hatte nichts mit uns zu tun, aber sie hat es auf mich projiziert.“ Lucian schwieg. Er kam sich wie ein Trottel vor, dass ihm erst jetzt die Zusammenhänge klar wurden.
„Sie haben Isabella mit in einen Club genommen? Ich glaub es nicht! Das war doch viel zu
Weitere Kostenlose Bücher