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Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)

Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)

Titel: Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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einen Schnaps. Du auch?« Max schüttelte immer wieder
ungläubig den Kopf. Er war wegen einem Doppelgänger überfallen worden. Das war
mit Abstand das Bescheuertste, was er in den letzten Jahren gehört hatte.
Einfach nicht zu fassen.
    »Liebend
gern. Das Bier allein tut sich schwer beim Kampf gegen meine Kopfschmerzen.«
    »Hat er
mich auch vor die Tram geschubst?«, erkundigte sich Max, als er mit zwei bis an
den Rand gefüllten Stamperln Obstler von der Schenke an ihren Tisch
zurückgekehrt war. »Dabei wäre ich fast draufgegangen.«
    »Ja.
Aber das täte ihm leid, hat er gemeint. Da seien ihm wohl ein paar Sicherungen
durchgebrannt. Schließlich wollte er Lechtaler beziehungsweise dich nicht
umbringen, sondern nur einschüchtern.«
    »Da
muss er mir ja auch am Donnerstag von meiner Wohnung zu Woller gefolgt sein.«
    »Richtig.«
    »Dann
hat er mir wohl jeden Tag aufgelauert.«
    »Nicht
unbedingt. Aber am Donnerstag eben.«
    »Also
hat Woller nichts mit den Anschlägen auf mich zu tun.«
    »Schaut
ganz so aus.«
    »Herrschaftszeiten.
Ich hatte schon am Dienstag die ganze Zeit über das Gefühl, dass mir jemand
folgt. Am Südfriedhof wollte ich ihn sogar stellen. Aber anscheinend war er zu
schlau, mir in die Falle zu gehen.« Max betrachtete nachdenklich den Schaum in
seinem Glas. »So schnell kann es gehen. Da reicht es, dass du jemandem ähnlich
siehst und wirst deswegen fast abgemurkst. Die Welt wird echt jeden Tag verrückter
und gefährlicher.« Er schüttelte bestimmt zum zehnten Mal in den letzten zehn
Minuten den Kopf über diese absolut unfassbare Unglaublichkeit. »Ab sofort
dürfte es also keine Anschläge mehr auf mich geben.«
    »Normalerweise
nicht.«
    »Da bin
ich aber mal gespannt.«

25
     
    »Hallo, Max. Komm rein. Die
Vorspeise ist gleich fertig.« Gesine, die eine weiße Schürze über ihrem
knielangen roten Baumwollkleid trug, gab ihm zur Begrüßung links und rechts ein
Küsschen auf die Wange.
    »Hallo,
Gesine. Danke noch mal für die Einladung. Ich habe einen Bärenhunger. Ich habe,
glaube ich, außer Frau Bauers Gulasch und der Roulade bei Willis Begräbnis seit
Tagen nichts Anständiges mehr zwischen die Zähne gekriegt.« Max hielt sich wie
ein Verhungernder die Hände vor den Bauch. Dass er heute Nachmittag auf dem Weg
vom Viktualienmarkt in seine Wohnung drei dicke cholesterinreiche Rote mit viel
Senf bei Anton gespachtelt hatte, schien ihm entfallen zu sein. Nach sechs
halben Bier und fünf Obstlern wohl auch weiter kein Wunder. Aber die Ergreifung
seines Attentäters musste schließlich würdig gefeiert werden. Franz hatte sich
für den Rest des Tages freigenommen und war ebenfalls nach Hause gegangen.
Wahrscheinlich schlief er bis morgen durch, so fertig wie er gewesen war.
Sollte er ruhig. Sie hatten abgemacht, dass sich Max wegen der Morde in Giesing
erst morgen wieder bei ihm meldete.
    »Na, so
schlimm wird es schon nicht sein. Verhungert schaust du auf jeden Fall nicht
aus«, frotzelte Gesine und tätschelte seinen kleinen Bauchansatz.
    »Hast du
eine Ahnung«, scherzte er zurück. »Was gibt es denn?«
    »Lauter
leckere Sachen. Und der Clou: Alles rein vegetarisch und total gesund!«, rief
sie ihm von ihrer kleinen Küchenzeile aus begeistert zu.
    »Das
ist ja, äh, … wirklich … ganz toll, Gesine. Super.« Ja, ist die denn von allen guten
Geistern verlassen? Da lädt sie mich großkotzig zu sich nach Hause zum Essen
ein und dann gibt es Vogelfutter und Grünzeug? Ich glaub, ich spinne. Das ist
ja die reinste Folter. Sie müsste doch wissen, dass ein Mann etwas Gescheites
braucht und nicht irgendeinen rohen Körnermüll, von dem man höchstens einen
Darmverschluss bekommt. Was frisst denn wohl ihr Mastschwein Woller? Etwa
Löwenzahnblätter mit Brennnesseltee? Da lach ich doch bloß. Ja,
Herrschaftszeiten noch mal. Hat sich denn zurzeit alles gegen mich verschworen?
Von einer plötzlichen heftigen Depression übermannt, setzte er sich im
Zeitlupentempo an den sorgsam dekorierten und gedeckten Esstisch.
Herrschaftszeiten, wenn das so weitergeht, habe ich bald einen Burn-out, dachte
er.
    »Gang
eins: Vitello tonnato. Bitte sehr, der Herr!« Mit vor Stolz geschwellter Brust
setzte sie einen randvollen flachen Teller vor seiner Nase auf dem Tisch ab.
    »Mit
Kalbfleisch?« Er blickte ungläubig zu ihr auf.
    »Logisch.«
    »Und
Thunfischsoße?«
    »Wie es
sich gehört.« Gesine lächelte wie die Stewardess in der ersten Klasse eines
Linienfluges.
    »Aber
du hast doch gesagt …

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