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Isartod

Isartod

Titel: Isartod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kämmerer
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Schmalbrustkastanien, die erst in hundertfünfzig Jahren angemessen Schatten spenden würden. Bajazzo döste unter dem Tisch, und Mader spülte die letzten Reste seines Schnitzels mit Bier hinunter. Die Dämmerung lastete schwer auf den filigranen Kastanien, die druckfrische Abendzeitung lag auf dem Tisch. Das Bier im halb vollen Maßkrug leuchtete goldrot. Sonnenuntergang.
    Zankl war nach seiner Recherche über Escortservices ziemlich geplättet. Die residierten an den schönsten Orten Münchens und verdienten sich dumm und dämlich. Ganz legal offenbar. Mit Steuernummer. Vielleicht hatte er den falschen Job? Er hatte noch mal Gaby angerufen und sich für die Tipps bedankt. Sie hatte ihn gefragt, wie denn seine Frau die Unterwäsche fand. »Toll«, hatte er gelogen. Denn er hatte sich immer noch nicht getraut, sie ihr zu geben. Heute würde er es tun, ganz bestimmt.
    Dosi war fleißig. Hatte sich schlau gemacht über Patzer. Bei den Kollegen von der Wirtschaft, im Internet,sogar im Rathaus. Ein echter Strippenzieher, dieser Patzer. Hatte seine Finger in allen wichtigen Bauvorhaben der Stadt. Das größte Projekt war momentan ISARIA , von dem auch Katrin Patzer sprach. Völliger Wahnsinn: überdachte Isar! Patzer wurde alles Mögliche nachgesagt. Aber blütenreine Weste. Wurde vertreten von der Kanzlei Steinle & Partner. Dieselbe Kanzlei, bei der der alte Haslbeck sein Testament hinterlegt hatte.
    Jetzt war Dosi in Eile und presste sich in einen Petticoat. Ein Kostümball? Nein, sie ging auf eine Tanzveranstaltung des Rock-’n’-Roll-Klubs Sendling Tigers . Im Rock war sie endlich drin, jetzt brauchte sie nur noch eine Bluse, die nicht aus allen Nähten platzte. Ein bisschen abnehmen wäre echt mal wieder angesagt. Da war Tanzen genau das Richtige: One o’clock, two o’clock: ROCK!
    Ach ja, Patzer und Steinle ließen es so richtig krachen bei ihrem Lieblingsitaliener, im Centrale in der Schellingstraße. Die gemeinsamen Geschäftsbeziehungen hochleben lassen.
    Und Hummel? Machte die Dinge, die er am liebsten machte. Ein Bier auf, eine Zigarette und die Stereoanlage an. Diana Ross: My old piano . Am liebsten war natürlich relativ. Also, die Dinge, die man gut allein machen kann. Wie Tagebuchschreiben.
    NERVENSÄGE
    Dosi war inzwischen das Gegenteil von einsam. Wie kam’s? Auf der Tanzveranstaltung der Sendling Tigers gestern Abend hatte sie echt viel Spaß. Sie war jetzt offizielles Mitglied. Und hat eine Klette am Hals. Einen Typen, der sich erst im Morgengrauen als solche entpuppte. Fränky-Boy, ein hagerer, langer Rockabilly-Typ mit einer Haartolle wie ein Dreimeterbrett. Was sie gerne als One-Night-Stand nach einer ausgelassenen Tanzparty abgehakt hätte, drohte sich zum Dauerzustand zu entwickeln. »Du bist so feurig!«, hatte er zu ihr gesagt. Süß. Auch wenn das Kompliment eher zu einem Bohneneintopf gepasst hätte. Der Typ war noch Student, hatte also richtig viel Zeit. Und deshalb war er so lieb und hatte sie vorhin ins Präsidium gebracht und wollte sie auch später von dort wieder abholen. Echt nicht. Den musste sie irgendwie ausbremsen. Die neu erworbene Mitgliedschaft würde sie erst mal ruhen lassen. Lieber tanzte sie wieder allein vor dem Flurspiegel und konzentrierte sich ansonsten auf ihre Arbeit.
    Sie dachte über Patzer nach. Irgendwas an dem Typen war nicht knusper. Vom Wirtschaftsdezernat hatte sie jetzt mehr über sein gewaltiges Bauprojekt ISARIA erfahren. Gegen alle Widerstände. Wie konnte Patzer das Wellnessteil überhaupt planen, wenn ihm weder Waldeck noch der Grund gehörten? Bei Haslbeck mochte zwar alles nach Selbstmord aussehen. Aber von wegen: »Wir brauchen den alten Kasten nicht …« Sagte er doch vorhin treuherzig am Telefon: »Ja, jetzt gehört das alles meiner Frau. Gemeinsam werden wir dieses Großprojekt angehen. Das ist ein starker Impuls für die regionale Wirtschaft und den Tourismus, und wir werden dafür sorgen, dass der sensiblen Flusslandschaft mit höchstem Umweltbewusstsein begegnet wird. Wir führen Menschen mit Verantwortung und finanzieller Potenz an die Schönheit unserer bayerischen Natur im Isartal heran. Sie werden sehen, ISARIA wird ein Meilenstein in grüner Luxustouristik …«
    Mit Mader konnte sie über ihren Verdacht nicht reden, der wollte ja, dass sie die Haslbeck-Geschichte schnell abhakte. Vielleicht mal mit Hummel? Aber der hatte heute ein bisschen eher Schluss gemacht. Ob er noch was vorhatte?
    ÜBERSTUNDEN
    Hummel machte Überstunden. Auf

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