Isarblues: Der dritte Fall für Max Raintaler (German Edition)
Seite hat er jahrelang Erfahrungen bei der Kripo gesammelt. Und glaube mir,
da wird man automatisch vorsichtiger. Er hat es sicher nicht persönlich gemeint.
Wollte sich wohl einfach nur professionell verhalten.«
»Na gut.
Aber als ich in Holzers Büro kam und mithören musste, dass er gar kein Journalist,
sondern Detektiv ist, war bei mir erst mal Schicht im Schacht, wie mein Vater immer
sagt.« Sie bewegte heftig ihren Kopf hin und her, so als würde sie die Erinnerung
daran am liebsten wegschütteln wollen. Das Ganze war anscheinend ein echter Tiefschlag
für sie gewesen.
Max kam
mit einem vollen Maßkrug für sie zurück und setzte sich zu ihnen. Gott sei Dank
ist sie gekommen, dachte er. Und wie hübsch sie aussah in ihrer hellblauen Bluse
und der weißen Hose. Hatte sie ihre Haare verändert? Sie schienen viel voller und
heller zu sein.
»Warst du
beim Friseur?«, erkundigte er sich und lächelte sie erneut verliebt an.
»Da sieht
man es mal wieder«, antwortete sie geschmeichelt dreinblickend. »Einem Privatdetektiv
entgeht offensichtlich nichts. Ja, ich war beim Friseur. Helle Strähnchen. Und ein
paar kleine Haarteile. Gefällt es dir?«
»Sehr.«
Glück gehabt. Normalerweise fiel ihm so etwas nie auf. Sie erwiderte eine Weile
lang seinen verliebten Blick. Dann konnte sie wohl nicht mehr anders. Sie beugte
sich vor, schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn. Lang und leidenschaftlich.
»Halbzeit,
Spuckewechsel!«, rief Franz die beiden nach einer gefühlten halben Ewigkeit zur
Ordnung. »Ihr seid leider nicht alleine da, Herrschaften.«
Ȁh, ja
… klar. Ha, ha. Na, so was!« Max schaute drein wie ein verwirrter Mathematiklehrer,
der gerade in eine komplizierte Formel an die Tafel vertieft gewesen war und als
er sich umdrehte, schlagartig merkte, dass keine Schüler mehr im Klassenzimmer waren.
Franz und Irene konnten sich das Lachen nicht verbeißen. Max lachte mit. Endlich
herrschte gute Laune am Tisch nach diesem deprimierenden Tag. Als Irene kurz darauf
auf die Toilette verschwand, teilte Franz ihm mit, dass er bald nach Hause musste.
»Gut Wetter
machen«, verriet er. »Und du bleibst noch da, alter Freund. Diese Frau ist Klasse.
Mit der kann man Pferde stehlen. Sie erinnert mich daran, wie Moni früher war. Aber
übertreib es nicht. Du weißt ja, ein schlechtes Gewissen ist kein gutes Ruhekissen.«
»Das waren
jetzt drei ausgelutschte Sprüche in einem Statement, Franzi. Eindeutig zu viel für
mich. Ich werde schon alles richtig machen. Lass das ruhig meine Sorge sein.«
»Unbedingt,
Max. Unbedingt. Ich meine ja auch bloß.«
»Alles klar.«
Max grinste. Er wusste, dass sein alter Freund und Exkollege es gut meinte, aber
trotzdem musste er ihm klarmachen, wo seine Grenzen waren. Das musste man anscheinend
immer wieder im Leben, anderen ihre Grenzen aufzeigen, wenn sie dabei waren, sie
zu übertreten. Flüchtig kam ihm dabei sein Streit mit Monika in den Sinn.
»Sobald
ich was Neues im Fall Nagelmord weiß, melde ich mich bei dir«, versprach Franz dann
noch. »Dasselbe gilt umgekehrt natürlich auch für dich.«
»Logisch,
Franzi. Keine Frage.«
Ȇbrigens,
kennst du den?«
»Wen?«
»Kommt eine
Frau zum Arzt.«
»Und?«
»Nix. Ist
ein Witz.«
»Und was
ist daran lustig.«
»Weiß ich
jetzt, ehrlich gesagt, auch nicht mehr. Ich glaube, er ging doch anders.«
»Mei oh
mei, Franzi.« So ein bodenloser Schmarrn. Max schüttelte nur mitleidig den Kopf.
Kurz nachdem
Irene zurück war, brach Franz auf.
»Und pass
mir gut auf diese Frau auf«, ermahnte er Max zum Abschied fröhlich mit den Augen
blinzelnd. »Sie ist die berühmte Ausnahme von der Regel.« Dann verschwand er im
Getümmel.
»Was meinte
er damit?«, wollte sie wissen, als er weg war.
»Dass du
schwer in Ordnung bist?« Max sah sie lange an.
»Gehen wir
noch zu mir?«, fragte sie und legte geheimnisvoll lächelnd ihren Kopf schief.
29
Sie spazierten zu Fuß durch den
dunklen Park westlich der Isar Richtung Norden. Irene hatte sich bei Max untergehakt
und erzählte ihm gerade, dass sie in Erding geboren und aufgewachsen und erst zum
Studieren nach München gezogen war.
»Ich habe
meinen Magister in Kunstgeschichte gemacht, aber bisher leider keinen entsprechenden
Job gefunden. Das macht mich traurig«, klagte sie. »Mir hat das Studium nämlich
total Spaß gemacht.« Endlich erzählte sie mal von sich. Er wusste ja noch so gut
wie gar nichts von ihr. Außer, dass ihre Eltern viel Geld hatten und sie
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