Isartod
Warmes Alkoholfreies! Ein Fall fürden Ausguss. Er leerte das Bier in die Spüle und holte sich ein Tegernseer aus dem Kühlschrank.
Ahhhh!!
BEERDIGUNG
Grauertrauervormittagshimmel. Es regnete Bindfäden. Der Kies glänzte und knirschte unter den Schritten der zahlreichen Trauergäste. Ein Meer in Schwarz. Dosi fluchte, weil sie keinen Schirm dabei hatte. Stellte sich brav an in die Schlange vor der Aussegnungshalle.
Ostfriedhof. Hier lag auch Mosi samt Mama, und die Leute legten immer noch Blumen bei ihm ab. Die Gruft war so groß, dass sein Rolls-Royce reingepasst hätte. Tiefgarage. Auch so ein Kriminalfall, der Mosi mit seinem Telefonkabel. Wieso auch ? Haslbeck war aus dem Fenster gestürzt. Die Tür war von innen verschlossen. Und die Aussage der Haushälterin über den Metzger hatte nichts gebracht. Trotzdem.
»Rossmeier! Was machen Sie hier?«
Dosi schreckte hoch. »Oh, Dr. Günther.«
Der Dezernatsleiter funkelte sie an. »Was treiben Sie sich hier herum? Nur weil Sie bei Mader arbeiten, heißt das nicht automatisch, dass Sie seine schlechten Angewohnheiten übernehmen müssen!«
»Äh, nein, das heißt … Ich bin dienstlich hier. Sie auch?«
»Nein. Privat. In gewissen Kreisen kennt man sich. Haslbeck war ein hochrangiges Mitglied der Münchner Gesellschaft. Ich möchte nicht, dass auch nur der leiseste Zweifel an seiner Integrität aufkommt.«
In der Aussegnungshalle trennten sich die Wege: Gspickte vorn, Fußvolk hinten. Ganz vorne: Katrin von Haslbeck, verheult. Ihr Mann neben ihr, entspannt. Dosi musterte die übrigen Trauergäste. Ein paar Gesichter kannte sie: den bayerischen Wirtschaftsminister, den Vorsitzenden vom Bund Naturschutz, den zweiten Bürgermeister. Staatstragend. Langsam versiegte das Gemurmel. Stille. Alle Blicke auf den Sarg. Eingebettet in einen Urwald aus Kränzen und Gebinden. Lange Schleifen mit Gold- und Silberlettern. Ganz still jetzt. Die Trauergemeinde erwartete den Pfarrer und seine tröstlichen Worte. Eine Seitentür öffnete sich. Zwei Friedhofsbedienstete in betroffenheitsgrauen Anzügen trugen eine Staffelei mit einem prächtigen Kranz herein. Alle Augen auf die Schleife. Als die Staffelei ihren Platz im Urwald gefunden hatte und einer der beiden Herren die Schleife nach vorne legte, konnten es alle lesen: »Die Eierbacher Nudelfabrik dankt ihrem langjährigen Mitarbeiter.« Tuscheltuscheltuschel. Leise öffnete sich die Tür wieder, durch welche die beiden Friedhofsherren gerade verschwunden waren. Hopsa! Da waren sie wieder. Ihre subtile Leichenblässe war feurigem Rot gewichen. Abgang Nudelkranz. Falsche Baustelle. Ein Hauch von Heiterkeit durchwehte die kühle Halle.
»Ein Großer ist von uns gegangen«, begann der Pfarrer plötzlich, wie vom Himmel herabgestiegen.
»Ja, genau«, dachte sich Dosi. »Ihr Leistungsträger. Aktienfondsverwalter, Börsenzocker, Steuerhinterzieher, Immobilienhaie.« Sie schaltete auf Standby.
»Drum lasset uns nun beten in stiller Andacht für den Verstorbenen«, läutete der Pfarrer das Ende seiner Ausführungen ein.
Was? Schon vorbei? Dosi war verblüfft. War das so kurz, oder war sie so weit weg? Na ja, musste auch schnell gehen. Die Nudelfabrik wollte ja auch noch ihren langjährigen Mitarbeiter mit Anstand unter die Erde bringen.
In gemessenem Abstand folgte Dosi dem Leichenzug zur Grabstelle. Es regnete immer noch. Asche zu Asche. Einer nach dem anderen warf ein Schäufelchen Erde ins offene Grab. »Das ist der Besitzer der Mangfall-Stahlwerke«, sagte jemand neben Dosi, als sie sich zum Gehen umwandte.
»Oh, Frau Hallmeier. Ja, eine Menge wichtige Menschen hier.«
»Der Graf hat viel bewegt für dieses Land. So ein Ende passt nicht zu ihm. Er hatte so viele Ideale. Und er war gläubig. Selbstmord ist Sünde!«, flüsterte sie.
»Finanziell stand er mit dem Rücken zur Wand.«
»Seine Tochter war sein ein und alles. Er würde ihr nicht einfach einen Schuldenberg hinterlassen.«
»Na ja, es bleibt in der Familie. Das Geld kommt doch von ihrem Mann.«
»Sie haben gestritten.« Sie schluckte und lächelte entschuldigend. »Ich, äh, ich habe nicht gelauscht, also nicht absichtlich. Es ging um Geld, das sich der Graf geliehen hat. › ISARIA nur über meine Leiche‹, hatte der Graf gesagt. Dr. Patzer will die Burg umbauen und braucht den Grund. Graf von Haslbeck hätte nie zugestimmt. Ihm waren Traditionen so wichtig, der Familiensitz. Ein von Haslbeck in der achten Generation …«
»Und wir leben immer noch im
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