Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
ein junges Mädchen oder
schau ich nach Geld aus?«
»Nein,
wirklich nicht. Heute morgen schon gar nicht.« Franz grinste. »Vielleicht war
es jemand, den du in deiner aktiven Zeit hinter Gitter gebracht hast? Wir
werden schon rausfinden, was da los war.«
»Ich
werde das auf jeden Fall. Das mit dieser Leiche nehme ich ebenfalls persönlich.
Man legt einem Max Raintaler nicht ungestraft eine tote Frau in den Weg. Da
kannst du Gift darauf nehmen, Franzi.« Logisch erwische ich den Kerl, der das
getan hat, dachte Max inwendig weiter. Auf jeden Fall. Und Franzi bekommt auch
seine Strafe verpasst, dafür, dass er mich für einen Mörder gehalten und
eingesperrt hat. Von wegen, ich hätte randaliert und er hätte mich nur vor mir
selbst schützen wollen. Diesen lahmen Spruch nehme ich ihm nicht ab. So ein
Schmarrn. Hält der mich für völlig verblödet? »Wie hat man sie eigentlich
umgebracht?«
»Jemand
hat ihr mit einem großen Messer die Halsschlagader durchtrennt.«
»Wisst
ihr, wie sie hieß?«
»Maria
Spengler. Ihren Ausweis hatte sie noch bei sich. Und eine relativ volle
Geldbörse auch. Raubmord scheidet somit wohl aus. Moment mal. Oder doch nicht.
Schlüssel hatte sie nämlich keine bei sich.«
»Du
meinst, dass jemand sie umgebracht hat, um in ihre Wohnung zu kommen und die
auszuräumen?«
»So
ähnlich.«
»So was
höre ich zum ersten Mal. Ein Einbrecher muss doch keinen Mord begehen, er
bricht einfach ein.«
»Stimmt
auch wieder.«
»Es
kann ein Mord im Affekt gewesen sein. Wie so oft, wenn Messer im Spiel sind.
Vielleicht ist ihr Mann oder Freund daheim ausgerastet und hat sie dann in die
Einfahrt geschleppt. War sie überhaupt verheiratet oder hatte sie einen Freund?«
Max verzog kurz irritiert das Gesicht, weil ihm gerade ein deftiger
Geruchsschwaden aus der Plastiktüte mit seinem T-Shirt darin, die neben seinem
Stuhl lag, in die Nase stieg.
»Verheiratet
war sie definitiv nicht. Über einen Freund wissen wir nichts.«
»Verwandte?«
»Soweit
wir wissen, nein. Außerdem fällt so was doch auf.«
»Was?
Verwandte?«
»Schmarrn.
Wenn man jemanden nachts durch die Gegend schleppt.«
»Im
Dunkeln eher nicht, Franzi. Und im Kofferraum eines Autos schon gar nicht. Habt
ihr Spuren vom möglichen Täter am Tatort gefunden?«
»Nein.
Absolut nichts. Nicht einmal einen aktuellen Fußabdruck im Grasstreifen.«
»Zeugen
natürlich auch null.«
»Null.«
Franz zuckte nur mit den Achseln.
»Wo hat
sie gewohnt? War sie aus Untergiesing?«
»Sie
wohnte in der Birkenau.«
»Aha,
nicht weit von unserem Griechen also.«
»Genau.«
»Na
gut. Ich hau dann ab. Oder gibt es noch was?«
»Nein.
Geh in aller Ruhe duschen. Ruf mich aber gleich an, sobald dir doch noch etwas
einfällt. Die Frau aus dem Labor hat gemeint, dass man sich manchmal nach einer
gewissen Zeit wieder an die Sachen erinnert, die man wegen der K.-o.-Tropfen
vergessen hat.«
»Na
dann. Servus, Franzi.« Max erhob sich ohne zu lächeln von seinem Stuhl und ging
auf die Tür zu.
»Servus,
Max. Bis bald«, rief ihm Franz hinterher.
Das
glaube ich weniger, dachte Max mit grimmigem Gesicht. Schon gar nicht, bevor du
dich nicht bei mir fürs Einsperren entschuldigt hast, Herr Oberwichtigtuer
Wurmdobler.
5
Unten auf der Straße vor dem
Präsidium atmete Max erst einmal tief durch. Was für eine Nacht. Betäubt, über
ein Mordopfer gestolpert, gekotzt und dann auch noch eingesperrt. In einem
schrägen Actionfilm hätte es auch nicht abgefahrener zugehen können. Gott sei
Dank war wenigstens das Wetter schön. Nur ein paar Föhnwolken standen am
Münchner Himmel, es war angenehm warm. Er warf die Plastiktüte mit seinem
verdreckten T-Shirt in den nächsten Mülleimer. Waschen würde er es nicht
können, da er nicht wusste, wie seine Waschmaschine funktionierte, und bevor es
ihm die ganze Bude verstank, bis Monika oder seine nette alte Nachbarin Frau
Bauer Zeit hatten, sich der Sache anzunehmen, lieber weg damit. Er würde sich
demnächst ein neues leisten. So teuer waren die Dinger auch wieder nicht. In
der Fußgängerzone gab es immer mal wieder Sonderangebote. Drei Stück zum Preis
von einem oder so.
»Was
hat sich Franzi nur dabei gedacht, mich einfach einzusperren?«, murmelte er vor
sich hin. Seit dem Kindergarten waren sie wie Brüder, und Franz sollte
eigentlich wissen, dass sein bester Freund keinen Mord beging. »Vielleicht habe
ich mich wirklich aufgeführt wie ein Depp. Trotzdem. Dann hätte er mich auch
einfach nur
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