Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
bereits
aufgesetzt. Trotz ihres elenden Zustands blieb ihm nicht verborgen, dass sie verflixt
gut aussah.
»Bleiben
Sie lieber liegen, bis der Krankenwagen da ist«, riet er ihr mit einfühlsamer Stimme.
»Geht schon«,
krächzte sie. »Wasser!«
Er hielt
ihr das volle Glas an den Mund. Sie begann gierig zu trinken.
»Langsam«,
ermahnte er sie. »Es ist genug davon da.« Er ließ sie eine Pause machen, dann hob
er das Glas mit dem wertvollen Nass erneut an ihre Lippen.
»Danke«,
krächzte sie, als sie ausgetrunken hatte. Ihre Stimme klang dabei aber schon etwas
fester.
»Noch eins?«
Max sah sie fragend an.
»Ja, bitte.«
Er rannte
noch einmal in die Küche. Als er mit dem vollen Glas zurückkehrte, konnte sie es
bereits mit der Hand greifen. Gott sei Dank. Sie schien sich recht schnell zu erholen.
Ja mei. Das war halt die Kraft der Jugend. Ihr Glück, dass sie noch nicht so alt
war wie er zum Beispiel. In dem Fall hätte das auch ganz anders ausgehen können.
»Vielen
Dank, dass Sie mich gerettet haben«, krächzte sie schwer atmend, als sie die nächste
Trinkpause einlegte.
»Gern geschehen.
Aber ohne Gustl Ratgeber wäre das gar nicht möglich gewesen. Er wollte anscheinend
nicht, dass Sie sterben. Obwohl er es offensichtlich billigend in Kauf genommen
hätte, wenn es gestern oder heute Vormittag geschehen wäre.«
»Dieses
miese Schwein«, stieß sie wütend hervor. »Ein mieser Betrüger durch und durch. Und
dann vernascht er auch noch andauernd irgendwelche jungen Dinger, die sich Hoffnungen
darauf machen, durch ihn zum Star zu werden.«
»Sind Sie
auch eine von denen gewesen?«
»Nein, ich
kann kein bisschen singen. Bin definitiv total unmusikalisch. Ich war nur seine
Freundin.«
»Wie heißen
Sie?«
»Susanne.
Susanne Süß. Und Sie?«
»Max Raintaler,
Frau Süß.« Fit schaut sie nicht gerade aus. Aber unglaublich hübsch ist sie wirklich,
dachte er. Richtig süß eben. Man müsste sie mal nach zwei Wochen Urlaub sehen. Wahrscheinlich
der absolute Hammer.
»Sie wissen
von Gustl. Und fragen mich hier aus. Sind Sie Polizist?«
»Nein. Privatdetektiv.«
»Aha.« Sie
hielt ihm abermals das leere Glas hin. »Wären Sie noch mal so freundlich?«
»Logisch.«
Er lief zum vierten Mal in die Küche. Diesmal füllte er gleich zwei Gläser bis zum
Rand und brachte sie ihr.
»Danke«,
krächzte sie jetzt schon wieder etwas stimmhafter. »Wir hatten Streit wegen seiner
andauernden Weibergeschichten. Ich drohte ihm damit, ihn auffliegen zu lassen. Mit
all seinen Betrügereien und so weiter. Da schlug er mich und warf mich hier rein.
Und dann hat er mich gefesselt und abgesperrt. Und das Licht ausgemacht. Ist er
schon in Südamerika? Er sprach nämlich die ganze Zeit davon, dass er das Flugticket
schon in der Tasche hätte.«
»Meinen
Informationen nach ist er dort. Ja«, bestätigte Max. »Also ist er wegen Ihnen geflohen?«
»Da dürfen
Sie Gift darauf nehmen. Wenn ich ausgepackt hätte, wäre er auf der Stelle seinen
Job los gewesen, und einige Anklagen wegen Verführung Minderjähriger hätten ihm
auf jeden Fall auch noch geblüht. Er wäre nie wieder auf die Beine gekommen. Soviel
ist sicher.«
Dann stimmte
es vielleicht sogar, was er Frau Schulze in seiner Mail geschrieben hatte und er
hatte Nagel gar nicht umgebracht. Aber wer war es dann? Und wo war Holzer? Scheißrätselraterei!
»Wie alt
sind Sie eigentlich, Frau Süß?« Er konnte sich nicht vorstellen, dass eine Zwanzigjährige
bereits so abgebrüht war, wie es bei ihr den Eindruck machte.
»Neunundzwanzig.
Wieso fragen Sie?«
»Ach nichts.
Nur so … Sie sehen gut zehn Jahre jünger aus.« Er lächelte schief.
»Das war
auch der Grund, warum er mit mir zusammen war. Einmal entsprach ich rein äußerlich
seinem Beuteschema. Aber wenn er Trost und Zuspruch brauchte, konnte ich aufgrund
meines Alters gleichzeitig auch auf Augenhöhe für ihn da sein. Das hat ihm lange
Zeit gefallen. Aber irgendwann wurde ich ihm wohl zu dominant. Jedenfalls hat er
das in letzter Zeit immer gesagt, wenn wir Streit hatten. Er war halt doch nur ein
total komplexbeladener Blödmann. Und sonst nichts. Ich hätte es besser wissen müssen.
Aber wie heißt es doch so schön?«
»Liebe macht
blind«, vervollständigte Max.
»Sie sagen
es, Herr Privatschnüffler.« Sie stierte mit einer Mischung aus Frust, Abscheu und
Sentimentalität vor sich hin.
Ȇbrigens,
Herr Ratgeber hat da in letzter Zeit ein paar geklaute Lieder weiterverkauft. Sie
gehören einem
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