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Isartod

Isartod

Titel: Isartod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kämmerer
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Scheiben ohne Brot. Wertvolles Eiweiß. Die Fettfinger wischte er achtlos am Bademantel ab.
    Jetzt aber Tacheles. Er war ja nicht zum Spaß hier. Wüsste Katrin, dass er ihr Schlafmittel in den Schampus gemischt hat, fände sie ihn nicht mehr so nett. Er holte sich aus der Besteckschublade einen Bratenwender und ging nach oben. Das Schnappschloss war ihm vorhin schon aufgefallen. Ungewöhnlich in einem Haus. Er ließ das flache Edelmetall in die Türritze auf Höhe des Schlosses gleiten, und schnack! war die Tür offen. Gelernt ist gelernt.
    Wow! Lässig vierzig Quadratmeter. Riesiger Designerschreibtisch aus Chrom und Glas. Darauf gähnende Leere bis auf einen iMac und ein Telefon. Ordentlicher Mensch. Luigi sah sich um. Auf dem Besprechungstisch am Fenster lag eine Mappe. Eher nebenbei blätterte er sie durch. Computergrafiken von einem Wellnessresort. Nicht schlecht. Gefiel ihm. Patzer wusste, was die Leute wollen. ISARIA . Klar. Isar. Isartal. Gute Idee – Wildnis und doch stadtnah.
    Das Telefon klingelte. Luigi zuckte zusammen. Anrufbeantworter:
    »Verdammt, Patzer, wo bist du? Du hast das Handy nicht an, zu Hause bist du auch nicht! Ruf mich an! Hier ist die Kacke am Dampfen! Wegen der Wasserleiche in der Zeitung und dem alten Haslbeck drehen alle am Rad! Uns hilft die ganze Finanzierung aus Abu Dhabi nicht, wenn jetzt Unruhe entsteht. Ruf mich an! Wenn wir das nicht in den Griff kriegen, kannst du dir ISARIA und die ganze Kohle in die Haare schmieren.«
    Der Ungenannte knallte den Hörer hin. Luigi kannte die Stimme. Steinle. Wie Patzer ein Stammgast im Centrale . Oft genug hatte er die beiden bedient. Interessant. Luigi rieb sich das Kinn. Die Wasserleiche in der Zeitung. Darüber hatte er gelesen. Der alte Haslbeck. ISARIA . Er setzte sich an den Schreibtisch und fuhr den Rechner hoch. Passwortgeschützt. Klar. Daran würde er sich nicht die Finger verbrennen. Konnte man hinterher sehen, wenn man falsche Kennwörter ausprobierte. Er fuhr die Kiste wieder runter. Blätterte noch mal durch die Präsentationsmappe mit ISARIA . Darüber musste er mehr rauskriegen. Ob Katrin etwas wusste? Leider konnte sie ihm jetzt keine Auskunft geben. Schlief ja tief und fest. Er zog die Zimmertür hinter sich zu. Er musste los. In die Arbeit.
    BACK HOME
    Das Erste, was Patzer sah, als er sein Büro betrat: der Bratenwender. Wie ein abstraktes Designobjekt auf seinem Schreibtisch. Patzer hob ihn auf und roch daran. Nichts. Er sah im spiegelnden Edelstahl seinen dummen Gesichtsausdruck. Patzer schlug wütend mit dem Bratwerkzeug auf die Tischplatte. Wenn Katrin zu Hause gewesen wäre, hätte er sie umgehend zur Rede gestellt. War sie aber nicht. Genervt ließ er sich auf den Schreibtischstuhl fallen und sah den blinkenden Anrufbeantworter. Er drückte den roten Knopf und hörte sich die Nachricht an. Dann rief er zurück.
    Steinle meldete sich sofort. »Mann, Patzer! Wo bist du?«
    »Zu Hause. Ich war in Basel. Eigentlich wollte ich erst morgen zurück. Ging schneller.«
    »Warum gehst du nicht an dein Handy?«
    »Weil ich im Flieger sitze.« Patzer zog sein iPhone aus der Tasche und sah, dass er es danach nicht mehr eingeschaltet hatte. »Was ist so dringend?!«
    »Nachdem die Tussi in der Zeitung war, rufen Hinz und Kunz bei mir an. Du glaubst gar nicht, wie interessant ein guter Anwalt ist, wenn’s ungemütlich wird. Findet sogar unser lieber Herr Wirtschaftsminister. Rein prophylaktisch, ob ich eventuell ein Mandat übernehmen könnte. Die haben Panik, dass jemand auspackt, jetzt, wo Haslbeck das Zeitliche gesegnet hat.«
    »Sollen doch froh sein. Edi kann nichts mehr erzählen. Die haben Glück, dass er keinen Abschiedsbrief verfasst hat. Wir sind deren Lebensversicherung. Und wir sind kooperativ. Eine Hand wäscht die andere. Ich hab jetzt ganz andere Sorgen. Hier war jemand in meinem Büro. Auf meinem Schreibtisch liegt ein Bratenwender. So ein Teil zum Schnitzelumdrehen.«
    »Vielleicht ’ne Drohung der Mafia? Die Spaghettis haben es doch mit Kochen.«
    »Sehr witzig. Jedenfalls war jemand hier.«
    »Vielleicht hat deine Frau nur aufgeräumt und das Ding liegen gelassen. Beruhig dich. Kannst du in einer Stunde im Centrale sein? Wir müssen reden.«
    Patzer rieb sich die müden Augen. Genervt ging er am iPhone seine verpassten Telefonate durch. Nichts, was sofort zu erledigen wäre. Der Bratenwender lag wie ein Menetekel vor ihm. Grinsend schüttelte er den Kopf. Sah schon Gespenster. Er fuhr den Rechner hoch, um ihn

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