Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
dorthin. Nur
noch so viel zu Ihrer Beruhigung. Ich habe weiter nichts Böses getan, außer ab und
zu ein bisschen bei meiner Musik abzusahnen. Genau wie jeder andere in der Branche.
Lassen Sie sich bloß von niemandem etwas anderes einreden. Herzliche Grüße und ein
schönes weiteres Leben wünscht Ihnen Ihr ehemaliger Chef Gustl Ratgeber.‹
Die mollige
Sekretärin holte ein Papiertaschentuch aus ihrer Schreibtischschublade hervor, wischte
sich damit ein paar kleine Tränen aus den Augenwinkeln und putzte sich anschließend
kräftig die Nase.
»Der Gute.
Er mag seine Fehler gehabt haben. Aber zu mir war er immer fair und großzügig. Er
war der beste Chef, den ich je hatte, Herr Raintaler. Glauben Sie mir.«
»Mag sein,
Frau Schulze. Haben Sie die Polizei schon angerufen?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Ich dachte,
ich rufe erst mal Sie an, Herr Raintaler. Vielleicht hat diese Überraschung ja mit
den Fotos oder mit Holzer und Nagel zu tun.«
»Oder mit
Ihrem Chef? Wo ist denn sein Studio? Hier im Haus?« Jetzt bloß nicht lange herumtrödeln.
Sie würde schon wissen, warum Sie nicht die Polizei holen wollte. Wahrscheinlich
hatte sie Angst vor dem, was die entdecken könnten. Wer wusste denn schon, was das
für eine Überraschung war in diesem Studio B. Hielt Ratgeber etwa Holzer da unten
gefangen?
»Ja. Im
Keller. Ich bringe Sie hin.« Frau Schulze putzte noch einmal ihre Nase und stand
auf. Dann verließen sie das Büro und fuhren zunächst mit dem Aufzug in das zweite
Untergeschoss hinunter. Dort ging es noch mal eine Treppe nach unten, wo sie zweimal
nach rechts abbogen und anschließend in einen langen Gang gelangten, der sie bis
zu einer massiven Metalltür führte.
»Ganz schön
versteckt. Hierher verirren sich bestimmt keine ungewollten Besucher«, staunte Max.
»Herr Ratgeber
hat sich vor allem der lauten Musik wegen so weit zurückgezogen, Herr Raintaler.«
Und seiner
jungen Mädchen wegen wahrscheinlich, kam es Max in den Sinn. Die hat hier garantiert
niemand schreien gehört. Drecksack, mieser. Frau Schulze schloss die Tür auf und
bat ihn herein.
»Schön,
schön«, brummte er, während er sich in dem großen, hellerleuchteten Aufnahmeraum
voller Musikinstrumente umblickte. »Und wo ist der Aufnahmeraum B, in dem die Überraschung
liegen soll?«
»Gleich
hier drüben.« Frau Schulze öffnete eine weitere Metalltür in der Wand zur Linken
und schaltete das Licht ein. Gleich darauf hörte Max sie laut schreien. »Herr Raintaler,
kommen Sie schnell!«
Max lief
zu ihr hin, schaute an ihr vorbei in den kleinen Raum und entdeckte den Grund für
ihren Schreckensschrei. Eine rothaarige Frau lag vor ihnen auf dem dunkelgrünen
Teppichboden. Auf dem Bauch. Die Hände und Füße waren ihr auf den Rücken gefesselt.
Ratgeber. Wer sonst sollte das getan haben. Sie bewegte sich nicht. Herrschaftszeiten.
»Schnell,
Frau Schulze. Rufen Sie sofort einen Krankenwagen und die Polizei. Und begleiten
Sie die Herrschaften dann hier herunter. Das hier ist auf gar keinen Fall witzig.
Hier geht es um Leben und Tod. Machen Sie schon! Auf geht’s!«
Sie sah
ihn für einen Moment lang mit schreckgeweiteten Augen an, drehte sich dann schlagartig
um und rannte eilig hinaus. Max beugte sich über die vielleicht gerade mal Zwanzigjährige
auf dem Boden und drehte sie um. Gott sei Dank. Sie lebte noch, schlief, war ohnmächtig.
Mal sehen. Sie hatte einen ganz rissigen Mund. Dehydriert. Logisch. Er schnitt ihr
so schnell er konnte die Fesseln durch. Sein Schweizer Taschenmesser steckte zum
Glück immer in seiner Jeanstasche. Wasser! Sie hatte mindestens seit gestern Mittag
nichts mehr getrunken. Wenn Ratgeber sie nicht sogar schon früher hier eingesperrt
hatte.
Er stand
auf und rannte in die kleine Studioküche am anderen Ende des großen Aufnahmeraumes.
Dort nahm er ein großes Glas aus einem der Hängeschränke, öffnete den Wasserhahn
und machte es halb voll. Dann lief er damit so schnell er konnte zu ihr zurück.
Er kniete neben ihr nieder, hob ihren Kopf an und benetzte ihre Lippen. Danach stellte
er das Glas auf dem Boden ab und tätschelte ihr die Wangen. Kurze Zeit später schlug
sie die Augen auf. Na also. Sie war wieder da. Er träufelte mehr Wasser auf ihren
Mund. Sie öffnete ihn. Dann griff sie nach dem Glas und schlug es ihm dabei aus
der Hand. Taube Hände von den Fesseln, schoss es ihm durch den Kopf. Er rannte noch
einmal in die Küche und holte Nachschub. Als er zurückkam, hatte sie sich
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