Isartod
so. Ein paar Hinweise, ein paar Spuren. Nichts Konkretes …«
»Sie haben doch jetzt mehr Leute. Wie macht sie sich denn, die Rossmeier?«
»Sehr gut, danke der Nachfrage.«
»Dann setzen Sie sie bitte auch korrekt ein. Ich hab die Rossmeier auf der Beerdigung von Graf von Haslbeck getroffen. Was macht die da? Ermittelt sie in einem Selbstmordfall?«
»Sie hat offenbar ihre Zweifel.«
»Was für Zweifel? Warum schicken Sie sie dorthin?«
»Ich schicke niemanden irgendwohin. Meine Leute ermitteln selbstständig. Wenn sie glaubt, dass sie auf dieser Beerdigung etwas erfährt, was ihr bei ihren Ermittlungen weiterhilft, warum soll sie dann nicht hingehen?«
Der Kellner brachte das Essen.
Mader sah skeptisch auf seinen Teller. »Kinderteller«, murmelte er. »Maximal.«
»Hören Sie mir zu?«, fragte Günther.
»Voll und ganz, Dr. Günther«, sagte Mader und probierte die Kartoffeln.
Günther sah Mader missbilligend an. »Ich sehe keinen Grund dafür, dass eine Beamtin der Mordkommission auf der Beerdigung eines hochrangigen Mitbürgers rumlungert, der sich auf so tragische Weise das Leben genommen hat.«
»Sehen Sie es doch so: Solange Sie es nicht herumerzählen, dass Rossmeier sich dort umgeschaut hat, wird es auch keiner in den erlauchten Kreisen erfahren. So bekannt ist sie nicht.«
Günther sah Mader scharf in die Augen.
Mader erwiderte den Blick. Und schob den letzten Rest Bratkartoffeln auf seine Gabel. »Nicht schlecht«, musste er zugeben. »Aber sehr wenig.«
»Zahlen«, rief Günther in Richtung Kellner. Die gefüllte Artischocke auf seinem Teller hatte er nicht einmal probiert.
SO KOMISCH ANZUSEHN
In Maders Büro dudelte leise das Radio. Mader studierte Akten. Bajazzo döste friedlich zu seinen Füßen. Erschöpft von einem langen Spaziergang mit Hummel, der ihm hinterher eine große Wurst spendiert hatte. Guter Mann.
Mader rief Dosi zu sich. »Doris, ich hatte vorhin das Vergnügen, mit Dr. Günther essen zu gehen. Sagen Sie, warum waren Sie auf der Beerdigung?«
»Ich wollte mal die Leute sehen. Um ein besseres Gefühl für Haslbecks Umfeld zu kriegen. Klar, alles spricht für Selbstmord. Das mit dem Metzger hat nichts ergeben. Und die Tür vom Turm war verschlossen. Aber trotzdem.«
»Ihre Zweifel in Ehren. Aber es wäre gut gewesen, wenn ich gewusst hätte, dass Sie auf der Beerdigung sind.«
»Äh, ich dachte, das ist nicht so wichtig. Soll ich jetzt immer …?«
»Nein, sollen Sie nicht. Aber ich möchte vorbereitet sein, wenn Günther bei mir aufschlägt und …« Mader hob den rechten Zeigefinger und machte das Radio ein bisschen lauter: Du bist so komisch anzusehn, denkst du vielleicht, ich find das schön …
Dosi sah ihn entgeistert an.
»Charles Aznavour«, erklärte Mader feierlich. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder Dosi.
»Günther ist der Chef. Und er hat dafür gesorgt, dass Sie bei uns arbeiten. Also hat er auch gute Seiten. MachenSie mir einen kurzen Abschlussbericht, und dann unterstützen Sie die Jungs wieder bei der Wasserleiche.«
Dosi nickte. Obwohl sie eigentlich ein paar andere Sachen auf dem Schirm hatte, zu denen sie Maders Meinung durchaus interessiert hätte. Etwa, dass die Wasserleiche gar nicht so weit entfernt von Burg Waldeck gefunden worden war. Oder die Frage, ob es auf der Burg eine Folterkammer gab …
NIRWANA
»Boa, der hab ich das Nirwana gezeigt!«, sagte Luigi und stieg aus der Dusche. Katrin brauchte momentan viel Liebe, die sie von Patzer bestimmt nicht bekam. Keine Spur von Mitgefühl, nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters. Er hingegen: Sensibilität in Person. Jetzt war Katrin nach einer sportlichen Nummer zur Mittagszeit ermattet in die Federn gesunken, während ihn das Koks auf hundertachtzig hielt. Seine nackten Füße registrierten wohlig die Fußbodenheizung im Bad. Er sah in den großen Spiegel und war ziemlich zufrieden. Mit seinen neunundzwanzig war sein Körper top in Form. Ein paar Jahre noch. Er stellte sich auf die Zehenspitzen. Seine Bauchmuskeln, seine schmalen Hüften, sein … Langsam war es an der Zeit, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen.
Er zog Patzers Bademantel an und machte eine Hausbesichtigung. Er war zum ersten Mal hier, bisher hatten sie sich in Hotels getroffen. Auch schon mal bei ihm zu Hause. Aber man war sich inzwischen vertrauter, und Patzer war geschäftlich unterwegs. Ist die Katze außer Haus, tanzen die Mäuse.
In der Küche fand er eine Packung Lachs im Kühlschrank. Er aß ein paar
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