Isabellas Unterwerfung
früh“, fauchte Clarence wütend.
Resigniert sagte Lucian: „Sie wollte es unbedingt. Mir war nicht wohl bei der Sache, aber sie ließ sich nicht überzeugen.“ Er schämte sich, dass er sich schwach gezeigt hatte und ihr nicht widerstehen konnte.
Ein verschmitztes Lächeln erhellte das Gesicht des alten Mannes. „Ja, ja. Man kann den Steenfrauen nichts abschlagen. Wenn sie etwas unbedingt wollen, bekommen sie es auch.“
„Das scheint mir auch so.“ Die beiden Männer lachten kurz auf, doch Lucians Miene wurde unvermittelt wieder ernst. „Es tut verdammt weh, sie verloren zu haben, bevor es richtig begonnen hat.“
„Isabella ist ein kluges Mädchen. Wenn es nichts mit Ihnen zu tun hatte, wird sie es auch so sehen.“
Lucian kippte seufzend seinen Whisky hinter und stand auf. „Ich hoffe, Sie haben recht, Clarence. Ich sollte gehen. Sie hat mich um Zeit gebeten, und wenn ich hier rumlungere, denkt Isabella noch, ich will Sie auf meine Seite ziehen.“ Lucian grinste. „Ich danke Ihnen, Clarence.“
Clarence klopfte Lucian freundschaftlich auf die Schulter. „Aber das haben Sie doch, Mr. Green. Ich stehe ganz auf Ihrer Seite. Isabella wird ihrem Herzen folgen. Sie ist in vielerlei Hinsicht wie ihre Großmutter.“ Clarence lachte schallend. „Und das noch mehr, als ich dachte.“
Isabella stand am Fenster und sah Lucians Wagen wegfahren. Sie war ihm dankbar, dass er sie nicht drängte. Ihre Gefühle und Gedanken drehten sich im Kreis. Nicht Lucian, sondern Damian hat Jesse verletzt. Aber sie sind Brüder! Lucian hat nicht verstanden, warum ich so wütend war, aber er hat auch nicht gutgeheißen, was Damian getan hat.
Gestern Nacht hast du über Liebe nachgedacht und jetzt …?
Das Gefühl der Einsamkeit schnürte ihr die Brust zusammen. Manchmal konnte sie kaum atmen. Vor vier Jahren, als die Depressionen begannen, hatte sie sich ähnlich gefühlt. Sie musste verhindern, dass sie in dieses Loch fiel. Beim letzten Mal hatte sie fast ein Jahr gebraucht, um da wieder rauszukommen. Ich muss mich dringend ablenken, sonst dreh ich durch.
Lustlos ging sie in die Galerie. So wird wenigstens die Buchhaltung fertig.
Als sie die Abrechnung fertig hatte, war es Nachmittag. Sie nahm sich die Mappen der potentiellen Künstler vor und überlegte, wen sie aufsuchen sollte. Ihr letzter Termin war gründlich in die Hose gegangen.
Peter S. Baker. Das macht keinen schlechten Eindruck. Die Mappe enthielt Zeichnungen und Drucke von Gemälden. Akte! Sollte sie sich schon wieder auf so etwas einlassen? Aber seine Arbeit war gut. Kurzerhand griff Isabella zum Telefon.
„Ja? Baker.“
„Hier ist Isabella Steen. Sie hatten vor zwei Monaten eine Auswahl Ihrer Bilder in meine Galerie geschickt. Ich würde mir Ihre Arbeit gern anschauen. Wann hätten Sie Zeit für mich?“
„Wäre es Ihnen am Mittwoch recht?“, fragte der Mann mit einer tiefen, samtenen Stimme.
Isabella sah in ihren Kalender. „Am Nachmittag könnte ich bei Ihnen vorbeikommen. Ist die Adresse Bayside Dr. noch aktuell?“
„Ja, das ist sie. Auf der linken Seite, wenn Sie aus New York kommen. Sie werden es nicht bereuen.“
Er hatte aufgelegt, bevor Isabella auf die Zweideutigkeit in seiner Stimme antworten konnte. „Na das kann heiter werden.“
Isabella warf einen Blick in die Galerie. Es war ihr nicht möglich, Lucian anzusehen. Zu weh tat die Erinnerung an ihn, an das, was sie mit ihm erlebt hatte, und die Nähe, die sie bei ihm gespürt hatte. Am Montag, sobald Jesse da war, würde sie es abhängen lassen. Wenn sie ihn immer vor Augen hatte, konnte sie nicht klar denken. Er weckte eine Gier in ihr, die jegliches Denken unmöglich machte. Sie durfte sich nicht davon beeinflussen lassen.
Resigniert seufzend sah sie auf die Mappe in ihrer Hand. „Mal schauen, was Mr. Baker am Mittwoch noch zu bieten hat, außer einem losen Mundwerk.“
Lucian erwachte mit schmerzendem Nacken. Er war auf dem Sofa eingeschlafen, nachdem er sich eine halbe Flasche Whisky gegönnt hatte. Was für ein beschissener Schlamassel. Erst brachte er Isabella vollkommen durcheinander und dann soff er sich den Verstand weg. Er musste unbedingt sein Gleichgewicht wieder finden.
Mit steifen Gliedern ging er ins Bad und stellte die Dusche an. Das warme Wasser tat gut. Minutenlang stand er einfach da und genoss die Wärme, die in seinen Körper eindrang. Gedankenversunken griff er zum Duschgel und seifte seinen Oberkörper ein. Er sah Isabella vor sich, wünschte,
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