Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
den
Speckröllchen an den Hüften gerade überheblich dreinglotzend vor die Nase
hielt. Nachdem sie mit einem genervten Stöhnen auch noch seine Eier mit Speck
und den Milchkaffee samt Croissant auf dem Tisch abgestellt hatte, entfernte
sie sich, so gemächlich wie sie gekommen war, und Max sprach weiter. »Stell dir
vor, Franzi hat mich in eine Zelle gesperrt. Hast du Hunger?« Er deutete auf
die Sachen der Blonden.
»Gern.«
»Du
hast gern Hunger?«
»Ich
nehme es gern, Max. Für wen war das?« Josef zog fragend die Brauen hoch.
»Die
Blonde hat es bestellt.« Max rollte genervt die Augen.
»Ach
so, klar.«
»Warum
hat dich Franzi in die Zelle gesperrt? Aus Spaß? Habt ihr Handschellenspielchen
mit heißen Blondinen gemacht?« Josef konnte gar nicht mehr aufhören zu grinsen.
Sein Mund reichte inzwischen von einem Ohr zum anderen, und sein schwarzer
aufgewirbelter Schnurrbart stand als Folge davon mit den Enden fast senkrecht
nach oben.
»Von
wegen Spaß. Ich war total zu.«
»Also
doch Spaß.«
»Sicher
nicht.« Max senkte seine Stimme. »Jemand hat mich mit K.-o.-Tropfen
ausgeknockt, und dann bin ich auch noch auf dem Heimweg über eine Frauenleiche
gestolpert, und gekotzt habe ich auch. Und dann hat mich Franz zum Ausnüchtern
in eine Zelle gesperrt, weil er dachte, ich wäre total blau.«
»Ach,
darum riecht’s hier so streng.« Josef lachte laut.
»Das
ist kein Witz, Josef. Es ist alles genau so passiert, meint Franzi jedenfalls.
Solche K.-o.-Tropfen können sogar Spätschäden anrichten, habe ich gehört.« Max
machte ein ernstes Gesicht. Ihm war überhaupt nicht nach Lachen zumute.
»Ohne
Schmarrn?« Josef zweifelte offensichtlich immer noch an der Horrorgeschichte.
Was auch weiter nicht verwunderlich war, schließlich hatte sein Freund und
Vereinskollege schon oft genug ähnliche Späße zu allen möglichen Gelegenheiten
gemacht.
»Ohne
Schmarrn. Es ist alles passiert, und ich bin eigentlich nur noch müde und will
unter meine Dusche.« Max sah jetzt fix und fertig aus. Er war leichenblass im
Gesicht und fiel regelrecht in sich zusammen.
»Ja
gut, Max. Dann entschuldige bitte mein albernes Getue. Soll ich dich
heimfahren? Ich parke gleich da hinten in der Reichenbachstraße.« Josef deutete
Richtung Süden. Er glaubte Max jetzt. Schließlich kannte er seinen Freund gut
genug, um zu wissen, wann bei dem der Spaß endgültig vorbei war.
»Würdest
du das tun?«
»Logisch.«
»Das
wäre genial. Lass mich nur noch aufessen und bezahlen. Du bist natürlich auf
das Croissant und den Kaffee eingeladen.« Max wäre zwar auch zu Fuß gegangen,
um seinen Kopf noch weiter auszulüften, aber die Vorstellung, gemütlich im
Sitzen heimkutschiert zu werden, war zu verführerisch. Zumal es ihm wirklich
nicht besonders gut ging.
»Alles
klar. Und? Machst du dich auf die Suche?«
»Nach
wem?«
»Nach
dem Typen, der dir die Tropfen ins Bier getan hat.«
»Logisch.«
»Und
die Frauenleiche? Was war mit der?«
»Ermordet.«
»Ein
Fall für Max Raintaler?«
»Auf
jeden Fall.« Max schlug mit der flachen Hand auf den kleinen runden Tisch.
»Wenn
ich dir irgendwie helfen kann, lass es mich wissen.« Josef legte ihm
freundschaftlich die Hand auf die Schulter.
»Wieso
denn das? Meine Fälle haben dich bisher doch noch nie interessiert.« Max
runzelte erstaunt die Stirn.
»Ich
stehe neuerdings auf Kriminalfälle.«
»Aha.
Und wieso?«
»Ich
habe da neulich von einer Bekannten so ein paar Krimis geschenkt bekommen, die
mir wirklich gefallen haben.«
»So,
was denn zum Beispiel?«
»Titel
weiß ich gerade keinen, aber sie gefielen mir.«
»Deutsche
Krimis?«
»Auch.«
»Na
dann. Ach, Herrschaftszeiten, jetzt weiß ich es.«
»Was?«
Josef blickte ihn überrascht an.
»Wie
sie ausgesehen hat.«
»Wer,
die Blonde?«
»Ja.«
Max trommelte unruhig mit den Fingern auf der Tischkante herum.
»Und
wie?«
»Wie die
Monroe. Wie die gute alte Marilyn.«
»Respekt.
Was für Spätschäden bekommt man denn genau?«
»Von
Marilyn?«
»Nein,
von diesen K.-o.-Tropfen.«
»Keine
Ahnung. Ich bin Detektiv, kein Arzt, Josef.«
»Wahrscheinlich
ist man oft K.o., oder?«
»Wahrscheinlich.«
6
Josef stoppte seinen 7er-BMW
direkt vor Max’ Haustür. Der bedankte sich fürs Heimbringen, stieg aus und
winkte seinem Kumpel noch mal zum Abschied zu, bevor er im Inneren des
vierstöckigen alten Mietshauses verschwand. Im zweiten Stock angekommen, holte er
seinen Schlüssel aus der Jeans und machte sich daran
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