Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
leg
los.« Max hatte längst seinen kleinen Taschenkugelschreiber und eine seiner Visitenkarten
aus der Brieftasche geholt. Er schrieb die Telefonnummer, die Franz ihm diktierte,
auf die Rückseite und rief dort an, sobald sie aufgelegt hatten.
»Hoch- und
Tiefbau Meierling, Meierling selbst am Apparat«, meldete sich eine tiefe Männerstimme.
Ach, du
Schande. Die waren das. Den Namen sah man doch überall auf allen möglichen Lastwagen,
Baumaschinen und Kränen stehen. Dann war Irene also die Tochter von einem Bautycoon.
Und da war sie auf ihn sauer, weil er ihr nichts von seinem Job als Privatdetektiv
verraten hatte? Nicht zu fassen.
»Grüß Gott,
Herr Meierling. Raintaler ist mein Name. Haben Sie eine Tochter namens Irene?«
»Wieso?«
»Ich bin
ein Freund von ihr aus München.«
»Aha. Und
was wollen Sie von ihr? Angenommen, ich hätte eine Tochter, die so heißt.« Er klang
so misstrauisch. Wurde Irene etwa entführt, und er glaubte jetzt, dass Max der Erpresser
war?
»Ich bin
ehemaliger Polizeihauptkommissar. Und ich arbeite zusammen mit der Kripo an einem
Fall, der Irenes Chefs Holzer und Nagel betrifft. Könnte ich sie bitte kurz sprechen?
Ich kann sie nicht erreichen und mache mir große Sorgen um sie.« Max versuchte so
offiziell wie möglich zu wirken.
»Moment.«
So wie es sich anhörte, hielt Meierling die Muschel zu und rief etwas für Max Unverständliches.
Der wartete derweil nervös an seinen Schläfenhaaren zupfend. Dann meldete sich eine
Frauenstimme am anderen Ende der Leitung.
»Meierling.«
»Irene?
Bist du’s?«
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»Ja?« Tatsächlich. Sie war es.
»Gott sei
Dank, du lebst. Bin ich froh, Irene. Das kann ich dir gar nicht sagen. Max hier.
Ich habe mir schreckliche Sorgen um dich gemacht, weil ich dich seit gestern Mittag
nicht mehr erreichen konnte.«
»Woher hast
du die Nummer meiner Eltern?« Sie klang verwirrt und ein wenig unsicher, so als
hätte sie noch gar nicht richtig realisiert, wer da mit ihr sprach.
»Beziehungen.
Ich wusste gar nicht, dass du eine Prinzessin aus so reichem Hause bist.«
»Aha.« Weiter
sagte sie nichts.
Nach lustigen
Sprüchen war ihr gerade anscheinend nicht zumute. Vor allem wohl nicht, wenn sie
von ihm kamen.
»Na gut.
Franzi hat mir deine Nummer rausgesucht«, gestand er. »Er ist bei der Polizei, was
du sicher auch nicht gewusst hast. Ich war bis vor zwei Jahren ein Kollege von ihm.
Verstehst du?« Statt einer Antwort hörte er sie nur leise atmen. »Gott sei Dank
konnte ich mich noch daran erinnern, dass du mal was von Erding erzählt hast«, fuhr
er fort. »Nagel wurde umgebracht und Holzer vielleicht auch. Und ich dachte schon,
dir wäre auch etwas zugestoßen. Ich bin so froh, dass du wohlauf bist.« Sie sprach
immer noch nicht. Also redete er weiter. »Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich dir
das mit meinem richtigen Beruf nicht gleich nach unserer gemeinsamen Nacht gesagt
habe. Ich hätte dir vertrauen müssen. Aber andererseits hättest du mir ruhig auch
ein bisserl mehr über dich erzählen können. Zum Beispiel, dass du so reiche Eltern
hast. Außerdem konnte ich wirklich nicht wissen, inwieweit du mit Holzer oder Nagel
oder mit beiden verbandelt bist.«
»Nagel …
er ist …tot?«, kam es jetzt zögerlich vom anderen Ende der Leitung.
Gott sei
Dank. Sie hatte ihre Sprache wiedergefunden.
»Ja, und
Holzer vielleicht auch.«
»Was … Wie
… Wer tut denn so was?«
»Keine Ahnung.
Ratgeber könnte es gewesen sein. Und danach ist er gleich in den Flieger nach Chile
gestiegen. Oder Holzer und Nagel hatten Streit. Und Holzer hat seinem Daniel dabei
eins übergezogen und ist abgehauen. Oder Ratgeber hat sie alle beide erschlagen.
Mehr weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, dass ich froh bin, dass dir nichts passiert
ist.« Max setzte sich auf die steinernen grauen Treppenstufen vor Irenes Haus. Im
gleichen Maße wie sich seine Aufregung langsam wieder legte, kam sein Jagdinstinkt
zum Vorschein.
»Wegen was
sollten sie denn streiten?«
»Geld, Irene.
Tantiemen von geklauten Liedern.«
»Echt? Die
haben auch noch Lieder geklaut?« Sie klang nicht sonderlich überrascht.
»Ja. Und
ich war ihnen diesbezüglich auf der Spur. Deshalb wollte ich dich auch zuerst nicht
über meine wahre Identität informieren. Vielleicht hättest du mich verraten, ohne
es zu wollen. Ganz zufällig. Und da dachte ich mir, dass es besser wäre, du weißt
nichts. So einfach ist das alles.« Er wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht.
Eine bessere
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