Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
meldete er sich, als sein Freund und Exkollege zu seiner Erleichterung
gleich nach dem zweiten Klingeln dranging. »Du musst unbedingt nach Obergiesing
kommen. Und zwar schnell. Ich stehe hier vor der Tür des heruntergekommenen Musikers
aus dem Biergarten gestern. Du weißt schon, der Typ, der dich nassgemacht hat. In
seiner Wohnung liegt jemand auf dem Boden und rührt sich nicht.«
»Ohne Schmarrn?«
»Ja. Entweder
ist es er selbst oder jemand anderes. Keine Ahnung.« Max sprach so leise er konnte,
damit ihn Frau Peters nicht verstehen konnte.
»Herrje,
Max. Muss das sein? Ich wollte gerade Feierabend machen. Na gut. Ich komme. Soll
ich auch noch gleich den Notarzt hinschicken?«
»Ja, logisch,
Franzi. Die Person rührt sich, wie gesagt, nicht. Und beeil dich. Okay?«
»Alles klar.
Bin gleich da.«
Max legte
auf und bestätigte der völlig aufgelöst hin- und herlaufenden Frau Peters noch einmal,
dass alles in Ordnung wäre und dass sie unbesorgt in ihre Wohnung hinauf gehen könne.
»Ist etwas
passiert mit dem Herrn Bär?«, wollte sie im Umdrehen noch wissen.
»Kann man
noch nicht sagen, Frau Peters«, erwiderte Max. Aha, war er gerade am Telefon also
nicht leise genug gewesen. Er lief hinunter ins Erdgeschoss, trat auf den Gehsteig
hinaus und blieb vor der Tür stehen, um auf Franz und den Notarzt zu warten. Seine
Kopfschmerzen wurden immer schlimmer. »Verdammter Blumentopf! Dämliche alte Kuh!«,
fluchte er laut vor sich hin.
Keine Viertelstunde
später standen die beiden gleichzeitig vor ihm. Franz hatte auch noch zwei Streifenbeamte
mitgebracht. Für den Fall der Fälle. Vielleicht war ja noch jemand anderes in der
Wohnung. Ein Mörder? Bewaffnet? Wissen konnte man es nicht.
»Hat der
Hausmeister einen Schlüssel, Max?«, fragte er.
»Bestimmt.
Ich wollte erst mal abwarten, bis ihr da seid.«
»War auch
richtig, Herr Exkollege. Trotzdem müssen wir in die Wohnung rein. Klingelst du ihn
raus? Wir gehen solange schon mal rauf.«
»Logisch,
Franzi.« Max trat mit nach wie vor brummendem Schädel vor die Tür mit dem Hausmeisterschild
über dem Namen Schweiger und läutete. Ein grauhaariges, unrasiertes Männlein im
blauen Arbeitskittel öffnete und fragte ihn genervt, was er so spät am Tag noch
von ihm wolle.
»Polizei,
Herr Schweiger!«, blaffte Max genauso unfreundlich zurück. Der grantige alte Depp
hat mir gerade noch zu meinem Glück gefehlt, dachte er und setzte seine strengste
und arroganteste Exkommissarmiene auf. »Sie müssen uns sofort die Wohnungstür von
Herrn Bär öffnen«, fuhr er fort. »Sonst brechen wir sie auf. Hamma uns?«
»Polizei?
Ja, was ist denn los? Na gut, ich komme. Zefix! Dauernd ist was anderes.« Der kleine
Zausel verschwand weiter vor sich hinschimpfend in seiner Wohnung und tauchte kurz
darauf mit einem großen Schlüsselbund wieder auf. Sie stiegen zu den anderen nach
oben. Franz klopfte dort gerade laut an Bärs Tür und rief nach ihm. Keine Reaktion.
»Na gut.
Dann sperren Sie jetzt auf, guter Mann!«, befahl er dem Hausmeister. Als offen war,
stürmte er mit der Waffe im Anschlag voraus. Die Uniformierten sicherten vom Eingang
aus. In der ganzen Wohnung lagen Müll, Zeitungen und Essensreste herum. Es roch
widerwärtig. »Die Bude ist sauber!«, rief er, nachdem er sich überall umgesehen
hatte.
Max, der
den bestialischen Gestank in der Wohnung von der Tür aus wahrgenommen hatte, stürmte
mit angehaltenem Atem an seinem alten Freund und Exkollegen vorbei zum nächstgelegenen
Fenster. Dort zog er hastig die Jalousie hoch und riss es weit auf. Franz und der
Notarzt hielten sich Taschentücher vor Nase und Mund und öffneten die anderen Fenster.
Dann sahen sie sich die Person auf dem Boden genauer an. Es war Fritz Bär. Kein
Zweifel. Er rührte sich nicht im Geringsten.
»Herrje.
Der riecht ja noch zehnmal schlimmer als gestern im Biergarten«, beschwerte sich
Franz ungehalten.
Max nickte
nur zustimmend und versuchte so flach wie möglich zu atmen.
»Kein Wunder.
Er ist mausetot. Und bei der Hitze setzt die Verwesung schnell ein«, meinte der
vielleicht knapp dreißigjährige Mediziner, nachdem er den leblosen Körper kurz untersucht
hatte.
»Kann man
erkennen wann und woran er gestorben ist?«, wollte Franz wissen.
»Es könnte
ein Herzinfarkt gewesen sein. Ich schätze mal, dass er seit gestern Abend so daliegt.
Mehr kann ich im Moment nicht dazu sagen. Da müssen die Kollegen von der Gerichtsmedizin
ran.«
»Alles klar,
Herr Doktor. Wir holen
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