Isartod
machst du nicht.«
Steinle sah ihn ernst an. »Mach hier keinen auf moralisch. Nicht du. Wir sind beide Geschäftsleute. Wenn du deine große Nummer mit den Scheichs abziehst, denkst du bestimmt auch an mich. Du bist Geschäftsmann, ich bin Geschäftsmann. Du beteiligst mich angemessen und bekommst dafür einen ausgezeichneten Rechtsbeistand. Der nichts weiß von irgendwelchen Testamentsänderungen.«
Patzer nickte nachdenklich.
»Und was ist mit der Wasserleiche?«, fragte Steinle.
»Da passiert nix. Das Mädel ist Asbach. Da können die zehnmal ein Foto in die Zeitung setzen, da tappt die Bullerei komplett im Dunkeln.«
»Aber was ist mit ihrer Agentur, Patzer?«
»Die zahl ich, wenn’s is. Aber wo kein Kläger …«
»Okay. Patzer, eine Bitte: Nimm ein bisschen das Gas raus bei ISARIA . Sonst denkt noch wer, dass es einen Zusammenhang gibt mit Haslbecks Tod.«
»Den gibt’s nicht. Und wir sind unter Zeitdruck. Die Finanzierung steht. Die Araber bezahlen alles. Aber wenndie keine Lust mehr haben, ist es Essig mit ISARIA . Wir sind so knapp davor! Nur noch der Umweltminister! Der Wirtschaftminister findet die Idee sowieso gut. Steinle, es geht hier um 80 Millionen Euro! Und jede Menge Jobs. Wenn die Bayerischen Staatsforsten grünes Licht geben, können wir sofort anfangen. Jetzt, wo ich den Grund verwalte und der Alte uns nicht mehr mit Umweltschutz kommen kann.«
Steinle nickte. »Eins noch. Wer von der Polizei war bei euch?«
»Eine Kommissarin Rossmeier, so eine kleine Dampfwalze.«
»Ach – die war auch bei Freddi in der Metzgerei. Einige meiner Mandanten aus Starnberg hatten ziemlich Ärger mit ihr. Dann hab ich ein bisschen Kontakte gepflegt, damit sie von dort wegbefördert wird. Dass sie ausgerechnet bei der Mordkommission landet …«
KEINE SCHMINKE
Dosi interessierte sich nicht im Entferntesten für Mode – ihr eigener Stil war derzeit geprägt von Tamaras Jeansshop in der Müllerstraße –, aber dass Katrin Patzer exquisit angezogen war, bemerkte selbst sie. Das enge schwarze Kleid hatte etwas Strenges und Verführerisches zugleich. Genug Trauer, aber auch genug Leben. Perfekt. Katrins Augen waren gerötet. Das verbarg auch keine Schminke.
»Das tut mir sehr leid mit Ihrem Vater, Frau Patzer«, begrüßte Dosi sie.
»Danke, ich …« Ihr versagte die Stimme.
»Möchten Sie Ihren Vater noch mal sehen?«
»Nein, bitte nicht. Was ich nicht verstehe … Warum befasst sich die Kripo mit Selbstmord?«
»Wir wollen sichergehen, dass kein Fremdverschulden vorliegt. Frau Hallmeier hat eine Person auf dem Gelände gesehen. Aber das ist geklärt. Es war der Metzger wegen der Bestellung für das Fest. Kennen Sie ihn?«
Katrin schniefte auf. »Nein, das hat mein Vater immer selbst geregelt. Ich war für die Einladungen zuständig. Der Metzger hat ihn gefunden?«
»Nein, Frau Hallmeier. Der Metzger war mit Ihrem Vater verabredet, aber der hatte sich offenbar im Turm eingesperrt.«
»Er sperrt nie ab, wenn er oben ist.«
»Außer vielleicht, wenn er nicht gestört werden will.«
Katrin schossen die Tränen in die Augen.
Dosi schaltete einen Gang zurück und war betont einfühlsam zu Katrin. Und sie bekam reichlich Auskunft. Zu den finanziellen Problemen des verstorbenen Burgherrn. Dass er ohne seinen Schwiegersohn seit Jahren zahlungsunfähig wäre. Der mit ihm im Streit lag wegen des Großprojekts ISARIA . Was er aus tiefstem Herzen ablehnte.
»Er ist ein Haslbeck! In der achten Generation! Er kann doch den Familiensitz nicht verkaufen«, sagte Katrin mit fester Stimme.
Dosi hatte was gegen Standesdünkel. Gerne hätte sie eine kleine Boshaftigkeit vom Stapel gelassen, aber sie tat es nicht. Katrin Patzer bestätigte noch die Aussage ihres Mannes, dass sie abends beide zu Hause waren, und damit war die Sache für Dosi erledigt. Vorerst. Dosi gab ihr noch das Schlüsselbund ihres Vaters. »Das hatte ich gestern mitgenommen für eine kriminaltechnische Untersuchung. Hat aber nichts ergeben.«
Katrin sah sie verwundert an, dann nickte sie. Sie gaben sich die Hand. Katrins Hand war eiskalt.
»Passen Sie auf sich auf«, sagte Dosi und sah ihr nach, wie sie langsam den Gang hinunterging. Mit hängenden Schultern. Da half auch das schönste Kleid nicht.
GOLDROT UND PETTICOAT
Mader saß in einem der weniger attraktiven Biergärten im Ostpark. Aber ihm gefiel es hier, die aufgeräumte Künstlichkeit des Parks, der abgezirkelte Teich mit seiner Betoneinfassung, die zerzausten
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