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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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»Ich bitte Sie.«
    Kleiweg räusperte sich. »Es tut mir Leid. Wir werden Sie gleich allein lassen, Madame, aber wir haben noch ein paar Fragen … Als Ihr Mann wegfuhr, hat er Ihnen da nicht gesagt, wo er hinwollte?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nur, dass er für ein paar Tage wegmüsse.«
    »War das nicht ungewöhnlich?«, fragte Max.
    Ihre Stille sagte mehr als tausend Worte.
    Kleiweg fragte: »Hat er Gepäck mitgenommen?«
    »Eine Reisetasche und seinen kleinen Computer.«
    »Einen Laptop?«
    Sie nickte mit geschlossenen Augen. »Le portable. Den nimmt er immer mit.«
    Max fragte: »Hatten Sie den Eindruck, dass er freiwillig mit den beiden Herren mitging?«
    »Ich war oben. Didier kam seine Reisetasche holen und erklärte, dass er für ein paar Tage wegmüsse.« Das alles klang abgemessen, als wolle sie sie einfach nur so schnell wir, möglich loswerden.
    »Hat vorher jemand angerufen oder hat er die Leute von sich aus kontaktiert?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wie sahen die Herren aus? Waren es Geschäftsfreun de, die Sie vorher schon einmal gesehen hatten?«
    »Der eine sah aus wie ein Geschäftsmann, aber er hat sich mir nicht vorgestellt. Der andere wartete am Seiten ausgang, es war ein Schwarzer, meiner Meinung nach der Chauffeur. Sie sind hinten durch die Weinkellerei gegan gen, vielleicht hatten sie dort ihr Auto geparkt. Ich bin im Haus geblieben und habe sie nicht wegfahren sehen.«
    »Ein Schwarzer?«, fragte Max. Er versuchte, seine Stimme neutral klingen zu lassen. »Haben Sie sein Ge sicht gesehen?«
    »Kaum …«
    Max holte das vergrößerte Foto von Nel hervor und hielt es ihr hin. Sie schaute in das breite schwarze Gesicht von Noël Bonvenu und zog beunruhigt eine Augenbraue hoch. »Wieso haben Sie ein Foto von diesem Mann?«
    Kleiweg räusperte sich.
    Max steckte das Foto weg und drehte sich um. Zwei Gendarmen standen in der Tür, zusammen mit dem Dienstmädchen, das nervös wirkte. Die Gendarmen drehten ihre Mützen in den Händen. In ihren Haaren war ein Abdruck der Ränder zu erkennen. »Pardon, madame La font«, sagte der ältere der beiden.
    Christine stand auf. »Was gibt es denn noch?«, fragte sie mit arroganter Ungeduld, die falsch und gepresst klang, weil die Antwort schon an ihren Gesichtern abzulesen war. »Haben Sie Neuigkeiten von meinem Mann?«
    »Oui, madame«, antwortete der Gendarm. »Ein Unfall … Er ist ertrunken. Wir möchten Sie bitten, uns zu begleiten, um ihn zu identifizieren.«
    Sie stieß ein heftiges Keuchen zwischen den bleichen Lippen hervor und sank zurück auf den Stuhl. »Ertrunken?«
    Der Gendarm warf stirnrunzelnd einen Blick auf Max und Kleiweg. »Vielleicht sollten Sie jetzt besser …«
    Sie nickten und machten sich auf den Weg, während sich der Gendarm über Christine beugte und leise auf sie einzureden begann.
    Der Renault des Observationsteams stand neben Max’ BMW vor dem Haus und ein weiterer Streifenwagen traf gerade ein, als sie herauskamen. Der Vorgesetzte des Gendarmen, mit dem sie am Morgen gesprochen hatten, stieg aus und schüttelte ihnen mit französischer Flüchtigkeit die Hand. »Voilà«, sagte er. »Für euch ist die Sache damit wohl erledigt.«
    »Wo ist es passiert?«, fragte Kleiweg.
    Der Vorgesetzte zuckte mit den Schultern. »Ein Parkwächter hat ihn im Lac du Temple gefunden, in einem Naturschutzgebiet bei Troyes.«
    »Was hatte er da zu suchen?«
    »Didier? Nichts wahrscheinlich. Ich glaube, dass die anderen Herren einen abgelegenen Ort suchten, wo sie ihn loswerden konnten. Es sieht nach Ertrinken aus, aber er wird zur Autopsie nach Dijon gebracht. Ich muss …«
    »Er hatte einen Laptop bei sich, einen portable «, sagte Max. »Hat man den gefunden?«
    Der Vorgesetzte ließ ein abfälliges Lachen hören. »Da die wissen, dass wir keine Sekunde lang an einen Unfall glauben, brauchten sie auch nichts von Didier zurückzulassen, um es realistisch aussehen zu lassen. Vielleicht steckte etwas in diesem portable drin, vielleicht aber auch nicht. Die brauchen nur dafür zu sorgen, dass wir ihnen nichts nachweisen können.« Er wies mit einem Nicken auf die Tür. »Ich muss mich jetzt mit der Witwe unterhalten.«
    »Augenblick noch«, sagte Max. »Habt ihr das schon?« Er zog das Foto von Bonvenu aus seiner Tasche. Der Vorgesetzte schaute es sich an und schüttelte den Kopf.
    »Das Foto ist über Interpol der Police Judiciaire übermittelt worden«, sagte Kleiweg.
    Der Gendarm warf ihm einen ironischen Blick zu. »Aber nicht an uns.

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