Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
verwaschenes
T-Shirt mit der Aufschrift ›Genusstrinker‹ über. Eine Jacke würde er bei der Hitze
selbst am späten Abend nicht brauchen. Dann schlüpfte er in seine Stiefel, stieg
die Treppen hinunter und marschierte zu Monika, vorbei an den sonnenverbrannten
Nacktbadern und sonstigen Erholungssuchenden, die hier in den südlichen Isarauen
alljährlich ihr Sommerdomizil hatten. Zumindest während des Tages. Als er wenig
später bei ihr ankam, fand er sie mit ausgestreckten Beinen gemütlich auf einem
der Stühle in ihrem kleinen Biergarten sitzend vor.
»Hallo,
Max. Da bist du ja.« Sie entblößte ihre strahlend weißen Zähne zu einem Lächeln,
wie nur sie es zustande brachte. Warmherzig und gleichzeitig zauberhaft. Offensichtlich
freute sie sich, ihn zu sehen. Umso besser.
»Verdammt
heiß heute, Moni. Stimmt’s?« Er wischte sich mit dem Handrücken über die feuchte
Stirn.
»Stimmt
auffallend«, erwiderte sie und zeigte auf ihr überall feucht an der Haut klebendes,
ärmelloses T-Shirt-Kleid. »Lass uns reingehen.« In dem winzigen, halbhoch dunkelgetäfelten
Raum war es angenehm kühl, da Monika die Fenster hier nur nachts öffnete und tagsüber
geschlossen ließ. Sie ging in die Küche und ließ Kaffee durchlaufen.
Max machte
es sich solange mit einer Zeitung in der Hand auf einem der massiven Barhocker bequem,
die er einmal für sie aus Kroatien abgeholt hatte. Monika betrieb ihr kleines Lokal
nun schon seit zehn Jahren. Ab sechs Uhr abends bewirtete sie hier täglich ihre
Gäste. Außer am Montag. Da hatte sie ihren Ruhetag. Max war natürlich von Anfang
an einer ihrer Stammgäste gewesen und half ihr manchmal auch bei der Arbeit. Schließlich
war er selbst im Wirtshaus seiner Eltern groß geworden und damit sozusagen vom Fach.
»Was sollte
eigentlich der Schmarrn vorhin am Telefon, dass ich zum Psychologen gehen soll?«,
erkundigte er sich vorwurfsvoll, als sie zehn Minuten später mit einem Tablett,
auf dem zwei große, dampfende Tassen und zwei Stück Erdbeerkuchen mit Sahne standen,
in den Gastraum zurückkehrte.
»Ach nichts,
Max. Ich war bloß sauer, weil du so ein Theater wegen deiner Tablette abgezogen
hast und habe mir Sorgen gemacht.«
»Aber das
musst du nicht. Ich pass schon selbst auf mich auf.«
»Eben. Vergiss
es einfach.«
»Na gut.
Frieden?«
»Frieden.
Bleibst du heute Abend hier? Ich könnte deine Hilfe gebrauchen.«
»Heute nicht,
Moni. Ich muss mich später noch mit Franzi wegen Heinz’ Liedklaugeschichte im Biergarten
treffen.«
»Was? Du
musst in den Biergarten, du Ärmster? Das Leben kann wirklich grausam sein. Und danach?«
Muss sie
immer gleich ironisch werden? Außerdem bin ich doch nicht ihr Angestellter.
»Danach
muss ich ein paar meiner alten Musiklokale besuchen, um zu sehen, ob ich dort etwas
über Holzer und Nagel rausfinden kann. Oder über denjenigen, der die Lieder gestohlen
und an sie weiterverkauft hat.« Die Mischung aus Bedauern und Ärger über die zwingende
Unverschiebbarkeit beider Vorhaben, die er in seinen Blick einfließen ließ, sollte
dazu dienen, keinen Zweifel daran aufkommen zu lassen, dass er natürlich viel lieber
bei ihr geblieben wäre und ihr geholfen hätte. Logisch.
»Na gut.
Selber schuld. Hier wird es heute bestimmt auch nett. Eine Gruppe weiblicher Nachwuchsmodels
hat sich mit ihrer Managerin zu einem Fotoshooting im Bikini angesagt.«
»Was? Echt?«
»Sicher.
Wenn ich es dir sage.«
»Geh, hör
auf, Moni. Du verarschst mich doch bloß.«
»Meinst
du?«
5
»Servus, Max! Schon lange da?« Der
kleine dicke Hauptkommissar Franz Wurmdobler schaute grinsend auf seinen alten Freund
und Exkollegen herab, der bereits eine halbe Stunde lang ihren liebsten Stammtisch
unter dem kleinen Ahorn gleich beim Eingang des versteckt gelegenen Biergartens
in den südlichen Isarauen besetzt gehalten hatte.
Seit Jahren
saßen sie vorzugsweise auf den langen Bierbänken hier. Außer dem wohltuenden, nahezu
ganztägigen Schatten des Baumes, in dessen Krone sich gerade die letzten Sonnenstrahlen
des Tages verfingen, bot der Platz nämlich noch zwei weitere, unschlagbare Vorteile.
Nummer eins: der Weg zur Schenke und zu den Toiletten war nicht weit. Nummer zwei:
man befand sich etwas abseits vom Getümmel, war aber trotzdem immer noch nahe genug
am Geschehen, um beispielsweise sofort zu sehen, ob schöne Frauen, Prominente oder
Bekannte das Areal betraten.
»Nein, Franzi.
Nicht lange. Gerade mal eine Maß lang. Auch Servus, übrigens.« Max
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