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Isartod

Isartod

Titel: Isartod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kämmerer
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Seite. Der Messermann stach mehrfach mit Wucht in die Matratze und grinste irre. Dann setzte er sich wieder aufs Sofa, als wäre nichts gewesen.
    »Hinsetzen, Spaghetti!«, sagte Freddi trocken zu Luigi.
    Luigi setzte sich wieder. Neben ihm kleine Fontänen. Als würden fünf Zwerge aus der Matratze bieseln. »Die Nachbarn …«
    »Sind mir scheißegal. Wo sind die Daten?!«
    »Ich geb euch die Daten. Ich will auch das Geld nicht mehr. Und ich hab mit niemandem darüber gesprochen.«
    »Du wirst auch mit niemandem mehr darüber sprechen.«
    STECKERLFISCH
    Die Zeit ging ins Land. Luigi war offiziell auf Mallorca, und die Kripo stocherte wegen der Wasserleiche weiter im Nebel. Der Druck war im Moment nicht so hoch, weil Dr. Günther nach seinem Seminar in den Urlaub entschwunden war und Mader ihm nicht täglich die Ermittlungsergebnisse durchgeben musste. Wenn es denn welche gegeben hätte.
    Dosi bekam schon was Interessantes raus. Wegen der Fischgräten im Magen der Wasserleiche. Sie hatte ein Faible für die Details. Beim Abklappern der Cateringfirmen – Steckerlfisch macht ja nicht jeder – hatte Dosi tatsächlich einen Anbieter gefunden, der am 13. März dreißig Renken an Haslbeck geliefert hatte. Ist doch schon was. Alleine wird er die kaum verputzt haben. Dosi war sich sicher, dass am 13. März auf der Burg ein Gelage stattgefunden hatte. Die Hallmeier war im Urlaub. Der Einzige, der verlässlich Auskunft hätte geben können, war leider tot. Und seine Tochter wusste nichts von dem Termin. Eine Sackgasse? Aber Dosi blieb dran wie ein Terrier. Der Graf hatte ja nicht allein gefeiert … Jetzt wäre eigentlich der richtige Moment gewesen, mit ihrer Theorie herauszurücken. Dass die beiden Fälle zusammengehörten. Mader wäre nicht begeistert. Wegen Dr. Günther und der besseren Gesellschaft. Vielleicht sollte sie erstmal Hummel ins Vertrauen ziehen? Der war aber heute schon verschwunden. Etwas überpünktlich. Und anders angezogen als sonst. Sah gar nicht mal schlecht aus. Vielleicht hatte er ein Date?
    BLAUES LICHT
    David Bowie sang Dann sind wir Helden, für einen Tag … Ohne Trockeneisnebel, aber ambientemäßig ziemlich auf den Punkt.
    Zankl trat zu Hummel an den Tresen: »Mann, was ist das für ein Laden?«
    » GAP heißt die Kneipe«, sagte Hummel leicht gereizt.
    »Größte Anzunehmende Peinlichkeit. Kreuzberg 1982. Mindestens.«
    »Du Depp. Wärst du lieber im Lindwurmstüberl ?«
    Als das Bier vor Zankl stand, stießen sie an. Zankl zischte das halbe Bier herunter. »Also …?«
    Und Hummel erzählte ihm, wie das heute gelaufen war. Er hatte tatsächlich ein Date, mit einer leibhaftigen Literaturagentin, im Café Mariandl am Beethovenplatz. Er hatte ihr im Vorfeld auch was geschickt, und danach hieß es für ihn: Bange Tage in Clichy. Wie das so ist, wenn man was ganz Persönliches aus der Hand gibt. Die Texte waren schon noch ziemlich räudig, aber man musste ja mal aus der Deckung kommen. Und nun hatte er das Urteil bekommen. Angeklagter, nehmen Sie die Strafe an? Zehn Jahre Schreibverbot. Im Wiederholungsfalle lebenslänglich und Sicherheitsverwahrung. – Ja, Euer Ehren, ich nehme an und verspreche, nie wieder einen solch unausgegorenen Text weiterzugeben. So hatte er sich das zumindest ausgemalt.
    »Hey, Hummel, was ist jetzt, erzählst du mir, wie es war?«
    »Äh, ich. Also. Ich …« Hummel rang nach Worten. Als ob sie auf einer Wäscheleine hingen, die ein paar Zentimeter zu hoch für ihn war.
    Zankl trank das Bier aus und hob das leere Glas in Richtung Barkeeper. »Wie findet sie es?«
    »Ich … Na … Also, es fehlt ihr ein bisschen Emotion und … Humor. Sie fand es irgendwie zu düster.«
    Zankl verschluckte sich. »Zu düster wär mir bei dir jetzt nicht grad eingefallen.«
    Beim zweiten Bier entspannte sich Hummel langsam. Aus dem Lautsprecher kam jetzt Barry White. Offenbar meinte es jemand gut mit ihm. Er sah durch die angelaufene Scheibe auf die Straße. Nach einem Schauer hatte es draußen merklich abgekühlt. Hummel ging raus und zündete sich eine Zigarette an.
    Später sagte Zankl zu ihm: »Vielleicht probierst du einfach mal was Neues aus.« Er deutete auf das Plakat hinter dem Tresen: Poetry Slam. »Zum Beispiel: Hummel, der rappende Bulle. So was gibt’s bestimmt noch nicht. Hey, ich bin da Hummel, / ich trag geilen Fummel, / ich hab ’ne dicke Wumme, / ich sag’s dir, in der Summe / klär ich dir jeden Mord / in München … und an jedem andern Ort. «
    Hummel lachte.

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