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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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sollten wir von ihren Gesichtern her wiedererkennen oder mit Hilfe des Computers rekonstruieren können. Auch mit einem Auge.« Er zeigte schief grinsend auf seine linke, noch intakte Gesichtshälfte. »Immerhin sind wir Profis und haben sie genau vor uns gehabt«, fügte er dann noch hinzu.
    »Schöne Profis«, brummte Max, steckte seinen blutenden Finger in den Mund und schüttelte den Kopf.
    »Da muss ich dir leider recht geben, alter Freund. Lass uns noch ein letztes Bier trinken und die Ermittlungen für heute beenden. Was denkst du?«
    »Dasselbe, Franzi.«

22
     
     
    »Das ist ja grausig!« Josef hielt sich mit gequältem Gesichtsausdruck die Ohren zu.
    »Geh weiter, Josef, stell dich doch nicht so an. Das ist reinste bayrische Musikkultur. Zugegeben, es klingt ein bisserl altmodisch. Und reichlich falsch. Aber auf jeden Fall ist es total authentisch.«
    Max fand natürlich auch, dass der langweilige Marsch, den die Floßkapelle gerade spielte, eine Zumutung war. Noch dazu, da die Blasinstrumente noch kalt zu sein schienen und deshalb eine vernünftige Intonation, die zum Rest der Band passte, offenbar nicht möglich war. Egal. Giovanni hatte sich seine letzte Feier nun mal so gewünscht. Und das musste man respektieren. Schon allein wegen Clara, die alles andere als fröhlich mit Anneliese und Monika ein paar Meter weiter weg saß und gerade todesmutig einen großen Schluck aus einer Maß Bier nahm.
    »Wieso will heute eigentlich jeder was Authentisches, auch wenn es noch so beschissen ist? Die können doch bestimmt auch was anderes spielen. Sind doch eigentlich ganz gute Musiker, wie man hören kann.«
    »Wart es ab, Josef. Dein geliebter Dixie kommt schon noch. Und diverse Partysongs soll sich Giovanni auch gewünscht haben. Zumindest hat Schorsch das vorhin gesagt. Wir haben ja gerade erst abgelegt. Magst du ein Bier?« Max stand auf.
    »Bitte, gerne. Bring mir unbedingt eins mit. Vielleicht tut es dann nicht mehr so weh in den Ohren.«
    Josef schien wirklich schwer zu leiden. Max musste grinsen, obwohl ihm eigentlich gar nicht danach zumute war. Erstens war das hier Giovannis Trauerfeier, und dann brannte der kleine Schnitt in seinem Finger, den er sich gestern bei dem Kampf in der ›Bar Verona‹ zugezogen hatte, jetzt doch ganz schön. Trotz der Heilsalbe unter dem kleinen Verband, den er sich vor dem Schlafengehen noch darum gewickelt hatte. Na ja, wird schon wieder werden, sagte er sich tapfer und strebte dem kräftigen, bayrischen Schankkellner vor dem Fünfzigliterfass entgegen, um die zwei Maß für sich und seinen Vereinskameraden zu holen.
    Trotz der anhaltenden Trauer um seinen alten Freund war er froh, dass das bedrückende Begräbnis endlich hinter ihnen lag und das Leben langsam wieder Fahrt aufnehmen konnte. Auch für Clara, die heute ganz bestimmt ihren bisher härtesten Tag hatte. Wenn Schorsch sich nicht so rührend um sie und den ganzen Rest gekümmert hätte, wäre wohl alles noch viel schlimmer für sie gewesen. Ihre Eltern waren auch zur Bestattung gekommen, hatten ihre Teilnahme an der Floßfahrt von Wolfratshausen nach München aber abgesagt. Claras Mutter hatte Angst davor gehabt, seekrank zu werden, und ihr Vater wollte sie nicht alleine ins Hotel zurückschicken. Er hatte Max noch gleich nach der Zeremonie auf dem Friedhof angeboten, ihm bei der Suche nach dem Schwein zu helfen, das seinen Schwiegersohn umgebracht hatte. Der hatte sich aber nur höflich bei ihm dafür bedankt und offengelassen, ob er die Hilfe in Anspruch nehmen würde. Und natürlich würde er das nicht tun. Ein dahergelaufener Halbmafioso, der seine Ermittlungen durcheinanderbrachte. Das wäre ja noch schöner.
    Die Sonne schien und das Thermometer war dank eines heftigen Föhneinbruchs bereits um elf Uhr auf frühsommerliche 22 Grad gestiegen. Das Wetter machte den Trauergästen also auf jeden Fall keinen Strich durch die Rechnung. Jetzt musste die ganze Sache hier nur noch würdevoll im Namen des Toten zu Ende gebracht werden.
    Die Kapelle trug ihren Teil dazu schon mal bei, indem sie zur Erleichterung aller Anwesenden endlich ihren langweiligen Marsch beendete und erst einmal sorgfältig die Instrumente stimmte. Max kehrte mit zwei anständig gefüllten Maßkrügen zu Josef zurück und setzte sich neben ihn auf die lange Bierbank, die rund um das Mittelstück des Floßes herum installiert war.
    »Danke Max. Ein Wahnsinn das alles«, meinte der und stierte in das graue Wasser, auf dem sie langsam durch

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