Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
doch mal, wie gut deine Nerven
wirklich sind. Er nahm sein Bandgerät vom Tisch, steckte es ein und stand auf.
»Na gut,
Herr Ratgeber. Sie wollen nicht? Dann wundern Sie sich aber auch nicht, wenn demnächst
ein paar unschöne Artikel über Sie und Ihren lässigen Umgang mit dem Gesetz die
Runde machen. Was das für Sie und Ihren Job bedeutet, wissen Sie ja wohl selbst
am besten.«
»Passen
Sie bloß auf, was Sie sagen, Herr Journalist, wenn Sie überhaupt einer sind. Eine
Verleumdungsklage ist eine der leichtesten Übungen für meine Anwälte.« Ratgeber
erhob sich ebenfalls aus seinem Stuhl und setzte eine blasierte, undurchdringliche
Papageienkönigmiene auf. »Zum letzten Mal«, fügte er hinzu. »Ich kenne Holzer und
Nagel nicht weiter. Ich weiß über die beiden nur, was alle anderen auch wissen.
Anscheinend klauen sie in der Tat Lieder und verführen junge Mädchen, was ich im
Übrigen selbst mitnichten tue. Das ist alles. Mehr habe ich Ihnen nicht zu sagen.
So, und jetzt bewegen Sie auf der Stelle Ihren unverschämten Arsch aus meinem Büro
raus, bevor ich den Sicherheitsdienst rufe.« Er deutete mit dem Zeigefinger seiner
rechten Hand auf die Tür und setzte ein entschlossenes Gesicht auf. Zumindest sollte
es wohl so aussehen.
Hilfe, jetzt
mach ich mir aber gleich in die Hosen vor Angst, dachte Max und musste grinsen.
»Wie Sie
wollen, Herr Redakteur«, erwiderte er gelassen. »Rufen Sie mich an oder schicken
Sie mir eine E-Mail, falls Sie es sich anders überlegen und Ihnen doch noch etwas
einfällt. Auf Wiedersehen.« Er warf eine seiner neuen Visitenkarten auf Ratgebers
Schreibtisch, drehte sich um und ging hinaus. Natürlich stand nicht darauf, dass
er Privatdetektiv war, auch nicht, dass er Journalist war. Nur sein Name, seine
Telefonnummer und seine Adresse. Genau wie im Telefonbuch. Und seine E-Mail-Adresse.
Logisch.
»Und lassen
Sie sich bloß nie wieder hier blicken, sonst lernen Sie mich kennen! Ich habe gute
Beziehungen!«, rief Ratgeber ihm hinterher. Seine Stimme klang dabei so glaubhaft
wie die eines Politikers, der im Fernsehen ein Wahlversprechen abgab.
Der ist
ja ganz schön nervös, dachte Max, als er bei seinem Auto ankam. Auf jeden Fall weiß
er mehr, als er zugibt. Und ich werde es herausfinden. Das ist nur eine Frage der
Zeit. Irgendwann redet jeder Papagei.
13
Max fuhr heim, um sich frisch zu
machen und umzuziehen. Gleich noch Holzer und Nagel aufzusuchen, hätte nur dann
Sinn gehabt, wenn ihm Ratgeber etwas Handfestes über sie verraten hätte. Die Sache
mit den jungen Mädchen alleine erschien ihm so, wie sie sich im Moment darstellte,
doch eher zu mager als Druckmittel. Es hatten ihm zwar insgesamt vier Leute getrennt
voneinander davon erzählt. Aber Holzer und Nagel würden genau wie Ratgeber garantiert
einfach nur alles abstreiten. Und beweisen konnte er es ihnen nicht. Da war es auf
jeden Fall zuerst mal besser, Bär zu verhören, vorausgesetzt, der ließ sich irgendwann
wieder bei sich zuhause blicken. Vielleicht hatte er dann mehr gegen die beiden
in der Hand. Und wenn nicht, konnte er es danach immer noch mit den bisherigen Informationen
bei Holzer und Nagel direkt versuchen. Flexibel sein, war die Devise. Völlig verschwitzt
stellte er seinen rostbraunen R4 im Schatten der großen Buche vor seinem Haus ab.
Gerade als er dabei war, seine Wohnungstür im zweiten Stock aufzusperren, kam die
alte Frau Bauer die Treppen hinaufgeächzt.
»Grüß Gott,
Herr Raintaler. Gut, dass ich Sie sehe«, freute sie sich schwer schnaufend. »Ich
habe ein Attentat auf Sie vor. Könnten Sie mir einen Riesengefallen tun?«
»Kommt ganz
darauf an, welchen.« Er blinzelte ihr schalkhaft zu.
»Würden
Sie mich kurz zum Einkaufen fahren. Bei der Hitze heute schaffe ich es einfach nicht
zu Fuß.« Sie stöhnte erschöpft und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von
der Stirn.
»Logisch,
Frau Bauer. Machen wir gleich. Ich muss vorher nur unbedingt duschen und mich umziehen.
Sonst bekomme ich selbst noch einen Hitzschlag. Danach helfe ich Ihnen gerne. Um
halb vier?«
»Ach, wunderbar,
Herr Raintaler. Vielen Dank. Halb vier wäre ideal. Bis gleich.« Sie lächelte ihn
dankbar und erleichtert an.
»Bis gleich.«
Max öffnete sein kleines Reich. Ist das schön kühl hier, dachte er. Er legte die
Post, die er unten aus dem Briefkasten genommen hatte, auf seinen kleinen Couchtisch
im Wohnzimmer, um sie später in den Müll zu werfen. War sowieso alles nur Werbung.
Wann hatte er
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