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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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bin ich gekommen!«, fügte er laut hinzu.
    »Armer Franzi. So schmal und ein wehes Auge und nichts zu essen«, verspottete Sandra, die den letzten Satz mitbekommen hatte, ihren übergewichtigen Gatten.
    »Denk dir nichts, Franzi. Wir haben bisher auch bloß getrunken.« Max grinste schelmisch und nahm sich eine besonders salzige Brezn.
    »Für den Durst!«, bemerkte er dazu. »Ja, und wie geht es jetzt weiter?«
    »Mit Schweinsbraten, hoffe ich doch.« Franz rieb sich erwartungsvoll den Bauch.
    »Geh, du Schmarrer«, zischte Max leise. »Mit den Ganoven aus der ›Bar Verona‹, meine ich. Mich wundert es ja, dass denen ihr Chef schon wieder auf den Beinen ist. Was war übrigens mit dem Zettel von meiner Windschutzscheibe? Der mit dieser Drohung?«
    »Keine Fingerabdrücke, Max«, zischte Franz ebenso leise zurück. »Aber wir behalten ihn auf jeden Fall. Wer weiß? Vielleicht finden wir was über die Schrift oder die Tinte raus. Und zu unserem Bandenchef nur so viel: Unkraut vergeht nicht.«
    »Das heißt, er ist wieder total fit?«
    »Ja. Pass auf, wir machen es so. Du kommst morgen zu mir ins Büro und bestätigst mir, dass die Phantombilder, die ich heute Morgen mit unserem Computerspezialisten gemacht habe, stimmen. Die Fahndung nach den feinen Herren habe ich sicherheitshalber schon mal eingeleitet. Aber deine Bestätigung wäre trotzdem gut. Wenn ich bedenke, dass die mir eine Kamera für zweitausend Euro geklaut haben, könnte ich vor Wut platzen.«
    Franz sprach jetzt fast unhörbar. Sodass Max Mühe hatte, ihn zu verstehen, obwohl er sich ganz nah zu ihm hinübergebeugt hatte. Aber schließlich gingen polizeiliche Ermittlungen Außenstehende nun mal nichts an. Erst recht nicht, wenn man bei der Trauerfeier des Opfers saß. Da könnte der Mörder nämlich ohne Weiteres unter den Gästen sein. Das wusste Max genauso gut wie Franz.
    »Lieber nicht«, antwortete der blonde Exkommissar seinem alten Freund und Exkollegen mit ebenfalls stark gesenkter Stimme. »Sonst gibt es einen Riesenfettfleck auf deinem Stuhl. Außerdem war es ja nicht deine private Kamera.«
    »Gott sei Dank. Da wäre ich erst grantig. Das kannst du mir glauben. Aber jetzt lass uns das Thema wechseln. Schorsch und Josef kommen mit Monika und Clara angedackelt. Und wie ich das sehe, haben sie die gute Anneliese auch noch im Schlepptau.« Franz legte seinen Zeigefinger auf den Mund.
    »Logisch«, versicherte ihm Max und setzte sich wieder gerade hin.
    »Was habt ihr beiden denn nur schon wieder Geheimes zu besprechen?« Sandra nahm sich auch eine Brezn.
    »Nichts!«, beteuerte Franz.
    »Stimmt!«, bestätigte Max.
    »Aha, nichts. Wie immer, oder? Ihr seid mir schon so ein Paar. Pech und Schwefel haben sie, glaube ich, extra für euch erfunden.«
    Natürlich hatte sie recht. Franz stand Max mindestens genauso nahe, wie Giovanni es getan hatte. Wenn man es ganz genau betrachtete, sogar noch ein gutes Stück näher. Schließlich hatten die beiden gemeinsam den Kindergarten besucht, zur selben Zeit an derselben Schule ihr Abi gemacht, und im selben Job waren sie dann auch noch gelandet. Seit den ersten gemeinsamen Ausflügen ihrer Mütter mit den Kinderwägen waren sie eher Brüder als Freunde füreinander. Sie hatten beim anderen übernachtet, sich gegenseitig Geheimnisse anvertraut, von denen niemand sonst wissen durfte, hatten Probleme mit den Lehrern und den Eltern miteinander durchgestanden und waren noch heute unzertrennlich.
    »Hallo, Clara«, begrüßte Franz jetzt die trauernde Witwe. »Noch mal herzliches Beileid. Ich wünsche dir, dass es dir bald wieder besser geht.«
    Er und Sandra schüttelten ihr mitfühlend dreinblickend die Hand.
    »Danke, Franzi. Danke, Sandra. Ach ja. Es tut immer noch so weh!«
    Während Clara das ungleiche aber glückliche Ehepaar vor sich ansah, stiegen ihr schon wieder die Tränen in die Augen. Dem langen Georg war das nicht entgangen.
    »Aber jetzt sollten wir alle unser Essen genießen«, mahnte er schnell, damit die Stimmung nicht zu sehr in den Keller ging. »Schaut doch nur. So viele feinste bayrische Spezialitäten zur Vorspeise. Genau wie Giovanni es in seinem letzten Willen geschrieben hatte.« Er zeigte auf den üppig mit Zwiebeln, Salzstangen und Schnittlauch dekorierten Obatzten auf jedem Tisch und die tönernen Terrinen mit der dampfenden Leberknödelsuppe. Daneben warteten fein geschnittener kalter Braten, eingelegter saurer Presssack, rot und weiß, ein deftiges Geräuchertes, Leberwurst,

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