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Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)

Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)

Titel: Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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geschlagen hatte? Er bückte sich und hob ihn auf.
›I krigg di, Arschäloch‹, stand in ungelenken Buchstaben darauf. Bingo. Das
musste der Typ sein, der ihn umgewuchtet hatte. Sah ganz so aus, als wäre er
Ausländer oder auf jeden Fall starker Legastheniker oder Analphabet. Er musste
ihm im Treppenhaus aufgelauert haben. Aber woher hatte er gewusst, wann Max
nach Hause kommen würde? Oder hatte er es gar nicht gewusst? Hatte er vielmehr
die ganze Nacht und den ganzen Morgen dort auf ihn gewartet? Aber woher hatte
er eigentlich gewusst, wo Max wohnte? War es etwa derselbe Mensch gewesen, der
ihm die K.-o.-Tropfen beim Griechen ins Glas geschüttet hatte? Bestimmt.
Herrschaftszeiten, zweifellos gab es jemanden da draußen im schönen
hochsommerlichen München, der ihm nicht wohlgesonnen war. Aber wer sollte das
sein und was könnte die Person gegen ihn haben? Soweit er sich erinnerte, hatte
er in letzter Zeit mit niemandem besonders großen Streit gehabt. Das Übliche.
Aber wirklich nichts Großes. Oder schlug hier seine Vergangenheit als Kommissar
bei der Kripo noch einmal zurück? Bevor er vor gut drei Jahren in Frühpension
gegangen war, hatte er etliche Gauner hinter schwedische Gardinen gebracht.
Wollte sich etwa jetzt einer von denen an ihm rächen? Möglich wär’s, Raintaler,
sagte er sich und stieg nachdenklich unter die Dusche. Während ihn die heißen
harten Wasserstrahlen aus seinem neuen Regenwasserduschkopf trafen, ging es ihm
langsam besser.
    Nachdem
er wieder trocken war, legte er sich zwei Stunden aufs Ohr. Danach rief er,
einigermaßen wiederhergestellt, Monika an, um ihr seinen Kaffeebesuch innerhalb
der nächsten Stunde anzukündigen. Sie hatte Zeit. Er zog Bluejeans, schwarzes
T-Shirt und seine neuen Slipper mit den Luftpolstersohlen an, in denen er
unglaublich bequem gehen konnte. Als er kurz darauf seine Haustür öffnete, lief
er geradewegs Frau Bauer in die Arme, die ihm wie so oft Kuchen vorbeibringen
wollte. Zumindest ließ das halb volle Backblech in ihren Händen eindeutig
darauf schließen.
    »Ja,
Frau Nachbarin, fast hätte ich Sie umgerannt«, stieß er aus, während er eine
Vollbremsung einlegte. »Kuchen? Etwa Käsekuchen? Für mich? Aber Sie sollen doch
nicht immer … Ich wiege bald 200 Kilo, wenn Sie so weitermachen.«
    »Ach
was, Herr Raintaler. Mein Bertram und ich können nicht mehr. Und Ihnen wird ein
anständiges Stück davon gut tun. Gerade nach Ihrer Ohnmacht vorhin.« Sie
lächelte wie ein Weihnachtsengel auf Erdenurlaub und hielt ihm das herrlich
nach feinsten Zutaten duftende Backwerk hin.
    Abgesehen
davon, dass sie ihm gelegentlich bei seiner Wäsche oder beim Putzen half,
brachte Frau Bauer ihm mindestens einmal in der Woche etwas zu essen. Entweder
Kuchen oder Gulasch oder am Sonntag auch einmal ein Stück Schweinsbraten mit
Knödel. Das hatte seinen guten Grund. Max war der Neffe von Tante Isolde – Frau
Bauers bester Freundin – , die vor drei Jahren gestorben war. Seine Tante wiederum war
seine letzte Verwandte gewesen, weil Max’ Eltern drei Jahre vor ihr ebenfalls
verstorben waren. Bei einem Autounfall in Italien. Und seit Max dann nach
Isoldes Tod in deren kleine Eigentumswohnung, die sie ihm vererbt hatte,
eingezogen war, fühlte sich Frau Bauer für sein Seelenheil verantwortlich. Schließlich
kannte sie ihn genau wie seine verstorbene Tante von klein auf. Erst als er vor
ungefähr 20 Jahren bei der Polizei angefangen hatte, hatte sie begonnen, ihn zu
siezen. Herr Bauer dagegen duzte ihn nach wie vor.
    »Ja
gut. Da sage ich vielen Dank. Das trifft sich gut. Gerade wollte ich zu meiner
Monika auf einen Kaffee.« Max grinste. »Ich bringe Ihnen das Backblech heute
Abend zurück«, fuhr er über seine Schulter hinweg fort, während er in seine
Küche eilte, um es dort abzustellen und ein paar Stücke für sich und Monika in
eine kleine Tupperschachtel zu packen. Seine langjährige Teilzeitfreundin würde
sich sicher sehr darüber freuen.
    »Wie
geht es dem Kopf?«, erkundigte sich Frau Bauer anteilnehmend, als er zurück bei
ihr im Treppenhaus war.
    »Besser.
Mir muss wohl einer eins draufgegeben haben.«
    »Was?
Ein Verbrecher hier in unserem Haus?« Ihre Stimme klang erschrocken, aufgeregt
und neugierig zugleich.
    »Sieht
ganz so aus. Und K.-o.-Tropfen hat man mir gestern Abend auch ins Bier
geschüttet. Irgendwer hat es wohl auf mich abgesehen.« Er machte ein düsteres
Gesicht.
    »Ja, um
Himmels willen, Herr Raintaler. Passen Sie bloß auf sich auf.

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