Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Isartod

Isartod

Titel: Isartod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kämmerer
Vom Netzwerk:
Mittelalter«, ergänzte Dosi lautlos. »Sagen Sie, gab es im Februar oder März größere Veranstaltungen auf der Burg?«
    Hallmeier sah Dosi erstaunt an. Dann schüttelte sie den Kopf. »Das wüsste ich. Ich bin ja immer da. Na ja,für die ersten drei Märzwochen kann ich es nicht sicher sagen. Da hab ich meinen Jahresurlaub und bin bei meiner Schwester in Aschaffenburg.«
    »Und könnte der Graf in dieser Zeit alleine …?«
    »Wieso sollte er? Und außerdem hat er doch zwei linke Hände. Er hatte …« Ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen.
    Dosi atmete tief durch, als sie durch das Friedhofstor auf die Straße trat. Die 27er-Tram stand an der Haltestelle. Dosi legte einen Spurt hin.
    STERNCHENKÜCHE
    Präsidium. Maders starrte den Telefonhörer an, als wäre der ein Ufo. Hatte ihm eine ausgesprochen sonderbare Botschaft gesendet. Dr. Günther wollte mit ihm essen gehen. Ins Kolibri in der Nähe vom Lenbachpalais. »Fünf Minuten zu Fuß. Ich hol Sie in einer halben Stunde ab. Bis später.« Hugh, ich habe gesprochen. Mader aß ja wirklich gerne, aber das würde er sich lieber ersparen. Was wollte der Günther von ihm? Und lauwarme Sternchenküche war so gar nicht seins. Warum hatte er nicht gesagt, dass er keine Zeit hat? Heute nicht, morgen nicht, übermorgen nicht. Weil Günther sein Chef war. »Bringen wir’s hinter uns«, dachte Mader und sah auf seine abgewetzten dunkelbraunen Cordhosenbeine hinab. Der diskrete Charme des Landadels. Mader ging zu den Kollegen rüber. Nur Hummel war da und recherchierte im Internet. »Hummel, können Sie bitte mittags Bajazzo übernehmen? Ich muss mit Dr. Günther zum Essen.«
    »Oh. Mein Beileid. Alles klar.«
    KINDERTELLER
    Die paar Hundert Meter von der Ettstraße zum Lenbachplatz mit dem Alten Botanischen Garten und dem Justizpalast zogen sich wie eine Wüstendurchquerung mit Reinhold Messner. Nur dass es mit dem sicher lustiger wäre. Günther erzählte von seinen Kindern und ihren schulischen und universitären Leistungen, von seiner Frau, seinem Haus, seinem Urlaub. Von seiner Idee, sich einen alten Mustang Cabrio zu kaufen und damit bis zum Nordkap zu fahren. Von Dingen, die Mader so fremd waren wie der Gedanke, sich eine Katze anzuschaffen. Mindestens.
    Dann das überkandidelte Interieur des Kolibri : Rigips in mondän. Kolonialmöbel im Herrenreiterstil. Die Krönung: der affektierte Kellner, dessen Gesichtshaut Mader an Brühpolnische erinnerte. Sicher im Solarium eingepennt. Günther wurde mit »Dr. Hier« und »Dr. Da« umtänzelt.
    Mader murmelte ein Mantra: »Mein Körper ist hier, mein Geist ist auf Reisen. Mein Körper ist hier, mein Geist …«
    »Himbeergeist?«
    »Wie?« Mader sah den Kellner entgeistert an.
    »So antworten Sie doch, Mader«, drängte Günther. »Aperitif?«
    »Nein danke. Ein Weißbier.« Im letzten Moment schickte er »alkoholfrei« hinterher und hoffte, dass nur Günther es gehört hatte.
    Ihr Tisch war direkt an einem der fünf Meter hohen Fenster. Blick auf den Verkehr am Lenbachplatz. Geraderumpelte die 19er-Tram vorbei. Mader blickte ihr sehnsüchtig hinterher.
    Der gegrillte Kellner brachte Günther einen Drink in einem riesigen Glas. Gelb und trüb wie Elefantenpipi. Am Glasrand eine Physalis. »Mango-Juice und ein Schuss Holunder«, erklärte Günther. »Vitamine pur. Trink ich immer hier.«
    Sie stießen an. Maders 0,3-Alkoholfrei war mit einem Zug fast leer. Nur noch der Hals – wie der Bayer sagt.
    »Mader, ich hab ein ernstes Wort mit Ihnen zu reden«, eröffnete Günther.
    Der Kellner kam wieder an den Tisch. »Haben die Herren schon gewählt?«
    Im selben Moment klingelte Günthers Blackberry. Er nahm ab und zeigte dem Kellner parallel was auf der Karte. Multitasking. Dann deutete er zu Mader hinüber und widmete sich seinem dringenden Telefonat.
    »Und was darf es bei Ihnen sein?«, fragte der Kellner.
    »Für mich was Leichtes. Das Gschorselte vom Reh.«
    »Wir haben kein Wild. Wie wäre es mit einem Carpaccio vom …«
    »Schweinsbraten? Bitte mit Bratkartoffeln aus der niederbayerischen Tiefebene. Und bringen Sie mir noch ein Weißbier. In einem normalen Glas. Und mit Atü.«
    Als der Kellner abzog, schnaufte Mader durch: »Mannmannnmann …«
    Günther beendete sein Telefonat mit dem schönen Satz: »Na, dann sehen wir uns ja am Samstag auf dem Green.«
    Mader stürzte den Rest seines Alkoholfreien hinunter.
    »Nun zu uns, mein lieber Mader … Wie kommen Sie eigentlich mit der Wasserleiche voran?«
    »Geht

Weitere Kostenlose Bücher