Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
großen Schlüsselbund entgegen und
verabschiedete sich.
»Soll ich
Ihnen helfen?«, rief ihm der Beamte nach.
Max, der
schon in Richtung Eingangstür unterwegs war, drehte sich noch einmal um.
»Nein, danke.
Ich komme schon klar«, erwiderte er und hob noch einmal die Hand zum Abschiedsgruß.
Der Schnauzbart
stieg in seinen Streifenwagen und fuhr davon. Max drehte sich um und sperrte das
große Glasportal zu Holzers und Nagels Studioräumlichkeiten auf. Damit ihn keine
unliebsamen Besucher bei seinen Ermittlungen überraschen konnten, verschloss er
die Tür gleich wieder von innen. Dann schaute er sich erst einmal in dem pflanzenüberwucherten
Empfangsraum um. Es war brütend heiß hier drinnen. Der Schweiß brach ihm aus. Bestimmt
lief die Klimaanlage nicht, weil niemand da war. Oder sie war schon wieder kaputt,
wie bei seinem ersten Besuch.
Nach einer
Weile bemerkte er, dass ihm etwas fehlte. Irgendetwas war anders als die letzten
Male. Richtig. Kein Vogelgezwitscher vom Band. Wozu auch, wenn niemand da war? Er
suchte Nagels Büro und fand es zwei Türen links neben Holzers. Es dauerte eine Weile,
bis er den richtigen Schlüssel fand. Dann sperrte er auf und trat ein. Wurde Nagel
hier drinnen erschlagen und dann zum Isarkanal transportiert? Schmarrn. Dann hätte
die Spurensicherung irgendwo Blut gefunden. Oder Kampfspuren. Und wenn der Täter
alle Spuren sorgfältig verwischt hatte? Auch Schmarrn. Die technischen Möglichkeiten
der SpuSi waren heutzutage einfach zu umfassend. Die konnten so gut wie jedes verdächtige
Staubkorn nachweisen, von vergleichsweise riesigen Blutspritzern ganz zu schweigen.
Selbst dann noch, wenn sie gründlich mit Putzmittel entfernt wurden. Außerdem hatten
Franzis Leute Spuren des Mordes beim Kanal entdeckt. Wozu zerbrach sich er also
jetzt den Kopf über Sachen, die gar nicht sein konnten? Völlig überflüssig, Raintaler.
Konzentrier dich lieber auf die Dinge, die du noch nicht weißt.
Er öffnete
Nagels Schreibtischschublade mit dem kleinsten Schlüssel am Bund, entdeckte darin
aber nichts Auffälliges. Dann verließ er das Büro des Ermordeten und betrat Holzers
Zimmer. Alles hier war peinlich sauber und aufgeräumt. Außer ein paar unwichtigen
Briefen fand er nichts Interessantes auf, in und unter dem Schreibtisch. Holzers
Computers schaltete er erst gar nicht ein. Genauso wie Nagels zuvor. Der Zugang
zu beiden war garantiert durch ein Passwort geschützt und Max wusste genau, dass
er das in 100 Jahren nicht herausfinden würde. Computer waren noch nie sein Ding
gewesen. Da müsste schon ein Spezialist ran oder ein Hacker. Sollten Franzis Leute
doch einfach alle Festplatten ausbauen und mit ins Büro nehmen oder gleich die ganzen
Computer. Warum hatten die das eigentlich nicht längst gemacht? Schlamper! Oder
hatten sie die Festplatten bereits ausgebaut? Am besten fragte er Franzi. Er schloss
die Tür zu Holzers Büro und stieg die metallene Wendeltreppe ins Studio hinunter.
Doch außer Bändern und Musikinstrumenten fand er dort nichts. Er war also genauso
schlau wie vorher. Nichts wie raus aus der stickigen Bude. Hier kam er im Moment
nicht weiter.
25
Max hatte gerade die große Glastür
zu den Studios abgesperrt und war auf dem Weg zu seinem Auto, als sein Handy langgezogen
losheulte.
»Hallo,
Herr Raintaler. Gudrun Schulze hier.«
»Hallo,
Frau Schulze. Was verschafft mir die Ehre?« Was mochte Ratgebers Sekretärin von
ihm wollen? Hatte sich ihr Chef etwa aus Südamerika gemeldet und seine Verbrechen
gestanden?
»Herr Raintaler,
ich habe gerade eine E-Mail von meinem Chef bekommen. Aus irgendeinem Internetcafé.
Es wäre schön, wenn Sie sich die Nachricht so schnell wie möglich durchlesen könnten.«
Sie klang aufgeregt und ängstlich.
»Geht das
nicht am Telefon?«
»Besser
nicht.«
»Okay. Ich
bin gleich bei Ihnen. Befinde mich sowieso gerade ums Eck.«
»Danke,
Herr Raintaler.«
»Bis gleich.«
Er steckte sein Handy in die Hosentasche und brach auf.
Nur wenig
später stand er voller Neugier in Ratgebers Empfangsraum. Frau Schulze bat ihn gleich,
um ihren Schreibtisch herum zu ihr zu kommen. Er las Ratgebers Mail. Liebe Frau
Schulze, bitte kümmern Sie sich um die Goldfische in meiner Wohnung. Ich werde für
immer weg bleiben. Es ist besser für Sie, wenn Sie nicht wissen, wo ich mich aufhalte.
Glauben Sie mir. Bitte sagen Sie der Polizei Bescheid, dass im Aufnahmeraum B meines
Studios eine Überraschung wartet. Und bitte zeigen Sie ihnen den Weg
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