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Isartod

Isartod

Titel: Isartod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kämmerer
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sie zu vermarkten hatten. Aber der ganze Powerpoint-Schmarrn und diese Seminarspielchen waren Mader ein Graus.
    Am Ammersee war die Stimmung auf dem Höhepunkt.
    »Mann, das geht mir vielleicht auf den Sack«, stöhnte Zankl in der Mittagspause, als sie im Biergarten der ehemaligen Brauerei in Stegen saßen.
    »Ach«, meinte Hummel und blinzelte in die Sonne. »Wenigstens ist es schön hier.«
    »Mir wär’s lieber, wir würden uns um unseren Fall kümmern«, sagte Dosi.
    »Natürlich, Fräulein Einserschülerin«, sagte Zankl.
    »Ihr beide geht mir auf den Zeiger«, murmelte Hummel und stand auf. »Diskutiert ihr ruhig eure Beziehung. Ich geh eine rauchen.« Er schlenderte zum sumpfigen Ufer des langsam verlandenden Sees und setzte sich auf die Holzplanken eines der Bootshäuser. Eine weite silberne Platte im diesigen Gegenlicht. Feine graue Schablonen am Horizont – die Alpenkette. Er schloss die Augen. Alles orange. In seinem Kopf hörte er die Streicher, das Orchester. Dann die Stimme von Sam Cooke: I was born by a river in a little tent. And just like the river I’ve been running ever since …
    Ein Moment der Freiheit und Zufriedenheit. Galt überall. Stegen, Ammersee oder Clarksdale, Mississippi. Dasselbe Gefühl.
    GANZ EASY
    »Hey, das war doch ganz easy!«, dachte sich Luigi. Und darüber hatte er sich den ganzen Tag den Kopf zerbrochen. Was er nicht auf dem Schirm hatte: Patzer war ein Profi, war zu Hause in der Welt der Finanzen. Das Ganze war gelaufen wie ein Gespräch mit dem Kreditberater: »Wie viel brauchen Sie? Was haben Sie für Sicherheiten? Wannsollen wir zahlen?« Grundsolide. Irgendwie hatte er Patzer anders eingeschätzt. Dass hinter der kühlen Geschäftsfassade ein Raubtier lauerte, bereit, jeden zu zerreißen, der sich ihm in den Weg stellte. Aber dafür waren die Informationen einfach zu gut. Dass er nicht gleich zahlte, okay, damit war zu rechnen gewesen. In ein paar Stunden treibt man keine halbe Million auf. Aber egal. Das Zahlungsziel von einer Woche würde ihm die Heimkehr von Mallorca versüßen. Er würde sich natürlich langsam nach einem anderen Job umsehen. Vielleicht ein eigenes Lokal, eine Bar in der Innenstadt. Luigi’s Espresso Bar.
    Im Strabanz brannte noch Licht, irgendwo hinten im Lokal. Luigi würde da keinen Fuß reinsetzen, in diese Hippiekneipe. Aber wenigstens widersetzte sich der Laden dem ganzen Studenten-to-go-Scheiß. Durchs Fenster sah er einen Mann und eine Frau in inniger Umarmung. Luigi blieb vor dem Fenster stehen und betrachtete fasziniert das Bild. Wie gemalt. Die Frau sah ihn. Ihre Blicke trafen sich. Er lächelte sie an. Sie sah weg.
    Luigi war euphorisch, als er nach Hause kam. Alles eingetütet und morgen ab in den Urlaub. Ecco! Als er den Hausflur betrat, erlosch das Minutenlicht. Er zuckte zusammen. Und lauschte. Nichts. Er machte das Licht an und ging zum Fahrstuhl. Roch Schweiß und Deo. Classic. Wie immer. Beruhigend. Als er oben aus dem Lift trat, ging das Minutenlicht aus. Schon wieder. Im Fahrstuhllicht trat er an seiner Wohnungstür und steckte den Schlüssel ins Schloss. Die Lifttür schloss sich. Er stand im Dunkeln. Der Schlüssel hakte. Cazzo. Luigi stocherte nervös herum und fluchte leise. Schließlich ging die Tür auf, und er stolperte in seine Wohnung. Er drückte die Tür zu,mit dem Rücken, und atmete schwer. Er tastete nach dem Lichtschalter. Die kleinen Halogenscheinwerfer tauchten das Apartment in sanftes Licht. Luigi riss das Küchenfenster auf. Dann ging er ins Wohnzimmer, um dort das Gleiche zu tun.
    Luigi starrte den Mann an, der da in seinem Sessel saß. Jetzt sah er die Pistole mit Schalldämpfer. Auf dem Sofa saß noch einer. Sah genauso aus, nur einen Tick jünger vielleicht.
    Den einen kannte Luigi. »Freddi, was willst du?«
    »Heute bring ich keine Porchetta, keine Bistecca. Setz dich«, sagte Freddi und deutete auf das riesige Bett.
    Luigi setzte sich. Glucks. Wasserbett.
    »Wenn ich ein Loch in dein kleines Spielzeug mach, kriegst du Ärger mit den Nachbarn«, sagte Freddi und deutete auf die Matratze.
    »Was wollt ihr von mir?«, fragte Luigi mit zitternder Stimme.
    »Du hast da etwas mitgeschnitten. Und es gibt jemanden, der das gar nicht gut findet.«
    »Ich hab einen Deal mit ihm.«
    Freddi schüttelte den Kopf. »Einen Scheißdreck hast du. Wo sind die Dateien?!«
    »Nicht hier. An einem sicheren Ort.« Luigi kriegte sogar ein Lächeln hin.
    Der andere sprang auf, ein Messer in der Hand. Luigi rollte zur

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